Hochwasser:Steigende Pegelstände wegen Regen: Unwetterwarnung für Harz

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Feuerwehrleute beobachten den Wasserstand der Rodenberger Aue. (Foto: Ole Spata/dpa)

Nach Sturm „Zoltan“ kommt das Hochwasser, vor allem im Südosten Niedersachsens treten Flüsse über die Ufer. An vielen Orten sichern Einsatzkräfte mit Sandsäcken. Meteorologen geben keine Entwarnung.

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Hannover (dpa/lni) - Die Hochwasserlage hat sich am Heiligabend in vielen Gebieten von Niedersachsen verschärft. Eine Akutwarnung gab es für Rodenberg (Landkreis Schaumburg), auch in Sarstedt (Landkreis Hildesheim) und Hann. Münden (Landkreis Göttingen) war die Situation prekär. Einsatzkräfte waren im Dauereinsatz, vielerorts wurde mit Sandsäcken versucht, gegen die Wassermassen anzukämpfen. Für den Harz gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) Unwetterwarnungen heraus. Auch vor Orkanböen auf dem Brocken wurde gewarnt. Im Landkreis Göttingen sind 1500 bis 1800 Einsatzkräfte im Einsatz, der Kreis rechnet mit Höchstständen an Flüssen über die gesamten Weihnachtstage.

„Wir haben eine sehr nasse Phase, der Regen wird nicht so schnell abreißen“, sagte eine DWD-Sprecherin am Sonntag. „Die Lage ist angespannt in Niedersachsen, in vielen Bereichen gibt es mittleres oder großes Hochwasser“, betonte sie. Nach dem Sturmtief „Zoltan“ ziehen Ausläufer eines Tiefs vom Atlantik über das Festland. Es bleibe nass, tendenziell am späten Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch könne man etwas durchatmen. Neue Niederschläge werden für Mittwoch erwartet.

Nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) hatten am Sonntagmorgen 30 Pegel die dritte von vier Warnstufen erreicht. Diese Schwelle überschritten unter anderem die Flüsse Weser, Aller, Leine und Oker. Bei Stufe drei ist die Überschwemmung von Grundstücken und größeren Flächen sowie von Straßen und Kellern möglich.

In Rodenberg im niedersächsischen Landkreis Schaumburg schützten Feuerwehren und ehrenamtliche Helfer Areale mit Sandsäcken. Der Bürgermeister der Samtgemeinde, Thomas Wolf, berichtete am Sonntagmorgen, dass das Hochwasser über das Wehr fließe. Helfer seien von Haus zu Haus gelaufen, um die Bewohner zu warnen. Sirenen hätten in der Nacht zum Sonntag gewarnt. Insgesamt seien gut 300 Helfer im Einsatz, von der Feuerwehr, aber auch vom Technischen Hilfswerk. So ein Hochwasser habe es in der Gemeinde seit 25 Jahren nicht mehr gegeben.

Auch in Sarstedt wappnete man sich gegen den Druck aus der Innerste. „Die Pegel an der Leine und an der Innerste sind recht hoch“, sagte Bürgermeisterin Heike Brennecke (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Die Innerste mündet an dem Städtchen in die Leine, die stark unter Druck steht. Die Rückhaltebecken liefen voll. Derzeit sei noch alles unter Kontrolle, betonte sie, auch wenn die Pegelstände weiter leicht steigen würden. Das Wasser komme aus dem Harz, wo die Talsperren kaum noch etwas aufnehmen könnten.

Zum ersten Mal sei ein mobiles Hochwasserschutzsystem zum Einsatz gekommen: „Das ist toll gelaufen, es spart Tausende von Sandsäcken.“ Weil das neue System nicht alles regeln könne, habe man zusätzlich Pumpen und viele Tausend Säcke mit Sand gefüllt, auch für die Nachbargemeinden. Luftaufnahmen zeigten die Überflutung der Felder in der Leinemasch südlich von Hannover. In Hildesheim entspannte sich die Lage etwas.

In der Landeshauptstadt war die Feuerwehr nach anhaltendem Regen und teils heftigen Windböen im Dauereinsatz. Es seien viele Wasserschäden in Gebäuden gemeldet worden, zudem mussten auch Bäume beseitigt werden. In den vergangenen 24 Stunden seien die Kräfte zu 52 Einsätzen in Hannover ausgerückt, teilte die Feuerwehr mit.

Auch in Städten wie Lehrte sind die Regenrückhaltebecken vollends ausgelastet und teilweise übergelaufen. Die Stadt rief die Bürger und Bürgerinnen auf, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst zu behelfen und die Kellerzugänge in Eigenregie abzusichern.

In Oldenburg spitzte sich die Lage weiter zu. Die Rückhaltebecken im Bereich der Haaren-Wasseracht könnten weitere Niederschlagsmengen nicht mehr auffangen, hieß es von der Stadt. Die Feuerwehr appellierte an Anwohnende in Gewässernähe, ihr Eigentum und eventuell vorhandene Keller für den Fall von Überschwemmungen zu sichern. Die Einsatzkräfte kümmerten sich vorrangig um akute Gefahrenabwehr. Es wurde zudem dringend empfohlen, Wege entlang der Gewässer zu meiden. Es könne sehr schnell zu gefährlichen Lagen kommen.

© dpa-infocom, dpa:231224-99-399265/4

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