Frankreich:Mehrere Kinder bei Messerangriff in Park verletzt

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Polizisten sichern den Tatort im ostfranzösischen Annecy (Foto: DENIS BALIBOUSE/REUTERS)

Zwei Kinder sowie ein Erwachsener schweben in Lebensgefahr, der mutmaßliche Angreifer wurde festgenommen. Politiker wie Präsident Macron zeigen sich schockiert. Hinweise auf einen Terrorakt gibt es bisher nicht.

Von Thomas Kirchner, Paris

Es ist eine dieser Gewalttaten, die Frankreich oft erlebt hat in den vergangenen Jahren. Zu oft. In einem Park in der ostfranzösischen Stadt Annecy stach ein Angreifer am Donnerstagmorgen mit einem Messer auf Kinder ein. Wie die Polizei sagte, schweben zwei Dreijährige sowie ein Erwachsener in Lebensgefahr. Zwei weitere Kinder im Alter von etwa drei Jahren wurden demnach leicht verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde keine fünf Minuten nach den Angriffen festgenommen. Er blieb unverletzt.

Dem Sender BFMTV zufolge hatten sich zum Tatzeitpunkt mehrere Kindergruppen in dem Park am See von Annecy aufgehalten. Ein Video eines Augenzeugen, das in sozialen Netzwerken kursierte, zeigt einen kräftigen Mann mit schwarzem Bart und einer weißblauen Kopfbedeckung. In seiner Faust sieht man ein Messer, er wird von einem Mann mit einem Rucksack verfolgt, auf den er dann offenbar auch eingestochen hat.

Die Nationalversammlung unterbrach ihre Plenardebatte am Vormittag für eine Schweigeminute. Parlamentspräsidentin Yaël Braun-Pivet sagte: "Wir hoffen, dass die Folgen dieses sehr schweren Angriffes keine Konsequenzen sein werden, die die Nation in Trauer führen." Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne sowie Innenminister Gérald Darmanin fuhren zum Ort des Geschehens. Auch Präsident Emmanuel Macron zeigte sich bestürzt. "Die Nation steht unter Schock", schrieb er auf Twitter. Der Angriff sei "absolut feige" gewesen. "Unsere Gedanken begleiten sie und ihre Familien sowie die eingesetzten Rettungskräfte."

Was den Mann zu der Tat bewogen hat, ist noch unklar. Laut Medienberichten heißt der Angreifer Abdalmasih H., ist 32 Jahre alt und stammt aus Syrien. Er ist verheiratet mit einer Schwedin und hat ein dreijähriges Kind mit ihr. In Schweden hatte er im April den Status als Flüchtling zugesprochen bekommen, hielt sich aber seit Ende vergangenen Jahres in Frankreich auf. Dort soll er vergeblich einen Asylantrag gestellt haben. Bei den Sicherheitsbehörden war er bisher unbekannt. Laut BFMTV bezeichnete er sich der Mann bei der Festnahme als "syrischen Christen", er trug ein Kreuz und ein christliches Gebetbuch bei sich. Bei einer ersten Vernehmung soll es keine Anzeichen für eine mögliche psychische Erkrankung gegeben haben. Auch sehen die Ermittler bislang keine Hinweise auf ein terroristisches Motiv. Das sagte die Staatsanwältin von Annecy am Donnerstagnachmittag.

Der Vorfall wird Einfluss haben auf die Debatte über das neue Einwanderungsgesetz, das die französische Regierung plant. Es soll die Integration von Zugewanderten vereinfachen, aber auch die Abschiebung von straffälligen Migranten.

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