Berlin:Hinter Gittern: Bilanz zum Strafvollzug in der Hauptstadt

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Dirk Behrendt, Justizsenator von Berlin, nimmt an einer Pressekonferenz teil. (Foto: Annette Riedl/dpa/Archivbild)

Berliner Gefängnisse sind nach Ansicht von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) auf die Rückkehr von IS-Kämpfern vorbereitet. Derzeit sitzen nach Angaben der...

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Berlin (dpa/bb) - Berliner Gefängnisse sind nach Ansicht von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) auf die Rückkehr von IS-Kämpfern vorbereitet. Derzeit sitzen nach Angaben der Justiz vom Mittwoch 14 gewaltbereite Gefangene mit radikal-islamistischer Gesinnung hinter Gittern in der Hauptstadt. Insgesamt ging die Zahl der Inhaftierten zurück. Eine Bilanz zum Strafvollzug in der Hauptstadt:

DROGEN: Betäubungsmittel werden immer wieder in den Knast geschmuggelt. Dafür sei auch schon mal ein Schuh präpariert worden, sagte Abteilungsleiterin Susanne Gerlach. In diesem Jahr wurden 46 Mal Drogenspürhunde eingesetzt, um verbotene Substanzen zu finden. Bis Ende September wurden rund 3,2 Kilogramm eingeschmuggeltes Cannabis sichergestellt, das meiste davon im Männergefängnis Heidering. Die größte Menge Kokain (rund 26 Gramm) wurde im Gefängnis Tegel eingezogen.

HANDYS: Die Geräte sind im Knast zwar verboten, aber da. Bis Ende September dieses Jahres wurden 766 Mobilfunkgeräte beschlagnahmt. Im gesamten Vorjahr waren es 1027 Geräte.

SUIZIDE: In diesem Jahr gab es keinen derartigen Fall. Früher sei diese Zahl bedrückend hoch gewesen, sagte der Justizsenator. Mehrere Inhaftierte konnten demnach bei Suizid-Versuchen gerettet werden.

ISLAMISMUS: Neben den 14 Gefangenen mit deutlicher islamistischer Gesinnung gibt es 21 Inhaftierte, die mit dem extremistischen Islamismus sympathisieren. Anliegen sei es, eine Rekrutierung von IS-Anhängern im Gefängnis zu verhindern, so Senator Behrendt.

Bedienstete sollten Indikatoren wie etwa verändertes Verhalten erkennen. Junge Männer könnten sich in Gesprächsrunden mit Religionen auseinandersetzen. Berlin rechnet laut Behrendt mit der Rückkehr von IS-Kämpfern aus der Türkei und Nordsyrien. Derzeit sitze ein Rückkehrer aus Syrien im Berliner Knast.

SICHERHEIT: Knapp 32 Millionen Euro stehen seit 2018 für mehr Sicherheit in den Strafanstalten bereit. Ersetzt werden marode Gitter und alte Zäune. Kameras werden ausgetauscht und Alarmzentralen erneuert. Die Arbeiten sind über mehrere Jahre gestaffelt.

KINDER: Der Nachwuchs von Gefangenen muss laut Justiz eine Reihe von Benachteiligungen bewältigen. Diese Kinder sind demnach gefährdet, verhaltensauffällig zu werden. Angeboten werden deshalb Kurse, die die „Elternkompetenz“ von Inhaftierten stärken sollen. Wenn es gelingt, Bindungen zu erhalten und zu festigen, helfe das bei der Resozialisierung, meint der Senator.

GELDSTRAFE: 259 Männer und 32 Frauen sitzen im Gefängnis (Stand: 11. Dezember), die eine Geldstrafe nicht zahlen wollten oder konnten. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Gefangenen macht knapp elf Prozent aus.

ARBEIT STATT STRAFE: Durch einen Tag mit gemeinnütziger Arbeit kann ein Tagessatz der Geldstrafe oder ein Tag der sogenannten Ersatzfreiheitsstrafe vermieden werden. Auf diese Weise wurden bis November dieses Jahres mehr als 53 000 Tagessätze getilgt. Ansonsten wären 154 Haftplätze gebraucht worden.

BEDIENSTETE: Bis Ende 2021 sollen die rund 1800 Stellen im Justizvollzug wieder besetzt sein. Die Ausbildung neuer Kräfte sei aufs Höchste ausgebaut worden, hieß es. Derzeit sind etwa 70 Stellen nicht besetzt.

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