Am Ende seines Monologs bittet Ludger Wilde die Mieter um Verständnis. Der Gebäudekomplex "Hannibal II" in Dortmund-Dorstfeld sei geräumt worden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten, der Brandschutz habe Vorrang. "Wir kümmern uns um Sie", sagt der Mann, der den städtischen Krisenstab leitet, bei der Pressekonferenz im Dortmunder Stadthaus.
Eine notwendige Ansage, angesichts der Nachrichten, die Wilde zuvor überbracht hat: Die knapp 800 Menschen, die die Wohnanlage am Donnerstagabend wegen zahlreicher Verstöße gegen Brandschutzvorschriften verlassen mussten, könnten ihre Wohnungen zunächst nicht wieder beziehen. Die Mängel seien eklatant und "nicht kurzfristig zu beheben".
Das Gebäude mit 412 Wohnungen ist mittlerweile komplett abgeschlossen und wird von Sicherheitsleuten bewacht. Die Wohnungen sind versiegelt. "Wir werden sicherstellen, dass die Leute in der kommenden Woche ins Gebäude können", sagt Wilde. Die Menschen sollen dann in Begleitung eines Mitarbeiters der Stadt ihre Wertsachen herausholen und, wenn sie wollen, auch das Mobiliar.
An zwei Infoständen können sich die Mieter darüber informieren, wie es weitergehen soll. Die Stadt selbst will Dutzende Wohnungen zur Verfügung stellen, außerdem haben mehrere Wohnungsgesellschaften bereits Angebote gemacht. Auch Gebäude, in denen Flüchtlinge untergebracht waren, könnten wieder zum Einsatz kommen. In der vergangenen Nacht waren viele Mieter bei Freunden und Verwandten untergekommen. 135 Menschen hatten in einer Sporthalle geschlafen. Dort soll laut Wilde niemand eine weitere Nacht verbringen müssen.
An den Infoständen sollen auch die zahlreichen Alltagsfragen geklärt werden, die sich nun stellen. Etwa die Frage, was nun mit den vielen Kindern geschieht, die in dem Gebäude gewohnt haben, und die weiterhin die Schule besuchen müssen. "Heute waren die Kinder erst einmal vom Unterricht befreit", sagt Wilde. In der kommenden Woche soll dann ein Fahrdienst eingerichtet werden, der sie zur Schule bringt und abholt.
Der Eigentümer des Wohnkomplexes, die Firma Intown in Berlin, hält die Räumung indes "für nicht rechtens, für unangemessen und ermessensfehlerhaft". Intown habe am Donnerstag erstmals von den detaillierten Brandschutzbedenken und baurechtlichen Themen Kenntnis erhalten und "keinerlei Zeit für eine Reaktion in der Sache gehabt".
Mit Material der Agenturen