Körperfett in Peru:Phantasterei der Polizei

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Vor wenigen Wochen schockierte der Körperfett-Skandal in Peru die Welt. Nun wurde bekannt: Die Mörderbande gibt es, die Geschichte von dem Geschäft mit dem Fett ist frei erfunden.

Die Pishtacos, jene Unholde, die wehrlosen Menschen in den Anden das Fett aussaugen, gehören in die Welt der Mythen und werden dort auch bleiben, denn: An dem Körperfett-Skandal in Peru, der vor wenigen Wochen weltweit für Entsetzen sorgte, ist nicht mehr dran als an der von dem peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa zu Papier gebrachten Geschichte um die körperfettsaugenden Pishtacos. Die makabren Berichte über eine Mörderbande im Dschungel, die Menschen umgebracht und ihr Fett verkauft haben soll, ist frei erfunden.

Was die Zollbeamten am Flughafen von Lima tatsächlich in Flaschen und wachsartigen Stäben entdeckten, ist nicht bekannt. Menschliches Fett war es jedenfalls nicht. (Foto: Foto: AP)

Sie hat den Chef der peruanischen Kriminalpolizei jetzt seinen Job gekostet. General Felix Murga ist mittlerweile entlassen. Aus dem Innenministerium verlautete, Polizisten hätten die gruselige Geschichte erfunden, um von Vorwürfen gegen ihre eigene Behörde abzulenken.

Verhaftete Bandenmitglieder hätten fünf Morde gestanden, es könnten aber Dutzende mehr gewesen sein, hatten Murga und ein anderer hoher Polizeibeamter, Oberst Jorge Mejia, vor kurzem erklärt.

Das Körperfett der Opfer sei auf dem Schwarzmarkt für kosmetische Zwecke verkauft worden, hatten die Polizisten behauptet. Am Flughafen von Lima seien Flaschen und wachsartige Stabe mit menschlichem Fett gefunden worden. Medizin-Experten hatten von Anfang an Zweifel an der Existenz eines solchen Schwarzmarktes geäußert, weil fremdes Körperfett keinen medizinischen oder kosmetischen Wert habe.

Der ehemalige stellvertretende Innenminister Carlos Basombrio äußerte die Vermutung, Polizisten hätten die makabre Geschichte erfunden, um von einem kürzlich erschienenen Pressebericht abzulenken, wonach Polizisten 2007 und 2008 in der Küstenstadt Trujillo in einer Art Selbstjustiz 46 mutmaßliche Verbrecher getötet haben sollen.

Die Polizei hatte der angeblichen Bande den Namen "Pishtacos"verpasst - nach mythischen Gestalten der peruanischen Sagenwelt, die ihre Opfer mit Macheten gevierteilt und ihnen das Fett ausgesogen haben sollen. Mejia hatte erklärt, zwei der Verhafteten hätten bei ihrer Ergreifung Flaschen mit flüssigem Menschenfett dabei gehabt, das nach ihrer Aussage umgerechnet 10.000 Euro pro Liter wert sein soll. Verkauft wurde das Fett an Mittelsmänner in der Hauptstadt Lima und ging nach Vermutung der Polizei weiter an Kosmetikfirmen in Europa. Beweise dafür nannte Mejia allerdings nicht.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/abis/fvk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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