Das "Abtreibungsschiff" einer niederländischen Organisation ist nach Angaben von Aktivisten bei seiner Ankunft vor der Küste Guatemalas von der Marine festgesetzt worden. Die Gruppe "Women on Waves" ("Frauen auf Wellen") teilte mit, das Schiff werde von der Armee festgehalten. Auf diese Weise würde der "rechtmäßige Protest gegen die staatlichen Beschränkungen des Rechts der guatemaltekischen Frauen auf sichere Abtreibung" behindert.
In Guatemala darf eine schwangere Frau nur abtreiben, wenn ihr Leben in Gefahr ist. Der Organisation "Women on Waves" zufolge gibt es in dem lateinamerikanischen Land jährlich etwa 65 000 illegale und oft gefährliche Abtreibungen. Die Aktivisten wollen deshalb in den kommenden fünf Tagen auf dem Schiff kostenlose Abtreibungen bis zur zehnten Schwangerschaftswoche anbieten, nachdem das Schiff in internationalen Gewässern geankert hat.
Das Militär erklärte in einer offiziellen Beschwerdeschrift an die Staatsanwaltschaft, es werde der Gruppe "nicht erlauben, ihre Aktivitäten im Land auszuführen". Die Beschwerde wurde auf Anweisung von Präsident Jimmy Morales veröffentlicht. Die Ankunft des in den Niederlanden registrierten Boots im Hafen von Puerto San José wurde von Protesten christlicher Gruppen begleitet. Die Hafenbehörde verbot den Aktivisten, ihr Schiff zu verlassen. Zur Begründung hieß es, sie hätten den Grund ihrer Reise nicht erklärt. Die Marine schickte ein Schiff zur Beobachtung.
Abtreibungen bis zur zehnten Schwangerschaftswoche
Auf dem Boot befinden sich zehn Aktivisten aus den Niederlanden, Deutschland, Österreich, Brasilien, Spanien und Guatemala. Eine Pressekonferenz der Gruppe wurde von Demonstranten unterbrochen.
Gründerin Rebecca Gomberts erklärte, es könnten immer fünf Schwangere gleichzeitig in einem Beiboot zu dem "Abtreibungsschiff" gebracht werden. Die Schwangerschaftsabbrüche werden durch die Einnahme von zwei Tabletten herbeigeführt. Die Gruppe bietet den betroffenen Frauen Beratung, Behandlung und eine Betreuung nach der Abtreibung an.
Die Gruppe "Women on Waves" hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Ihre Abtreibungsschiffe vor Irland, Polen, Portugal und Spanien wurden jedes Mal von Protesten von Abtreibungsgegnern begleitet. Die letzte Mission ging 2012 nach Marokko, wo die Marine das Anlegen des Schiffes unterband.