Überschwemmungen:Scholz lobt Zusammenhalt in Hochwassergebieten

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Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (re.) informieren sich bei Einsatzkräften über die Hochwasserlage. (Foto: Fabian Bimmer/Reuters)

Der Kanzler macht sich in Niedersachsen ein Bild von der Hochwasserlage. Die bleibt auch zum Jahreswechsel angespannt.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat im Hochwassergebiet in Niedersachsen den gemeinschaftlichen Einsatz der Helferinnen und Helfer gewürdigt. "Das Wetter, die Natur fordern uns heraus", sagte der SPD-Politiker in Verden. "Deshalb ist es wichtig, dass wir im Land zusammenhalten. Überall geschieht das auch durch die zuständigen Organisationen, die Polizei, die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, auch die Bundeswehr hat ihre Unterstützung zur Verfügung gestellt." Auch viele Freiwillige täten alles dafür, die Konsequenzen kleinzuhalten und Menschen und Häuser zu schützen. Scholz versicherte, auch der Bund stehe den betroffenen Ländern und Kommunen bei der Bewältigung "mit seinen Möglichkeiten" zur Seite.

Zuvor hatte Scholz sich per Rundflug mit einem Helikopter einen Eindruck über die Hochwasserlage im Norden Niedersachsens verschafft. Begleitet wurde er dabei von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und der Innenministerin des Landes, Daniela Behrens (beide SPD). An Neujahr will auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (ebenfalls SPD) das Hochwassergebiet in dem Bundesland besuchen und nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im Raum Oldenburg Einsatzkräfte von Technischem Hilfswerk (THW) und Bundespolizei treffen.

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Seit Tagen kämpfen Tausende Einsatzkräfte in mehreren Gebieten Deutschlands gegen die Folgen lang andauernden Regenfalls. Betroffen sind vor allem Teile Niedersachsens, der Süden Sachsen-Anhalts an der Grenze zu Thüringen sowie Gebiete in Nordrhein-Westfalen. Das Hochwasser bedeutet für viele Freiwillige Feuerwehren, THW und viele andere Helfer, dass sie den Jahreswechsel wohl im Einsatz verbringen müssen. Den Behörden bereiteten zuletzt besonders aufgeweichte Deiche Sorgen. Auch Wasserretter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG sind im Einsatz, um die Deiche zu sichern.

In Niedersachsen ist der Hochwasserscheitel vorerst erreicht. Vor allem an den Unterläufen von Flüssen gebe es aber weiterhin erhöhte Wasserstände, teilte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Sonntagmorgen in seinem Lagebericht mit. Von einer Entspannung der Hochwasserlage könne noch nicht gesprochen werden. Unverändert war demnach an zahlreichen Pegeln die höchste Meldestufe überschritten - besonders an der Aller, Leine, Oker und Mittelweser. In den kommenden zwei Tage gebe es keine hochwasserrelevanten Niederschläge, hieß es weiter.

In den betroffenen Flussgebieten sowie den Zuflüssen rechnete der NLWKN mit gleichbleibenden oder sinkenden Pegelständen. Sollten sich aktuellen Vorhersagen bestätigen, werde es im neuen Jahr lokal allerdings erneut zu Anstiegen kommen. An der Sösetalsperre sollte die Abgabe am Sonntag reduziert werden, um die nachfolgenden Flussgebiete zu entlasten. Die Reservoirs waren auch am Sonntag noch zum Großteil gefüllt, die Okertalsperre etwa zu 94 Prozent.

Feuerwerk an Silvester teilweise nicht erlaubt

Um den Einsatzkräften Mehrarbeit zu ersparen, empfahlen mehrere Städte in Niedersachsen, auf Feuerwerk und Böller in der Silvesternacht zu verzichten, so etwa die Stadt Celle. Die Einsatzkräfte seien mit dem Hochwasser bereits stark ausgelastet. Teilweise wurden auch Böllerverbote erlassen, wie etwa in der Gemeinde Lilienthal im Landkreis Osterholz bei Bremen. Der Landkreis befürchtete darüber hinaus, dass zu Silvester viele Schaulustige im Hochwassergebiet unterwegs sein werden.

In der Stadt Oldenburg wurde eine mögliche Evakuierung vorbereitet, etwa im Bereich Achterdiek, wo der Küstenkanal in die Hunte mündet. Am Samstag teilte die Stadt mit, dass die Deiche bisher noch trocken und stabil seien. "Es handelt sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme - eine konkrete Evakuierung ist derzeit nicht vorgesehen."

Nach Katastrophenfall-Ausrufung: Lage im Südharz weiter angespannt

Auch in anderen Landesteilen sind die Einsatzkräfte nach wie vor gefordert. Nachdem der Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) wegen des Hochwassers den Katastrophenfall ausgerufen hat, hat sich die Situation dort bisher kaum beruhigt. Die Lage sei trotz stagnierender Pegelstände angespannt, teilte der Kreis am Sonntag mit. Die bedrohten Ortschaften befinden sich am Fluss Helme an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt.

In der Nacht zum Sonntag sicherten rund 130 Einsatzkräfte entlang des Flusses Helme einen stark durchnässten Deich mit Tausenden Sandsäcken. Die Deiche würden engmaschig kontrolliert, hieß es in der Mitteilung des Kreises. Der Landkreis hatte den Katastrophenfall mit der langen Dauer der Abwehrmaßnahmen gegen die Hochwasserlage begründet. Obwohl aus der Talsperre Kelbra die Wasserabgabe aktuell nicht weiter erhöht werde, müsse bereits jetzt von erheblichen Schäden ausgegangen werden. Zudem müssten weiter konkrete Schutzmaßnahmen für die Sicherheit der Anwohner umgesetzt werden.

Nordrhein-Westfalen und Sachsen: Lage entspannt sich

In Nordrhein-Westfalen kommt es zum Jahreswechsel zu einer leichten Entspannung. "Insgesamt ist der Trend bei den Pegelständen rückläufig", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums NRW auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Auch am Sonntag gingen die Pegelstände weiter zurück - am Rhein bei Köln nach Schätzungen der Wasserstraßenverwaltung WSV für den Sonntag etwa um rund 50 Zentimeter auf um die sechs Meter. Damit könnten dort die Einschränkungen für die Schifffahrt ganz aufgehoben werden.

In Sachsen ist das Hochwasser der Elbe an den meisten Messpunkten auf die Alarmstufe 1 gefallen. Sowohl am Pegel Dresden als auch in Schöna an der tschechischen Grenze sowie flussabwärts in Riesa gilt derzeit die niedrigste Alarmstufe. Am Pegel Torgau in Nordsachsen besteht laut einer Übersicht des Landeshochwasserzentrums keine Hochwasserwarnung mehr. In Dresden wurde am Silvestermorgen ein Wasserstand von 4,48 Meter gemessen. Am Vortag waren es noch 5,30 Meter gewesen. Die Hydrologen rechnen für die nächsten Tage mit stagnierenden Wasserständen. Das bedeutet, dass die Alarmstufe 1 voraussichtlich noch einige Tage bestehen bleibt. Sie gilt in Dresden ab 4 Metern. Normal sind etwa 2 Meter.

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