Österreich-Kolumne:Von Wolfgang Ambros lernen

Lesezeit: 2 min

Nach dem Ende des Lockdowns wieder geöffnet: der Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Schönbrunn in Wien. (Foto: Wolfgang Simlinger /imago images)

Corona macht es zum zweiten Mal schwer, ein entspanntes Weihnachtsfest zu feiern. Gut, dass ein kitschiges Austropop-Lied eine Lösung bereithält.

Kommentar von Vinzent-Vitus Leitgeb

Leider wird es dieses Jahr wieder kein normales Weihnachten geben. Das dürfte schon an diesem vierten Adventswochenende ziemlich klar sein. Selbst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich nach dem Lockdown inzwischen an diesem Freitag wieder auf 271 gesunken ist.

Doch das könnte nur eine kurze Atempause sein, wie die sogenannte Ampelkommission am Donnerstag gewarnt hat. Die Omikron-Variante werde mit hoher Wahrscheinlichkeit "zu einer hohen Infektionswelle führen". Das betonte auch der Virologe Florian Krammer in der ZiB2 am Mittwoch: " Was jetzt leider eine sehr blöde Situation ist", sagte der Steirer, der in New York forscht.

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Tja. "Leider" - vielleicht das eigentliche Wort des Jahres 2021; die Wahl fiel aber auf den Begriff Schattenkanzler.

Verpasste Chancen, fehlende Voraussicht

"Leider wissen wir nicht, womit uns dieses Virus noch überrascht", hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen vorige Woche bei seiner bislang letzten Angelobung gesagt. Der neue Bundeskanzler Nehammer betonte in Bezug auf die Impfpflicht, die von Februar an gelten soll: Diese sei "leider notwendig". Und auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner benutzte diese Formulierung für den bundesweiten Lockdown, Und auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat diese Formulierung für den bundesweiten Lockdown benutzt, der für Geimpfte und Genesene an diesem Freitag auch in Oberösterreich als letztes Bundesland zu Ende gegangen ist.

Für das Wochenende gibt es zwei Neuerungen: Erstmals dürfen die Geschäfte am Sonntag öffnen, um zumindest einen Teil des ausgefallenen Weihnachtsgeschäfts aufzuholen. Ebenfalls am Sonntag ist in Wien ein sogenanntes Lichtermeer mit tausenden Kerzen geplant, bei dem der Corona-Toten gedacht werden soll - als stiller Kontrapunkt zu den Demos der lautstarken Kritiker der Corona-Politik. Und auch für nächste Woche gibt es eine Neuerung: Von Montag an müssen Einreisende nach Österreich bis auf weiteres entweder dreifach geimpft oder genesen sein, oder aber einen negativen PCR-Test vorweisen können.

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Im Zentrum brüllt und trommelt eine krude Mischung gegen die Corona-Auflagen, während die anderen mit der U-Bahn unten durch fahren. Über einen gespenstischen Tag in zwei scheinbar getrennten Welten.

Von Cathrin Kahlweit

Über das Corona-Management der verpassten Maßnahmen und der fehlenden Voraussicht hat Cathrin Kahlweit vor einem Monat an dieser Stelle unter dem Titel "Bitte nicht schon wieder" geschrieben. Und leider wird es unter anderem wegen der Fehler im Kampf gegen die Pandemie kein normales Weihnachten geben.

Das Weihnachtsfest "daham"

Aber vielleicht, und das sagt der Optimist in mir, wird es ein "Weihnachten wie immer". Kennen Sie das Lied von Wolfgang Ambros? Es ist Austropop von seiner kitschigsten Seite. Ambros singt darin, dass er zu Heiligabend nicht groß verreisen will, nicht nach New York oder in die "Dom Rep". Er will "daham" bleiben und es sich fein machen. Ein paar Freunde einladen. Fertig. Und das klingt doch recht sinnvoll, oder?

Für mich als Auslandsösterreicher wäre es in jedem Fall ein Gewinn.

Weihnachten 2020 war ich gar nicht zu Hause in Österreich. Die Einreise- und Quarantäneregeln waren verwirrend und änderten sich schnell. Die Infrastruktur für schnelle, unkomplizierte Corona-Tests hat quasi nicht existiert. FFP2-Masken waren kaum verbreitet. Mit dem Impfen ging es erst ein paar Tage nach Heiligabend los. Kurz: Das Risiko war mir persönlich zu groß.

Heute sehe ich es anders. Wer möchte, hat einige Mittel in der Hand, sich und seine Nächsten zu schützen. Mit Kontaktreduktionen vor dem Fest, mit möglichst hohem Impfschutz, mit vielen Tests und dann vor allem: mit Feiern, die weiterhin im allerkleinsten Kreis stattfinden.

Mit den engsten Verwandten, daheim in Salzburg, wie ich es machen werde. Und vielleicht auch mit ein paar Freunden, wie Wolfgang Ambros singt. Andere würden ihn dafür einen "Volldeppen" nennen, lautet eine Zeile im Lied. Aber wenn das überhaupt je gestimmt haben sollte, dann ist es dieses Jahr in jedem Fall genau anders herum.

Diese Kolumne erscheint am 17. Dezember 2021 auch im Österreich-Newsletter, der die Berichterstattung zu Österreich in der SZ bündelt. Gleich kostenlos anmelden .

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