Magdeburg:Hochwasserschutz: Weitere Millioneninvestitionen

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Nach den Jahrhunderthochwassern 2002 und 2013 ist ein großer Teil der Deiche auf einen modernen Stand gebracht worden, es bleibt aber weiter viel zu tun. "Der...

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Magdeburg (dpa/sa) - Nach den Jahrhunderthochwassern 2002 und 2013 ist ein großer Teil der Deiche auf einen modernen Stand gebracht worden, es bleibt aber weiter viel zu tun. „Der Hochwasserschutz behält einen hohen Stellenwert“, sagte der Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Burkhard Henning, der Deutschen Presse-Agentur. „Nach der Flut ist vor der Flut“.

Seit 2002 wurden laut Umweltministerium Sachsen-Anhalt mehr als 1,44 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz im Lande investiert. In den kommenden fünf Jahren werden für geplante Landesprojekte voraussichtlich weitere 500 Millionen Euro hinzukommen. Insgesamt listen die Hochwassermanagementrisikopläne in Sachsen-Anhalt 2103 Maßnahmen auf, von denen ein Teil bereits abgeschlossen wurde.

Als bedeutende Projekte seien 2021 zum Beispiel die insgesamt 27 Millionen Euro teuren Deichrückverlegungen bei Sandau (Landkreis Stendal) abgeschlossen worden. Nach den enormen Kraftanstrengungen der vergangenen Jahre werde das Schrittmaß der Arbeiten künftig kleiner, sagt Henning. Trotz „schleichender Kostensteigerung“ sei die Finanzierung der Projekte über verschiedene EU-, Bundes- und Landesprogramme gesichert.

Millionenschwere Deichbauvorhaben stünden ab 2022 an der Elbe bei Schönhausen, zwischen Schönebeck und Magdeburg, an der Saale zwischen Barby und Calbe sowie an der Weißen Elster bei Zeitz an. In Blumenthal bei Burg beginne der Bau eines Polderdeiches. Aus Denkmalschutzgründen besonders anspruchsvoll werde sich der Deichbau rund um das Kloster Jerichow gestalten.

Auch in Projekte an kleinen Flüssen fließen große Beträge. Neun Millionen Euro werde allein das Schöpfwerk Jeßnitz für Schachtgraben und Fuhne kosten. Die gleiche Summe werde für die Schadensbeseitigung nach dem Hochwasser von 2017 im Harz aufgewendet.

Der heute rund 400 Mitarbeiter zählende Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft wurde vor 20 Jahren, im Januar 2002, gegründet. Neben 2043 Kilometern an Fließgewässern ist er auch für fünf stehende Gewässer, wie Arendsee und Süßer See, sowie zehn Schifffahrtsschleusen zuständig. Nach der Elbeflut 2002 begann ein großes Bauprogramm, damit alle der insgesamt 1354 Kilometer langen Deiche im Land den technischen Regelwerken entsprechen. Anfangs erfüllten lediglich fünf Prozent die Norm. Zehn Jahre später waren es bereits 50 Prozent. Nach der Flut 2013 wurden das Programm aktualisiert und die Arbeiten intensiviert.

Zum Jahresende 2021 sind laut Henning 72 Prozent der Deiche im Land auf dem modernsten Stand. Der Rest sei meist ebenfalls standsicher, müsse aber noch angepasst werden. Lediglich neun Prozent sei noch dringend sanierungsbedürftig. Dazu gehörten auch solche Deiche, die im Zuge anderer Maßnahmen aufgegeben werden sollen. Denn inzwischen sind neue, höhere Dämme nicht mehr allein das Maß aller Dinge. Unter dem Motto „Mehr Raum für unsere Flüsse“ geht Sachsen-Anhalt neue, alte Wege. Landesweit wurden 33 Standorte für die Schaffung von insgesamt 16.000 Hektar Retentionsraum auserkoren.

Dabei werden Deiche versetzt, Möglichkeiten zum Hochwasserrückhalt geschaffen und die Flüsse an ihre ursprünglichen Auen angebunden. Das ist eine Generationenaufgabe und eine länderübergreifende. Als spektakuläres Beispiel nennt Henning die Arbeiten am Mulde-Polder bei Rösa. Vier Millionen Euro werden dort allein in den Deichbau investiert, acht Millionen Euro werde das Auslaufbauwerk kosten. Das Besondere an diesem Projekt: Da das Gebiet länderübergreifend ist, laufen Planungen und Bau synchron mit dem Nachbarland Sachsen.

Vorhaben wie diese sind nicht immer unumstritten. Für den LHW-Direktor sind die Information und der Dialog mit der Bevölkerung ganz wichtig. Hochwasserschutz brauche die Akzeptanz der Betroffenen, sagt er. Das gelte besonders dann, wenn es darum geht, die für den Deichbau nötigen Flächen zu erwerben. „Es ist uns fast immer gelungen, eine Einigung zu finden“, sagte Henning. Nur in einem einzigen Fall sei bisher in Sachsen-Anhalt ein Enteignungsverfahren notwendig gewesen.

© dpa-infocom, dpa:211226-99-506117/2

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