Japan:Millionen zu verschenken

Lesezeit: 2 min

20 Bündel aus 10 000 Yen-Scheinen befanden sich in dem Päckchen (Foto: REUTERS)
  • Ein unbekannter Spender schenkt einer kleinen japanischen Präfektur Bargeld in Höhe von 800 000 Euro.
  • Die Scheine sind allerdings in keinem guten Zustand, die Notenbank muss sie nun auf Echtheit verifizieren.
  • Die Präfektur will das Geld für den Wiederaufbau nach den Unwettern im Juli verwenden.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Das Paket kam am 29. Januar per Kurier, ein unscheinbarer Karton, Adressiert an die Regierung der japanischen Präfektur Ehime in der Stadt Matsuyama. Der Inhalt der Postsendung aber war spektakulär: 20 Bündel aus 10 000-Yen-Scheinen, insgesamt hundert Millionen Yen, umgerechnet 800 000 Euro. Kürzlich informierte Gouverneur Tokihiro Nakamura die Öffentlichkeit über das Päckchen. Er erzählte, dass darin ein handgeschriebener Brief gelegen habe mit der Aufforderung, das Geld für "einen guten Zweck" zu verwenden. Nakamura dankte dem Spender "von ganzem Herzen". Der Name, der als Absender auf dem Paket gestanden habe, hat sich laut japanischen Medienberichten als erfunden herausgestellt.

Die Geldscheine sind allerdings in einem schlechten Zustand, sie sind verschlammt und verklebt. Offensichtlich seien sie nass geworden, sagte Nakamura. Die Präfektur müsse sie deshalb von der Notenbank authentifizieren lassen. Die "Bank of Japan" (BOJ) ist verpflichtet, beschädigte Geldscheine durch neue zu ersetzen, sofern sich ihre Echtheit verifizieren lässt. Beamte der Bank würden die verklebten Banknoten nun Schein um Schein voneinander lösen, sagte ein Sprecher der BOJ.

Die Präfektur hat die Lieferung auch der örtlichen Polizei gemeldet. Dieser sei jedoch kein entsprechender Diebstahl bekannt, deshalb nehme Ehime das Geld als Schenkung an, sagte Nakamura. Die Präfektur habe entschieden, es für die Wiederaufbauhilfe nach den Unwettern vom vorigen Juli zu verwenden, bei denen 19 Menschen starben.

Japan, Land der Spenden: Einst erbten drei Provinzen gemeinsam ein wertvolles Grundstück

Die Präfektur Ehime (auf Deutsch: "liebliche Prinzessin"), idyllisch auf der Insel Shikoku am Seto-Inlandmeer gelegen, gehört zu Japans Regionen, die es nur mit Skandalen, Katastrophen oder Tourismus-Themen in die nationalen Medien schaffen. Als aufflog, dass Premier Shinzo Abe seinem Golf- und Studienfreund Kotaro Kake vor zwei Jahren auf versteckten Wegen die Lizenz für eine veterinärmedizinische Fakultät in Ehime zugeschanzt haben soll, obwohl Tierärzte und Experten dagegen waren, war die Präfektur täglich in den Schlagzeilen. Doch da ging es um Abe, nicht um Ehime. Selbst nach den Unwettern im Juli wurde Ehime meist nur am Rande erwähnt. Die Präfektur ist bergig und sehr dünn besiedelt, in den Präfekturen Hiroshima und Okayama kamen mehr Menschen ums Leben. Die Leitmedien hoben vor allem hervor, dass Erdrutsche den größten Mikan-Hain Japans zerstörten - Mikan ist die japanische Variante unserer Mandarine. Das Angebot der Früchte werde davon beeinträchtigt, hieß es.

Nun also endlich mal positive Schlagzeilen aus Ehime. Eine solche Schenkung ist allerdings kein Einzelfall. Vor zwei Jahren hinterließ ein Spender sein Vermögen, zu dem ein wertvolles Grundstück gehörte, testamentarisch den drei Präfekturen Fukushima, Miyagi und Iwate, deren Küstenlinie 2011 von einem verheerenden Tsunami verwüstet wurde. Die Regionalregierungen sollten das Geld den Waisen zugutekommen lassen, die damals ihre Eltern verloren. Wie gewünscht behielten die Präfekturen die Identität des Spenders geheim. Sie verrieten nur, dass sich das Grundstück nicht in der betroffenen Region befindet.

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Weihnachten
:Geschenke für Menschen, die alles haben

... und gerne weniger hätten. Mit diesen fünf Ideen helfen Sie Freunden und Verwandten, ihren Krempel loszuwerden und befreit ins neue Jahr zu starten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: