Italien:Wohin mit Berlusconis Milliarden?

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Silvio Berlusconi und Marta Fascina haben im März 2022 symbolisch geheiratet. Amtlich ist die Ehe nicht, im Testament wurde die Gefährtin dennoch üppig bedacht. (Foto: Nicola Marfisi/Imago/Avalon)

Silvio Berlusconi hat fünf Kinder aus zwei Ehen hinterlassen, und seine 53 Jahre jüngere Gefährtin. Bei der Eröffnung seines Testaments interessierte vor allem die Frage: Wie viel erbt Marta Fascina?

Von Andrea Bachstein

Seine Kinder waren nicht beim Notar in Mailand dabei, als das Testament Silvio Berlusconis eröffnet wurde, sie verfolgten diesen Akt online. Anwälte vertraten sie in der Kanzlei, als der letzte Wille ihres Vaters verlesen wurde. Der war am 12. Juni 86-jährig gestorben, und ganz Italien fragte sich seither, wie das Erbe wohl verteilt werde.

Es ist ja kein kleines. Da ist der politische Nachlass des Gründers der Partei Forza Italia und mehrmaligen Regierungschefs, um den schon gerungen wurde, als er noch lebte. Doch darum ging es jetzt bei der Testamentseröffnung nicht, vielmehr um das Erbe des höchst erfolgreichen Bau- und Medienunternehmers. Das Familienvermögen schätzte das Magazin Forbes dieses Jahr auf immerhin sieben Milliarden Euro, bei der Höhe des Nachlasses ist von vier Milliarden die Rede.

Wen würde er bedenken, wie die Firmen unter dem Dach der Holding Fininvest verteilen? Er hatte ja Auswahl, Berlusconi war als Vater insofern erfolgreich, als er aus zwei Ehen fünf Kinder hinterlässt, auf die er sich immer sehr stolz zeigte. Und dann ist da noch die letzte Gefährtin, die er nicht amtlich, aber in einer symbolischen Feier im März vergangenen Jahres geehelicht hatte. Seit 2020 sollen die beiden ein Paar gewesen sein, 53 Jahre Altersunterschied zwischen Berlusconi und der nun 33 Jahre alten Marta Fascina spielten angeblich gar keine Rolle.

Die ältesten Kinder erben die Fininvest-Gruppe

Am Donnerstag konnten die Medien in Italien endlich berichten, was der Patriarch verfügt hat. Beim Geschäftlichen gibt es keine Überraschung. Seine beiden ältesten Kinder aus erster Ehe erhalten gemeinsam die verfügbaren 53 Prozent Eigentumsanteil der Fininvest-Gruppe. Neben Medienunternehmen zählen Banken, Versicherungen und nicht zuletzt der Fußballklub AC Monza dazu. Marina Berlusconi, 56, führt schon seit 2005 die Finanzholding, sie ist eine mächtige Unternehmerin. Sie war noch nicht 30, da vertraute ihr der Vater schon die Vizepräsidentschaft von Fininvest an, sie führt zudem die große Verlagsgruppe Mondadori. Ihr Bruder Pier Silvio, 54, führt seit 2015 als Chef von Mediaset das Fernsehgeschäft.

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Als "Presslufthammer" wurde die ehrgeizige Marina Berlusconi schon bezeichnet: Die 56-Jährige entscheidet maßgeblich, wie es mit dem Familien-Imperium weitergeht. Von ihrem Vater hat sie viel übernommen - nur eine Sache nicht.

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Schon 2006 soll Berlusconi entschieden haben, wie es mit den Geschäften weitergehen soll, er habe es in sparsamen elf Zeilen, so berichtet die Nachrichtenagentur Ansa, auf strohgelbes Notizpapier geschrieben. Neben der Verteilung von Fininvest stehe da: "Alles Übrige hinterlasse ich in gleichen Teilen meinen fünf Kindern Marina, Pier Silvio, Barbara, Eleonora und Luigi." Zum Übrigen gehören exklusive Immobilien wie die Villa San Martino in Arcore bei Mailand, wo Berlusconi lebte, die riesige Sommerresidenz Certosa auf Sardinien, sie wurde vor zwei Jahren auf 460 Millionen geschätzt, oder die schlossartige Villa Campari am Lago Maggiore.

Berlusconis jüngerer Bruder Paolo, im Unternehmen tätig, erhält 100 Millionen zum Andenken. Silvio Berlusconi fügte dem Testament großzügige Legate zu für jene, die "mich lieb hatten und ich sie". Sie waren mit schwarzer Tinte in einem Brief an die Kinder festgehalten: 30 Millionen Euro für den auch schon 81-jährigen Marcello dell'Utri, uralter Weggefährte Berlusconis. Er baute mit ihm die Partei auf, war Abgeordneter, Senator. Bekannt ist er aber vor allem als Mittelsmann zur sizilianischen Cosa Nostra: Geld gegen Wählerstimmen zu tauschen, war wohl nur einer der Aufträge. Dell'Utri wurde wegen der Mafia-Beziehungen zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Berlusconis Familie bei der Trauerfeier im Mailänder Dom (von links): Sohn Pier Silvio, Tochter Barbara (mit Sonnenbrille), Partnerin Marta Fascina (von hinten), Bruder Paolo, Töchter Eleonora (mit Hut) und Marina, Sohn Luigi. (Foto: Claudio Furlan/AP)

Natürlich hat Berlusconi auch Marta Fascina nicht vergessen. Die sehr blonde, aus Kalabrien stammende Frau war dem Schwerkranken wochenlang im Krankenhaus zur Seite. Bei der riesigen Trauerfeier im Mailländer Dom sah man sie ergriffen schluchzen und demonstrativ nah an seinen Kindern. Fascina, Abgeordnete der Forza Italia, wird auch als mögliche Schlüsselfigur des politischen Erbes von Berlusconi gehandelt. 100 Millionen Euro reales Erbe dürften ihr eine gewisse Wahlfreiheit geben, ob sie den parteipolitischen Nachlass annimmt.

Seine Kinder, die er bittet, sich an die Legate zu halten, grüßte der Patriarch in dem Brief: "Danke, in viel Liebe für euch alle, euer Papa." Das dürfte wieder alle jene rühren, die in Italien gern vergessen, dass Silvio Berlusconi nicht nur ein freundlicher, großzügiger Mensch war.

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