Ischia:Sieben Tote nach Unwetter in Italien

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Zerstörte Busse nach einer schweren Schlammlawine auf der italienischen Ferieninsel Ischia. (Foto: Guglielmo Mangiapane/Reuters)

Retter suchen auf der Insel Ischia weiter nach Vermissten. Unter den Leichen sind zwei Kinder und ein erst 22 Tage altes Baby. Viele Menschen müssen aus ihren Häusern gerettet werden.

Eine "bomba d'acqua" - ein Platzregen wie er auf Italienisch heißt - hat am Samstagmorgen den Norden der Insel Ischia verwüstet, Fluten aus Schlamm und Geröll trieben durch die Straßen oder gingen von Hängen ab. Am Tag nach dem verheerenden Unwetter auf der italienischen Insel ist die Zahl der Todesopfer auf sieben gestiegen. Das teilte die zuständige Präfektur am Sonntagabend im süditalienischen Neapel mit. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, ein sechsjähriges Mädchen und ein elfjähriger Junge, und ein erst 22 Tage altes Baby. Fünf Menschen, darunter eine Familie, würden noch vermisst. Zuvor bargen die Rettungskräfte am Sonntag im stark betroffenen Ort Casamicciola eine 58-Jährige aus Bulgarien, eine einheimische Frau sowie einen Mann (32) und eine Frau (30) aus Lacco Ameno. Bereits am Samstag fanden sie eine 31 Jahre alte Frau in den Schlammmassen.

Die Behörden wollten ihre Suche nach den noch vermissten Menschen weiter fortsetzen. Mittlerweile wurden laut Präfektur etwa 230 Menschen aus ihren Häusern geholt und an anderen Orten, etwa in einem Hotel, untergebracht. Die Regierung erklärte für ein Jahr den Notstand auf Ischia, um schneller Hilfsgelder freimachen zu können. Zwei Millionen Euro sind für den Wiederaufbau vorgesehen. In Rom betete Papst Franziskus für die Menschen.

Das Unwetter traf am frühen Samstagmorgen auf die größte Insel im Golf von Neapel und richtete vor allem in den nördlich gelegenen Küstenorten Casamicciola und Lacco Ameno schwere Schäden an. An Hängen gingen Erdrutsche ab, Fluten aus Wasser, Schlamm und Gestein trieben durch die Straßen, Autos und Busse wurden beschädigt und von den Schlammmassen teilweise bis ins Meer gezogen. Mehrere Menschen erlitten nach offiziellen Angaben Verletzungen. Vor Ort sind etwa 370 Feuerwehrleute und Polizisten im Einsatz. Das Militär teilte mit, am Sonntagvormittag drei Erwachsene und zwei Kinder per Hubschrauber aus einer Ferienanlage evakuiert zu haben.

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Italiens Innenminister Matteo Piantedosi erklärte, die Suche nach den Vermissten gehe trotz der schwierigen Umstände weiter. Auch müssten die weitere Gefahrenlage sowie die Ursachen des Unglücks ermittelt werden. Zugleich wurde aufgrund des weiterhin schlechten Wetters mit starkem Regen und Wind in mehreren süditalienischen Regionen eine Unwetterwarnung herausgegeben.

Autos und sogar einen Bus haben die Schlammmassen Richtung Meer geschoben. (Foto: Ciro de Luca/Reuters)

Erd- und Gesteinsmassen haben in der Gemeinde Casamicciola mindestens 30 Gebäude beschädigt und zahlreiche Fahrzeuge bis ins Meer gerissen. Die Situation sei kompliziert, sagte der örtliche Kommandant der Carabinieri, Tiziano Laganà, in italienischen Medien. Am Sonntag legte sich der Sturm zugunsten der Rettungskräfte.

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Die Behörden evakuierten unterdessen Wohnungen, wie der Zivilschutz twitterte. Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben seit dem frühen Morgen im Einsatz. Sie retteten demnach zwei weitere Menschen aus einem Auto, das ins Meer gerissen wurde.

Die Behörden schickten von Neapel aus Spezialisten, Fahrzeuge und weitere Verstärkung nach Ischia. Das Militär entsandte zudem Hubschrauber zur Unterstützung. Laut Feuerwehr hatten Boote und Hubschrauber wegen des Wetters Schwierigkeiten, die Insel zu erreichen.

Auf Fernsehbildern und auf einem Video der Feuerwehr waren völlig zerstörte Autos, von Schlamm bedeckte Straßen, mitgerissener Schutt und ein Hang zu sehen, an dem zuvor ein Erdrutsch abgegangen zu sein schien. Die Behörden wiesen die Menschen in mehreren Kommunen der Insel an, zu Hause zu bleiben.

Die Straßen von Casamicciola Terme auf Ischia sind voller Schlamm und Schutt. (Foto: Carabinieri/Reuters)

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz. Sie stehe in Kontakt mit den Behörden vor Ort. Ischias Bürgermeister Enzo Ferrandino hatte bereits am Freitag wegen des angekündigten Unwetters angeordnet, Schulen, Parks und Friedhöfe am Samstag zu schließen.

Ischia ist die größte Insel im Golf von Neapel und vulkanischen Ursprungs. Sie ist bei Urlaubern beliebt, auch Alt-Kanzlerin Angela Merkel hat hier öfter ihren Urlaub verbracht. Die betroffene Gemeinde Casamicciola Terme hat den zweitgrößten Hafen der rund 46 Quadratkilometer großen Insel. Wegen ihrer zahlreichen Thermalquellen gibt es dort viele Kur-Urlauber. Die Stadt hat gut 8000 Einwohner.

Die Gegend gilt als Risikogebiet für Erdrutsche. Erste Expertenstimmen wurden bereits laut, dass dort in den vergangenen Jahren zu wenig für den Schutz getan wurde.

© SZ/dpa/KNA/kast/pai/gut - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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