Dresden:Einbruch ins Grüne Gewölbe: Mehrjährige Haftstrafen für Juwelendiebe

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Ein Angeklagter wird vor der Urteilsverkündung in den Verhandlungssaal im Landgericht Dresden geführt. Nach nahezu 50 Verhandlungstagen ist der Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe zu Ende gegangen. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Es war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland. Nun ist nach mehr als einem Jahr Prozess und einem Deal zwischen Anklage und Verteidigung das Urteil ergangen.

Im Prozess um den spektakulären Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe in Dresden sind fünf Männer zu Haftstrafen zwischen vier Jahren und vier Monaten sowie sechs Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das Dresdner Landgericht sprach sie am Dienstag der besonders schweren Brandstiftung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, Diebstahls mit Waffen, Sachbeschädigung und vorsätzlicher Brandstiftung schuldig.

Das Strafmaß fußt auf einem sogenannten Deal. Ein sechster Angeklagter wurde freigesprochen. Er hatte ein Alibi. Einige der Männer könnten nun unter strengen Auflagen erst einmal aus der Haft entlassen werden, bis das Urteil rechtskräftig wird, wie ein Gerichtssprecher bestätigte. Erst dann müssten sie die Reststrafe absitzen, die nach der Verbüßung ihrer U-Haft noch aussteht.

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Der Juwelen-Coup vor dreieinhalb Jahren war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland. Damals wurden innerhalb weniger Minuten aus dem Schatzkammermuseum im Residenzschloss 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von mehr als 113 Millionen Euro gestohlen. Der Prozess vor dem Landgericht Dresden hatte unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden und mehr als ein Jahr gedauert. Das Verfahren wurde vor einer Jugendkammer geführt, weil zwei der Angeklagten zum Tatzeitpunkt erst 20 Jahre alt waren.

Auf der Anklagebank saßen sechs Männer, heute zwischen 24 und 29 Jahre alt und alle Teil der Berliner Großfamilie R., auf deren Konto auch der Goldmünzen-Diebstahl aus dem Bode-Museum 2017 ging: Die Zwillingsbrüder Abdul Majed und Mohamed R., ihr älterer Bruder Ahmed R., ihre Cousins Rabieh R. und Wissam R. sowie Bashir R. Zu Beginn des Prozesses hatten sie geschwiegen, Ende 2022 dann die Wende: Einige der Juwelendiebe legten Geständnisse ab und gaben die Beute zurück - das sollte sich strafmildernd auswirken. Allerdings tauchten nur 18 der 21 gestohlenen Schmuckstücke wieder auf, teils beschädigt und unvollständig.

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Der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel erklärte im Januar 2023, dass sich Kammer, Anklage und Verteidigung auf ein Strafmaß zwischen mindestens vier Jahren und höchstens sechs Jahren und neun Monaten verständigt hätten. Ohne Deal hätte ein Freiheitsentzug von bis zu 15 Jahren gedroht. Vier der Angeklagten nahmen den Deal an, der Goldmünzendieb Ahmed R. hatte ein Alibi vorgelegt, die Anwälte von Abdul Majed R. hofften auf eine mildere Strafe - ihr Mandant habe nur bei den Vorbereitungen geholfen.

Die höchsten Strafen wurden nun gegen Wissam R. und Rabieh R. verhängt. Sie sollen sechs Jahre und drei Monate beziehungsweise sechs Jahre und zwei Monate ins Gefängnis. Viele Fragen in dem Fall bleiben wohl auch nach dem Urteil unbeantwortet: Wo war die Beute versteckt? Wer war der Kopf der Diebesbande? Und warum sind Museen so sorglos, wenn es um den Schutz ihrer Schätze geht?

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