Spanische Monarchie:Adiós, Skandalkönig!

Lesezeit: 2 min

Auf Wiedersehen: Juan Carlos I. will keine öffentlichen Auftritte mehr für das spanische Königshaus absolvieren. (Foto: AFP)

Juan Carlos I. ist seit fünf Jahren nicht mehr Staatsoberhaupt Spaniens. Nun will er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Beim Volk war er beliebt - auch wegen seiner Eskapaden.

Was ist passiert?

Juan Carlos war fast vier Jahrzehnte lang - zwischen November 1975 und Juni 2014 - König von Spanien. Fünf Jahre nach seiner Abdankung geht der frühere spanische König Juan Carlos nun endgültig in den Ruhestand. Er werde sich am 2. Juni aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und keine repräsentativen und institutionellen Aufgaben mehr für das Königshaus übernehmen, teilte der 81-Jährige in einem Brief an seinen 51-jährigen Sohn und Nachfolger Felipe VI. mit.

Was genau steht in dem Brief?

In dem am Montagabend vom Königshaus veröffentlichten Schreiben erklärt Juan Carlos: "Ich denke, dass der Augenblick gekommen ist, um eine neue Seite in meinem Leben aufzuschlagen und mich komplett aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen." Er habe seit seinem 80. Geburtstag im vorigen Jahr über diesen Schritt nachgedacht. Trotz vieler gesundheitlicher Probleme hatte Juan Carlos nach seinem Thronverzicht immer wieder repräsentative Aufgaben für die "Casa Real" in Madrid übernommen

Spanische Königsfamilie
:Die Schatten jenseits der Pracht

Königin Sofía von Spanien wird 80. Leicht hatte sie es im Leben nicht: Sorgen um die Kinder, Ärger mit der Schwiegertochter, dazu einen untreuen Ehemann. Vielleicht ist sie auch deshalb das beliebteste Mitglied der Königsfamilie.

Von Thomas Urban

Wie steht es um die Gesundheit von Juan Carlos?

Im März war er erneut operiert worden. Der "emeritierte König", der auch nach seiner Abdankung auf Lebenszeit den Titel "Rey" (spanisch für König) trägt, habe sich einer vorbeugenden Entfernung einer Hautverletzung an der linken Wange unterzogen, die von übermäßiger Sonneneinstrahlung verursacht worden sei. Die Verletzung sei aber "völlig geheilt", hieß es. Das ehemalige Staatsoberhaupt Spaniens war davor zuletzt im März 2018 unters Messer gekommen. Ihm war damals eine Prothese im rechten Knie ersetzt worden. Allein zwischen Mai 2010 und November 2013 unterzog sich Juan Carlos neun Eingriffen. Er wurde in diesem Zeitraum unter anderem mehrfach an der linken Hüfte und an einer Bandscheibe operiert.

Skandalkönig, warum?

Ein Biograf lästerte einst über den Ex-König, er habe sich früher so benommen, "als gehörten ihm alle schönen Frauen Spaniens". Unter seinen außerehelichen Eskapaden mit diversen "Amigas" und anschließenden Vaterschaftsklagen zu leiden hatte wohl am meisten seine inzwischen 80-jährige Ehefrau, Königin Sofía. Die spanische Boulevardpresse berichtete, dass sie ihn nach seiner Abdankung verlassen habe. Zwei Jahre lang zeigten sich die beiden nicht gemeinsam in der Öffentlichkeit. Sicher ist, dass Sofía nicht mehr bei ihrem Mann wohnt.

Trotz seines extrovertierten Stils war Juan Carlos beim Volk beliebt. Vielleicht auch gerade deswegen. Viele Spanier schätzten seine unverblümte Art, um einen derben Spruch verlegen war er nie. Dennoch: Er stellte die Gunst der Spanier auf harte Proben. Etwa weilte im Jahr 2012 - zur Hochphase der Wirtschaftskrise - das Staatsoberhaupt bei der Elefantenjagd in Botswana. Und das als Ehrenpräsident des spanischen WWF. Die monarchiekritische Opposition warf ihm daraufhin einen Mangel an "Ethik und Respekt" vor.

Und nun?

Muss sein Sohn, Felipe IV., den Laden zusammenhalten. Der amtierende König ist ganz anders als sein Vater. Angepasst, strebsam, unauffällig. Bislang konnte er das Illustre seinem Vater überlassen. Ob Juan Carlos' Abdanken negative Auswirkungen auf die spanische Monarchie haben wird? Sie könnte jedenfalls sehr viel weniger unterhaltsam geworden sein.

© SZ.de/DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Felipe VI.
:Spaniens König kämpft ums Ansehen

Felipe VI. hat in der Katalonien-Krise Sympathien verspielt. Zu seinem 50. Geburtstag versucht sich die königliche Familie deshalb in Imagepflege.

Von Thomas Urban

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: