Geschichte:Hofbibliothek der Marienburg zurückerworben

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Hofbibliothek der Marienburg wurde zurückerworben. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die Bibel einer Königin, Zeichnungen der Marienburg, Manuskripte des europäischen Hochadels: Mit der Hofbibliothek des Welfenschlosses ist ein wahrer Schatz zurück in Niedersachsen. Und was verbirgt sich in dem Schatz?

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Pattensen (dpa/lni) - Rückkehr des kulturellen Erbes nach Niedersachsen: Die Hofbibliothek der Marienburg südlich von Hannover ist für rund 100.000 Euro zurückgekauft worden. Es handelt sich um insgesamt mehr als 500 Bücher und Manuskripte. Der Ankauf in diesem Umfang sei ein „Riesenerfolg“, sagte Kulturminister Falko Mohrs am Montag in Pattensen bei Hannover. Der „Schatz der Marienburg“ habe in Niedersachsen lange gefehlt, betonte der SPD-Politiker. Die Präsidentin des niedersächsischen Landesarchivs, Sabine Graf, sprach von einem „Glücksfall für das Land Niedersachsen“.

Nach Angaben des Ministeriums handelt es sich um ein bedeutendes Konvolut aus Bibliotheks- und Archivgut der privaten Bibliotheken und Registraturen der Adelsfamilie der Welfen - darunter Briefe der britisch-hannoverschen Könige Georg III. und Georg IV., aber auch der Königinnen Friedrike und Marie, der Bauherrin des Schlosses Marienburg. Auch eine Bibel von Marie ist darunter. Erworben wurde die Sammlung von der Stiftung Schloss Marienburg, dem Landesarchiv und der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Niedersachsen sowie des Ministeriums.

Nach den Worten von Mohrs offenbarte sich die Dimension der Sammlung erst in den Verhandlungen. Graf erklärte, 1999 habe ein Londoner Antiquariat die Sammlung erworben, später sei sie an das Bostoner Großantiquariat Ars Libri gegangen. Das Antiquariat habe noch einiges obendrauf gepackt - sie sprach von „Überraschungskartons“. Der Bestand müsse nun zunächst erschlossen werden: „Wir sind noch ganz am Anfang.“ Der Minister sagte: „Keiner weiß, was uns alles noch erwarten wird, wenn die Bücher und Zeichnungen gesichtet werden.“

Für Markus Hilgert, den Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, ist die Sammlung nicht nur für die Forschung zur niedersächsischen Landesgeschichte wichtig - „wir haben es letztlich mit Weltgeschichte zu tun“. Forscher weltweit dürften aus seiner Sicht aufmerksam werden, wenn die Dokumente des vielfältig in die europäische Geschichte eingebundenen Welfenhauses künftig digital zur Verfügung stünden. Graf zeigte beispielsweise ein Siegel und Dokumente zu einem norwegischen Orden für einen Welfen-Herzog.

Unklar sei, ob sich die gesamte Sammlung auf Schloss Marienburg befand, sagte Mohrs. Der Bestand sei aber nicht zerstreut worden, der Rückkauf der bisher größte Erfolg des Projekts Marienburg 2030, mit dem das Schloss erschlossen, erhalten und präsentiert werden solle. Die Direktorin der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek, Anne May, kündigte für 2024 eine kleine Ausstellung zur Hofbibliothek an. Von den Kosten von 100.000 Euro hatte die Kulturstiftung der Länder die Hälfte übernommen, 24.000 Euro kamen von der Stiftung Niedersachsen, der Rest vom Land.

© dpa-infocom, dpa:231016-99-586193/4

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