Film:Dresen als Verfassungsrichter: Ich habe eine Menge gelernt

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Filmregisseur Andreas Dresen. (Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Andreas Dresen ist als Filmregisseur bekannt. Seit zehn Jahren engagiert er sich ehrenamtlich als Verfassungsrichter in Brandenburg. Das Amt geht nun in Verlängerung. Dresen zieht Bilanz - und kündigt neue Projekte für die Arbeit als Regisseur an.

Von Oliver von Riegen, dpa

Potsdam (dpa/bb) - Filmregisseur Andreas Dresen verlängert seine Zeit als Laienrichter beim Verfassungsgericht Brandenburg - angesichts der offenen Suche eines Nachfolgers. Der 59-Jährige zieht eine positive Bilanz von bisher zehn Jahren als Verfassungsrichter, freut sich aber, bald wieder mehr Zeit für Filme zu haben. „Ich war sehr gern bei den Sitzungen, aber auf der anderen Seite sagt man sich irgendwann auch: Zehn Jahre sind genug. Dann habe ich wieder ein bis zwei Monate mehr im Jahr für meine eigentliche Arbeit zur Verfügung“, sagte Dresen der Deutschen Presse-Agentur. „Ich habe es immer als große Verantwortung empfunden und eine Menge gelernt. Demokratie ist ja nur so gut, wie man sich eben auch selber einbringt.“

Dresen wurde mit Filmen wie „Nachtgestalten“, „Sommer vorm Balkon“ und „Gundermann“ bekannt. Im Jahr 2012 wurde er zum Richter am Verfassungsgericht Brandenburg ernannt und vereidigt, nachdem die Linksfraktion ihn vorgeschlagen hatte. Drei der neun Posten dürfen mit Laien besetzt werden - Dresen ist derzeit einziger Laienrichter. Da seine Amtszeit im November offiziell endete, schlugen die Liberalen die FDP-Politikerin Karoline Preisler als Nachfolgerin vor. Sie zog jedoch die Kandidatur zurück und gab Berichte über die Trennung von ihrem Partner als Grund an. Danach scheiterten zwei Kandidatinnen der AfD und der Freien Wähler bei der Wahl im Brandenburger Landtag, die Suche ist damit offen.

Der ehrenamtliche Verfassungsrichter hat den Umfang der Arbeit am Gericht nach eigenen Worten anfangs unterschätzt. „Die erste Zeit im Gericht habe ich als wahnsinnig anstrengend empfunden und mich durchaus gefragt, wie ich das überhaupt schaffen soll“, sagte Dresen. „Meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin würde ich auf jeden Fall sagen, dass man einigen Zeitaufwand einplanen sollte.“ Er habe es aber als sehr befruchtenden Prozess erlebt, indem er Fragen gestellt habe, die für Juristen vielleicht erstmal sehr schlicht seien. „Aber das Schlichte hilft manchmal eben auch, Denkprozessen eine neue Richtung zu geben oder einen Text verständlicher zu machen.“

Im Jahr bearbeiten die Verfassungsrichter nach seinen Angaben normalerweise etwa 100 Verfahren. „Das erste Corona-Jahr 2020 hat uns alle an die Grenze getrieben, da waren es natürlich viel mehr. Damals habe ich auch „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ gedreht“, sagte Dresen. „Aber ich habe es immer irgendwie hingekriegt und würde es trotzdem nochmal machen.“ Einige Verfahren wird er nicht vergessen: „Vor allem die sehr politischen wie die Entscheidungen über das Paritätsgesetz oder die Privatschulfinanzierung.“ Er hat einen Vorschlag: „Bei uns scheitern unheimlich viele Verfassungsbeschwerden an der Zulässigkeit. Da wünschte ich mir eine Vereinfachung.“

Der Regisseur hat schon wieder einige neue Projekte im Blick - auf der Bühne und auf der Leinwand. „Im Sommer inszeniere ich in Dresden an der Semperoper „Pique Dame“ von Tschaikowsky“, sagte Dresen. „Und danach werde ich mal eine Weile Pause machen.“ Er freut sich schon auf ein Lieblingsprojekt: „Wenn alles klappt, drehe ich im Winter 2023/2024 „Die Weihnachtsgans Auguste““, kündigte er an. „Das ist dann auch mal ein Stoff, bei dem man sich auch ein bisschen erholen kann, weil der einfach Spaß macht und nicht so düster ist. Die Gans überlebt ja schließlich.“

© dpa-infocom, dpa:221230-99-52257/3

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