Fort Hood:US-Militärpsychiater richtet Blutbad an

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Massaker auf Amerikas größtem Armeestützpunkt: Ein Militärangehöriger erschießt im texanischen Fort Hood 13 Menschen, mehr als 30 werden verletzt.

Amerika im Schock: Ein Militärpsychiater hat auf dem größten Stützpunkt der US-Streitkräfte ein Blutbad angerichtet und mindestens 13 Menschen erschossen. 31 weitere wurden verletzt. Bei dem Täter handelt es sich nach Militärangaben um den 39 Jahre alten Major Nidal Malik Hasan, einen gläubigen Muslim, der offenbar nach Afghanistan versetzt werden sollte. Präsident Barack Obama sprach von einem "entsetzlichen Ausbruch der Gewalt", dessen Hintergründe rückhaltlos aufgeklärt würden.

Fassungslos: Militärangehörige in Fort Hood nach dem Amoklauf (Foto: Foto: AFP)

Der Amoklauf in Fort Hood in Texas am Donnerstag war die bislang tödlichste Schießerei auf einem Stützpunkt in den USA. Zunächst hatte es geheißen, der Täter sei getötet worden. Der 39-Jährige befand sich jedoch unter Bewachung im Krankenhaus von Fort Hood in Texas, wie der Kommandeur des in Fort Hood stationierten III. Heereskorps, Generalleutnant Bob Cone, mitteilte. Er wurde nach Militärangaben vier Mal getroffen und wird in der Klinik künstlich beatmet. Oberst Ben Danner bezeichnete seinen Zustand auf einer Pressekonferenz als kritisch, Cone erklärte dagegen, "sein Tod steht nicht unmittelbar bevor."

Wie Cone weiter mitteilte, waren nach der Schießerei seien zunächst drei weitere Personen festgenommen und befragt worden. Man gehe aber von einem Einzeltäter aus. Ermittlern zufolge erhielt Hasan eine schlechte Beurteilung für seine Zeit im Militärkrankenhaus Walter Reed, von wo er nach sechs Jahren Dienst im Juli nach Fort Hood versetzt wurde. US-Senatorin Kay Bailey Hutchison sagte, der Major habe vor einer Versetzung ins Ausland gestanden. Der Mann sollte in den Irak versetzt werden.

Obama erklärte, es sei "schwer genug, wenn wir diese tapferen Amerikaner bei Kämpfen im Ausland verlieren". Schrecklich sei aber, wenn Soldaten "auf einem Militärstützpunkt auf amerikanischem Boden beschossen werden". Er werde sicherstellen, "dass jede einzelne Frage zu diesem schrecklichen Zwischenfall beantwortet wird", sagte Obama. Ermittlern zufolge wurden möglicherweise einige der Todesopfer nicht von dem Amokläufer, sondern in allgemeiner Verwirrung während des Blutbades von Sicherheitskräften erschossen.

Pentagonchef Robert Gates sagte: "Es gibt wenig, das wir zu diesem Zeitpunkt sagen können, um den Schmerz zu lindern oder die vielen Fragen zu beantworten, die der Vorfall aufwirft. Aber ich kann versprechen, dass das Verteidigungsministerium alles in seiner Kraft Stehende tun wird, um der Fort-Hood-Gemeinde durch diese schwierigen Zeiten zu helfen."

Das Massaker in dem texanischen Stützpunkt setzt eine Serie ähnlicher Schießereien mit vielen Toten allein seit 2007 fort. Im vergangenen März wurden bei einem Amoklauf in Alabama zehn Menschen getötet, im April bei einer Schießerei in einem New Yorker Einwandererzentrum 13 und beim größten Blutbad in der jüngeren US-Geschichte 32 Menschen in der Universität Virginia Tech im April 2007. 1993 wurden bei einer Schießerei in Fort Knox drei Zivilbeschäftigte von einem Amokläufer getötet, der sich danach erschoss.

Der mit einer Pistole und einer halbautomatischen Waffe ausgerüstete Major Nidal Malik Hasan hatte nach bisherigen Ermittlungen am Donnerstag um 13.30 Uhr Ortszeit (20.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit) das Feuer in einem Gebäude des Stützpunkts eröffnet, in dem Soldaten vor Auslandseinsätzen noch einmal auf ihre Gesundheit überprüft und behandelt werden. In diesem Gebäudekomplex werden auch Heimkehrer von Auslandseinsätzen erfasst. Viele der in Fort Hood stationierten Soldaten waren im Irak und in Afghanistan oder werden dorthin geschickt.

Maria Treviño, die in Fort Hood im ärztlichen Zentrum arbeitet, telefonierte gerade mit dem Lagezentrum des Stützpunktes, als die ersten Schüsse fielen. "Sie fingen an zu schreien: Lasst ihn nicht rein, lasst ihn nicht rein, die schießen auf uns", erzählte sie. "Ich betete, dass sie nicht verletzt werden. Es war schrecklich. Wir sind noch immer völlig verängstigt."

Anwohner reagierten schockiert auf die Vorfälle "Einige dieser Soldaten gehen in den Irak und überleben. Und dann kommen sie zurück und werden hier auf dem Stützpunkt erschossen. Dabei denkt man, dort sicher zu sein", sagte eine Frau im Houston Chronicle.

Der unverheiratete Hasan war nach Medienberichten erst seit Juli in Fort Hood stationiert und soll schon seit langem eine Entsendung in den Irak gefürchtet haben. Eine Tante des 39-Jährigen sagte der Zeitung, er sei seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wegen seines Glaubens immer wieder schikaniert worden. Seit Jahren habe der Militär-Psychiater auch versucht, aus der Armee entlassen zu werden und sogar angeboten, der Armee die Kosten für seine medizinische Ausbildung zurückzuzahlen. Die New York Times berichtete, nach Angaben eines Cousins war der Schütze "entsetzt", dass er Ende des Monats in den Irak geschickt werden sollte. Nach Informationen der New York Times untersucht die Bundespolizei FBI Blogeinträge im Internet, die möglicherweise von dem Täter stammen.

Über das Leben des Täters wurde am Freitag nur langsam mehr bekannt. Die meiste Zeit seiner beruflichen Laufbahn als Militär-Psychiater habe er in dem angesehenen Walter-Reed-Armee-Hospital verbracht, wo er Heimkehrer behandelte, die unter post-traumatischen Schock litten. Ein langjähriger Kollege sagte der Zeitung, er habe als Einzelgänger mit "ungewöhnlichem" Auftreten gegolten. Viele Kollegen hätten deshalb vermieden, ihm Patienten zu schicken.

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