Erdbeben:Ein Foto geht um die Welt

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Stille Trauer: Mesut Hançer aus der Türkei an Tag 1 nach dem Beben. (Foto: Adem Altan/AFP)

Mesut Hançer sitzt in den Trümmern der türkischen Stadt Kahramanmaraş. Er hält die Hand seiner Tochter Irmak. Sie ist tot.

Mesut Hançer hält die Hand seiner 15-jährigen Tochter Irmak, die bei dem Erdbeben in Kahramanmaraş in der Nähe des Epizentrums ums Leben kam. Das Bild wurde einen Tag, nachdem ein Erdbeben der Stärke 7,8 den Südosten der Türkei und einige Regionen Syriens erschüttert hatte, aufgenommen. Das Mädchen wurde unter den Trümmern begraben.

Das Foto geht um die Welt. Es stammt von Adem Altan, der die Szene für die Nachrichtenagentur AFP festgehalten hat. Für die britische Boulevardzeitung Daily Mail ist es das "Foto, das das Herz der Welt gebrochen hat". Auch für andere Medien, etwa CNN, ist es ein "herzzerreißendes Foto". Der Guardian schreibt, es verdeutliche die Verzweiflung über das Erdbeben. Nur wenige Bilder zeigten den Schmerz so deutlich wie dieses Foto.

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Das Mädchen ist eines von Tausenden Todesopfern. Noch immer steigt ihre Zahl. Doch Rettungskräfte finden auch immer wieder Überlebende.

Das "Wunderbaby" Aja

Im Norden Syriens ist nach Krankenhausangaben ein Baby in den Trümmern zur Welt gekommen und hat überlebt. Durch die Nabelschnur war das Neugeborene noch mit seiner verstorbenen Mutter verbunden. Dem kleinen Mädchen gehe es gut, sagte der behandelnde Arzt Hani Maruf im Krankenhaus von Afrin. Das Heimatdorf der Familie nahe der türkischen Grenze wurde von den Erdbeben am Montag schwer getroffen. "Ihr Zustand ist stabil, aber sie hat einige Rippen gebrochen", sagte Maruf.

Das neugeborene Mädchen im Kinderkrankenhaus von Afrin. (Foto: Ghaith Alsayed/AP)

In sozialen Medien wurde das Kind auch als "Wunderbaby" bezeichnet. Dem Arzt zufolge kam die gesamte Familie des Mädchens bei der Katastrophe ums Leben - beide Eltern sowie vier Geschwister und eine Tante. Vermutet wird, dass die Mutter kurz nach der Geburt starb. Die Familie wurde den Angaben zufolge nahe einem Eingang zu einem Gebäude gefunden. Die Familie sei zuvor aus der Provinz Dair al-Saur im Osten geflüchtet.

Ein Retter habe die Nabelschnur mit einem Messer durchtrennt, ehe er das Neugeborene aus den Trümmern zog. Ein Nachbar brachte das unterkühlte Baby ins Krankenhaus. Die Gliedmaßen des Mädchens seien blau angelaufen und ihr Körper völlig mit Staub bedeckt gewesen. "Nur eine Stunde länger und es wäre gestorben", sagte Maruf. Die Mitarbeiter des Krankenhauses gaben dem Mädchen den Namen Aja.

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