SZ-Serie "Ein Anruf bei ...":Hunde stehen auf Reggae

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"Raise the woof" soll Hunde erfreuen. Mit Erfolg? (Foto: imago)

Eine Gruppe von Experten hat einen Song nur für Hunde produziert. Warum? Anruf bei der britischen Hunde-Verhaltenstherapeutin Carolyn Menteith, die weiß, was Dackel und Labrador hören wollen.

Interview von Titus Arnu

" Raise the woof" heißt der potenzielle Hunde-Hit, der in den berühmten Abbey-Road-Studios in London aufgenommen wurde. Dort haben schon die Beatles ihre Alben produziert. Der Beatles-Song " A Day in the Life" enthalte Frequenzen, die nur Hunde wahrnehmen können, verriet Paul McCartney 2013 in einem Interview. Ähnlich trickreich gingen auch Carolyn Menteith und weitere Hundeexperten vor, als sie "Raise the woof" aufnahmen. Zu einem Reggae-Rhythmus erklingen Lieblingsgeräusche von Hunden, der Refrain besteht aus Schlüsselwörtern wie "treat" (Leckerli), "sit" (Sitz) oder "dinner".

SZ: Frau Menteith, Gummiknochen und Quietschtiere als Unterhaltungsprodukte für Hunde kennt man ja - aber ein Hunde-Song? Was soll das?

Carolyn Menteith: Der Song wurde vom Veterinär Sean McCormack kreiert, ich habe die hundespezifischen Elemente beigesteuert. Die Idee kam von einem Futtermittelversand, sie haben mich als Expertin zurate gezogen. Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren als Hundetrainerin, habe fünf Bücher und mehr als 800 Artikel über Hunde geschrieben.

Was sind "hundespezifische Elemente" im Song?

Wir wissen, dass Hunde besonders auf hohe Frequenzen, Pfiffe und Quietschen reagieren. Dazu haben wir Hundegebell und Wörter eingestreut, die eigentlich alle Hunde verstehen, wie "Sitz" oder "Leckerli". Außerdem habe ich geholfen, die geeignete Musikrichtung zu finden.

Welche Musik ist denn für Hunde geeignet? "Valse du petit chien" von Chopin? Snoop Dogg?

Viele Hunde reagieren auf bestimmte Musik. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass sie Reggae, Softrock und klassische Musik lieber mögen als Hardrock und Techno. Von Richard Wagner ist überliefert, dass einer seiner Hunde auf manche Kompositionen positiv reagierte, auf andere negativ. Wagners Hund hatte einen exquisiten Geschmack, er mochte den Ring der Nibelungen.

War das Ziel ähnlich hoch gesetzt wie bei Wagner, als Sie "Raise the woof" aufnahmen?

Auf keinen Fall. Es ist ein kleiner Spaß und ein Dankeschön an die Hunde. In diesem verrückten Jahr haben uns die Haustiere viel positive Kraft gegeben, indem sie uns zu Bewegung, Routine und etwas Normalität verholfen haben. Mit diesem Song können Hunde zusammen mit ihren Herrchen und Frauchen ein bisschen Freude haben am Jahresende.

Kann man sagen, dass manche Hunde musikalisch sind?

Ohne Zweifel. Ich habe bei meiner Arbeit mit Rettungshunden oft erlebt, dass sich die Tiere durch klassische Musik in stressigen Situationen beruhigen lassen. Hunde haben einen Sinn für Musik, das steht für mich fest. Man muss sich nur mal anhören, wie Wölfe, die Vorfahren unserer Haushunde, im Rudel zusammensitzen und gemeinsam heulen. Das tun sie meiner Meinung nach auch aus Spaß und als positive soziale Aktion.

Die britische Hunde-Verhaltenstherapeutin Carolyn Menteith arbeitet seit 20 Jahren als Trainerin von Welpen, Begleit- und Rettungshunden. Sie schreibt für britische Hundemagazine, tritt als Expertin in Fernsehsendungen der BBC und von Animal Planet auf und hat mehrere Bücher über Hundeerziehung geschrieben. (Foto: privat)

Wie reagieren Hunde auf Ihren Song?

Manche hören aufmerksam zu, manche bellen und jaulen, manche versuchen herauszufinden, wo das Quietschtier herkommt.

Ich habe meinen beiden Hunden den Song vorgespielt, ihre Reaktion war, naja, etwas verhalten. Der eine hat gar nicht reagiert, er ist 14 und fast taub. Der andere, ein zweijähriger Labrador, hat bei dem Quietschtier kurz den Kopf schief gelegt und ist dann wieder zum Fressnapf getrottet. Ist er musikalisch unbegabt?

Typisch Labrador. Denen ist Fressen halt wichtiger als Musik.

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