Fund in Berlin:Rätsel um gestohlene Lennon-Tagebücher gelöst

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John Lennon und Yoko Ono 1980 in New York. (Foto: dpa)
  • Aus dem Nachlass von John Lennon hat die Polizei in Berlin rund 100 gestohlene Gegenstände beschlagnahmt.
  • Allein 86 Objekte fanden die Ermittler im Juli in einem insolventen Auktionshaus in Berlin, teilte die Staatsanwaltschaft Berlin am Dienstag mit.
  • Als möglicher Dieb der Gegenstände aus Lennons Nachlass gilt der frühere Chauffeur von Yoko Ono, der Witwe des Musikers.

Anna Dreher, Berlin

Yoko Ono erkannte die Sachen sofort. Die Tagebücher und die Brillen. Das Schulheft und das Zigarettenetui. All diese Dinge waren einmal in ihrem Besitz gewesen - bis sie 2006 aus ihrer Wohnung in New York verschwunden waren. Und nun lagen diese Gegenstände wieder vor ihr, Jahre später, mitgebracht aus Berlin: Gegenstände aus dem Nachlass ihres verstorbenen Mannes John Lennon.

Anfang November war die 84-jährige Witwe des Beatles-Sängers von der Berliner Staatsanwaltschaft im deutschen Konsulat in New York als Zeugin befragt worden nach einem Fund, den die Beamten als außergewöhnlich bezeichnen: In einem Berliner Auktionshaus waren im Juli dieses Jahres 86 Dinge aufgetaucht, die einmal Lennon und nach dessen Tod Yoko Ono gehört hatten. Der Insolvenzverwalter des Auktionshauses hatte eine mögliche kriminelle Herkunft der Gegensände vermutet und sich deshalb an das LKA Berlin gewandt.

Hehlerei
:Polizei entdeckt John Lennons gestohlene Tagebücher

Die Berliner Polizei hat einen 58-Jährigen wegen Hehlerei mit Gegenständen aus dem Nachlass des Ex-Beatles festgenommen. Sie waren Lennons Witwe Yoko Ono 2006 in New York gestohlen worden.

Von Renate Meinhof

Über 100 Fundstücke

Die Behörden leiteten daraufhin ein Ermittlungsverfahren ein und waren im Anschluss vor allem damit beschäftigt, die Echtheit der Fundstücke zu überprüfen. Am Montagmorgen nahmen LKA-Beamte der Abteilung Kunstkriminalität dann einen 58-jährigen mutmaßlichen Hehler in seiner Wohnung fest. In dessen Umfeld fanden die Ermittler weitere Fundstücke aus dem Lennon-Nachlass, deren Zahl stieg damit auf über 100 an. Darunter drei Tagebücher aus den Jahren 1975, 1979 und 1980, Notenblätter, zwei Nickelbrillen, ein Tonband mit dem Mitschnitt eines Beatles-Konzerts, ein Schulheft aus dem Jahr 1951 und ein Zigarettenetui. Der Gesamtwert soll von einem Gutachter des Auktionshauses auf 3,1 Millionen Euro geschätzt worden sein.

Zudem bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft am Dienstag, was bereits vermutet worden war: Der Berliner Hehler hatte einen Komplizen - und bei diesem handelt es sich um Koral K., den langjährigen Chauffeur von Yoko Ono. Es ist jener Mann, der die Lennon-Witwe 2006 nach einem Diebstahl damit erpresst hatte, Intimes aus ihrem Besitz zu veröffentlichen. 60 Tage saß der türkische Staatsbürger damals in Untersuchungshaft, bis er durch einen Deal auf Kaution wieder frei kam. Er verließ die USA und soll sich aktuell in der Türkei aufhalten.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist davon auszugehen, dass es bereits Anfang 2014 Verhandlungen zwischen dem Auktionshaus und den beiden Beschuldigten über die Gegenstände aus dem Lennon-Nachlass gab. Etwa in diesem Zeitraum seien die Gegenstände zudem aus der Türkei nach Berlin gebracht worden. "Wir müssen noch prüfen, welchen Hintergrund das Auktionshaus hat. Der Besitzer beruft sich auf sein Zeugnisverweigerungsrecht", sagt der Leiter der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael von Hagen.

Nickelbrillen aus dem Nachlass von John Lennon. (Foto: AP)

Yoko Ono bei der Vernehmung sehr gerührt

Sicher sei jedoch, dass dieser Teil des Nachlasses einige Jahre im Auktionshaus gelegen habe, weil der mutmaßliche Hehler die legale Herkunft nicht belegen konnte. Bereits 2013 sollen die beiden Beschuldigten eine Uhr für 600 000 Euro verkauft haben, verziert mit einer persönlichen Widmung. Es war Onos Geschenk zu Lennons letztem Geburtstag vor 37 Jahren.

In New York sei sich Yoko Ono beim Betrachten der Gegenstände und Fotos nicht sicher gewesen, ob das alle gestohlenen Sachen aus ihrem Besitz seien. Immer wieder, so erzählte sie es der Staatsanwaltschaft, sei aus ihrer Wohnung geklaut worden. "Bei der Vernehmung war sie sehr gerührt", sagt Staatsanwältin Susann Wettley. "Man hat deutlich gemerkt, dass sie an all dem hängt und es gerne zurückhaben möchte." Wann sie die Berliner Fundstücke wiederbekommt, hängt aber auch vom Verhalten des Hehlers ab.

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