Katholische Kirche:Papst Franziskus setzt Georg Gänswein vor die Tür

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Erzbischof Georg Gänswein. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Der langjährige Sekretär des deutschen Papstes Benedikt verliert seinen Posten im Vatikan. Er kehrt in sein Heimatbistum Freiburg zurück - ohne neue Aufgabe.

Der langjährige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., Georg Gänswein, wird den Vatikan verlassen. Der 66-Jährige kehrt zurück in sein Heimatbistum Freiburg - zunächst ohne wichtiges Amt. Der Heilige Stuhl verwies darauf, dass Gänsweins Amtszeit schon am 28. Februar abgelaufen sei. Papst Franziskus verfügte nun, dass der Erzbischof zum 1. Juli nach Freiburg gehen müsse.

Der Deutsche war als Präfekt bereits 2020 dauerhaft von Papst Franziskus beurlaubt worden. Im Vatikan hat er keine offizielle Funktion mehr. Gänswein muss seine Dienstwohnung neben dem Petersdom räumen und kehrt nach fast drei Jahrzehnten an der Kurie nach Deutschland zurück. Auf Fragen nach seiner beruflichen Zukunft hatte Gänswein zuletzt geantwortet: "Ich bin nicht der, der entscheidet. Ich bin der, über den entschieden wird."

Das Verhältnis zwischen dem heutigen Papst und Gänswein gilt seit vielen Jahren als belastet, weil sich Benedikt nach seinem Rücktritt häufig in kirchenpolitischen Fragen zu Wort meldete und den Kurs des Nachfolgers kritisierte. Dahinter vermuteten Beobachter den Einfluss Gänsweins, was dieser zurückwies. Für Unverständnis und Empörung sorgte im Vatikan, dass der Deutsche kurz nach Benedikts Tod ein Buch über ihn herausbrachte und es offensiv bewarb. In "Nichts als die Wahrheit" schildert er auch private Konversationen mit Franziskus.

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Gänswein arbeitete viele Jahre für den aus Deutschland stammenden Benedikt - vor, während und nach dem Pontifikat. Seit 2013 diente er gleichzeitig Papst Franziskus als Haus-Präfekt. 2020 beurlaubte Franziskus Gänswein von diesem Amt, damit er sich ganz dem emeritierten Kirchenoberhaupt widmen könne. In "Nichts als die Wahrheit" schrieb Gänswein, er sei damals "schockiert und sprachlos" über die Entscheidung gewesen. Das Buch sorgte international für Schlagzeilen und Diskussionen, weil es unter anderem Details über inhaltliche Konfliktlinien zwischen dem amtierenden und dem vorigen Papst enthält.

Da der langjährige päpstliche Privatsekretär weiterhin Priester der Erzdiözese Freiburg ist, bleibt dieses Bistum für seine Versorgung zuständig. Dort entsteht nun eine ungewöhnliche Situation mit zwei Erzbischöfen: Stephan Burger als Chef des Erzbistums und Gänswein als Rom-Rückkehrer.

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