Havariertes Kreuzfahrtschiff vor Giglio:30 Tanks sollen die "Costa Concordia" anheben

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Bereit für die letzte Bergungsphase: Die Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio (Foto: REUTERS)

Wenn alles gutgeht, wird das vor mehr als zwei Jahren gesunkene Kreuzfahrtschiff in ein paar Tagen abtransportiert. Techniker haben am Morgen angefangen, die "Costa Concordia" zu heben.

Von Andrea Bachstein, Rom

Vor der italienischen Insel Giglio hat am Montagmorgen die letzte Phase der Bergung der Costa Concoria begonnen. Die Techniker fingen wie geplant an, das havarierte Kreuzfahrtschiff um zunächst zwei Meter anzuheben, sagte eine Sprecherin der Reederei.

Wenn also alles gut geht, könnte in den kommenden Tagen das letzte Kapitel in der scheinbar endlosen Geschichte der Costa Concordia geschrieben werden: In der Nacht des 13. Januar 2012 war das Kreuzfahrtschiff vor der kleinen toskanischen Insel Giglio auf Grund gelaufen. 32 Menschen verloren damals ihr Leben, als der Koloss kenterte. Nun, zweieinhalb Jahre nach der Katastrophe, die der Kreuzfahrt-Traumwelt schwer schadete, soll das gigantische Wrack endlich gehoben und nach Genua zum Verschrotten geschleppt werden.

Havariertes Luxus-Schiff
:Video zeigt Unterwasser-Aufnahmen der "Costa Concordia"

Gespenstisch blaues Licht, herumtreibende Kissen und Kleidungsstücke: Taucher haben das Wrack der "Costa Concordia" untersucht und dabei eindrucksvolle Aufnahmen aus dem Inneren des vor zwei Jahren gesunkenen Schiffs gemacht.

30 Ballast- und Auftriebscontainer wurden an die Stahlwand des 290 Meter langen Rumpfs festgeschweißt. Sie sollen die Concordia über Wasser halten. Das sogenannte Aufschwimmen, das am Montagmorgen beginnt, wird rund eine Woche dauern. Um zwölf Meter soll das Wrack emporsteigen, damit Schlepper es an den Haken nehmen können. Sie werden es durchs Mittelmeer Richtung Norden ziehen - sehr, sehr langsam. Mit 3,75 Kilometern pro Stunde geht es nach Genua. Um diesen Zielhafen war lange gestritten worden. Nicht viele Häfen sind groß genug für einen Schiff solcher Dimensionen - 18,5 Meter Tiefgang hat die Concordia. In Genua wird sie zerlegt, 80 Prozent sollen recycelt werden. Wenn alles klappt und das Wetter mitspielt, könnte diese letzte Reise der Concordia am 20. Juli beginnen.

Endlich weg mit dem rostenden Wrack

Alles, was die Ingenieure von Titan Salvage und Micoperi zur Bergung des Unglücksschiffs geplant haben, ist außergewöhnlich. Noch nie ist die Methode mit einem so großen Schiff gewagt worden. Bisher aber hat alles funktioniert. Angefangen bei aufwendigen Konstruktionen unter Wasser. Sie haben verhindert, dass der schwerbeschädigte Koloss, solange er nach dem Unglück auf der Seite lag, tiefer abrutschte. Aber vor allem dienten sie dazu, die Concordia wieder aufzurichten und in senkrechter Lage zu fixieren. Das war bei der Bergung das bisher Spannendste, millimeterweise richteten Kräne das Wrack im Wasser wieder auf. Am 17. September war es vollbracht.

Auf Giglio sehnen sie herbei, dass die Insel, die mitten in einem Meeresschutzgebiet liegt, endlich das rostende Wrack - und die Containerstadt der Bergungsmannschaften loswird. Und auch die schaulustigen Ausflügler. Sie haben die Touristen, die sich länger zum Erholen auf Giglio einquartiert haben, ohnehin nur gestört.

Der Mann, der das Ganze verursacht hat, steht seit einem Jahr vor Gericht in Grosseto. Es sieht nicht besonders gut aus für Ex-Kapitän Francesco Schettino, der das Schiff bewusst so nahe an die Küste gesteuert hatte. Er will beweisen, dass die Verantwortlichen der Reederei Costa Mitschuld tragen an der Katastrophe. Aber Zeugen und Aufzeichnungen der Funksprüche aus der Unglücksnacht belasten ihn schwer, vor allem wegen der Verzögerung der Rettungsaktion. 1,5 Milliarden Euro kosten die Reederei Entschädigungen und Bergung. Sie will Schettino nach dem Strafprozess auf Schadenersatz verklagen. Die Chancen, dass bei ihm viel zu holen sein wird, stehen nicht besonders gut.

© SZ vom 14.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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