Hurrikan "Ida" in den USA:Mehr als eine Million Menschen ohne Strom - mindestens ein Toter

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Das wahre Ausmaß der Zerstörungen in Louisiana ist noch längst nicht absehbar. Erste Eindrücke wie hier aus New Orleans lassen Schlimmes befürchten. (Foto: SCOTT OLSON/AFP)

Mit etwa 240 Kilometern pro Stunde trifft Hurrikan "Ida" auf die Küste von Louisiana und verursacht eine meterhohe Sturmflut. Der Mississippi fließt teilweise flussaufwärts. In New Orleans gehen alle Lichter aus.

Der starke Hurrikan Ida hat im südlichen US-Bundesstaat Louisiana ersten Fotos und Videos zufolge massive Überflutungen und Schäden verursacht. Zudem fiel für etwa 996 000 Haushalte in den küstennahen Gebieten wegen Sturmschäden der Strom aus, im benachbarten Bundesstaat Mississippi waren es etwa 36 000 Haushalte.

Louisianas Gouverneur John Bel Edwards warnte, das wahre Ausmaß der Zerstörung werde in dem Bundesstaat erst von diesem Montag an ersichtlich werden, sobald der Sturm in nordöstlicher Richtung abgezogen sei und Rettungs- und Bergungseinsätze beginnen könnten. Zu möglichen Verletzten oder Todesopfern gab es zunächst kaum Angaben. Eine Person sei durch einen umgestürzten Baum ums Leben gekommen, teilte eine Gemeinde im Umkreis von New Orleans mit.

Ida war am Sonntagmittag (Ortszeit) als "extrem gefährlicher Hurrikan" der Stufe vier von fünf auf Land getroffen. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) erklärte, der Wirbelsturm habe beim Erreichen der Küste Windgeschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde mit sich gebracht. Erst nach Stunden wurde er auf Kategorie drei und später auf zwei heruntergestuft. Der Wirbelsturm bringe nunmehr maximal anhaltende Windgeschwindigkeiten von 175 Kilometern pro Stunde und noch heftigere Böen mit sich, teilte das NHC am Abend mit. Ida zog nur langsam über Land, weswegen die Orte in seinem Pfad längerer Zeit extremen Winden und heftigen Regenfällen ausgesetzt waren.

Ida verursachte an einigen Teilen der Küste eine meterhohe Sturmflut. Wie US-Medien berichteten, war die Wucht des ankommenden Wassers so stark gewesen, dass das Wasser im Süden von New Orleans im Mississippi Messungen zufolge etwa drei Stunden flussaufwärts. Meteorologen warnten zudem, dass die von Ida ausgelösten ungewöhnlichen starken Regenfälle weitere Überschwemmungen verursachen könnten. Rettungsdienste stellten in dem Gebiet aus Sicherheitsgründen bis Montag die Arbeit ein.

Fotos und Videos zeigten in den küstennahen Gebieten Häuser, die unter Wasser standen, Straßen die zu Flüssen wurden, abgedeckte Häuser und zahlreiche entwurzelte Bäume. Besonders betroffen waren niedrig liegende Gebiete südwestlich der Stadt New Orleans, für die es zuvor zumeist Evakuierungsanordnungen gegeben hatte. Auch aus der weiter nördlich gelegenen Kleinstadt Houma mit etwa 30 000 Einwohnern, die direkt im Pfad des Sturms lag, kamen erste Berichte über schwere Schäden.

Der Strom fiel im gesamten Stadtgebiet von New Orleans aus, wie die städtische Einsatzzentrale mitteilte. "Der einzige Strom in der Stadt kommt von Generatoren", hieß es. In New Orleans leben knapp 400 000 Menschen. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Versorgung in Kürze wiederhergestellt werden könne, teilte der Versorger Entergy mit. Der Hurrikan habe alle acht für die Strombelieferung der Stadt zuständigen Leitungen beschädigt.

Die Behörden hatten die Anwohner bereits vor der Ankunft des Sturms vor weit verbreiteten und womöglich lang anhaltenden Stromausfällen gewarnt. Für die Region New Orleans, in der etwa eine Million Menschen leben, galt wegen des ungewöhnlich starken Regens zudem eine Flutwarnung.

Ida traf in Louisiana auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans Katrina auf Land. Katrina hatte in und um New Orleans katastrophale Schäden und Überschwemmungen verursacht. Damals kamen rund 1800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region allerdings Milliarden in den Hochwasserschutz investiert.

Biden: "Bereiten uns auf das Schlimmste vor"

Gouverneur Edwards erklärte wegen des Hurrikans den Notstand, aktivierte die Nationalgarde mit etwa 5000 Soldaten und mobilisierte Hunderte Bergungsexperten. Zudem standen Tausende Arbeiter bereit, um die Stromversorgung wieder herzustellen. Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema flog Hunderte Helfer und Vorräte - darunter Millionen Mahlzeiten, Trinkwasser und Generatoren - in die Region. Auch Dutzende Krankenwagen und mehrere Sanitätsflugzeuge wurden bereitgestellt. Die Küstenwache stationierte zahlreiche Hubschrauber und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz. Auch das US-Militär bereitete sich auf einen Hilfseinsatz vor.

US-Präsident Joe Biden besuchte wegen des Sturms die Fema-Zentrale in Washington. "Das wird ein zerstörerischer Hurrikan, ein lebensbedrohlicher Sturm", warnte Biden. "An die Menschen der Golfküste, ich will, dass Sie wissen: Wir beten für den besten Ausgang, und bereiten uns auf das Schlimmste vor." Biden versprach den Menschen die Unterstützung der Regierung. "Sobald der Sturm vorübergezogen sein wird, werden wir die ganze Macht dieses Landes für Rettung und Wiederaufbau einsetzen", sagte Biden.

Am Montag sollte der Sturm in den Nordosten Louisianas und schließlich den Westen Mississippis weiterziehen. Das NHC hatte wegen Ida auch für Teile der Küste Mississippis und Alabamas eine Warnungen vor Sturmfluten ausgesprochen.

© SZ/dpa/Reuters/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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