Lustige Tierfotos:"Gute Bilder zu schießen ist oft reine Glückssache"

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Der Kopf wird doch wohl nicht wegretouchiert sein? Nein, Pinguine haben einfach sehr bewegliche Hälse. (Foto: Martin Grace/Comedy Wildlife Photo Awards)

Der Brite Martin Grace hat es mit seinem Bild eines kopflosen Pinguins unter die Finalisten der Comedy Wildlife Photography Awards geschafft. Aber wie bekommt man so ein Foto eigentlich hin?

Interview von Christina Gutsmiedl

Ein Affe, der einem anderen den Bauch massiert, ein fliegendes Eichhörnchen, das in der Luft halsbrecherische Stunts vollbringt, oder ein Pegasus, der bei genauerem Hinsehen dann doch kein Fabelwesen ist: 40 witzige Tierfotos haben es ins Finale der Comedy Wildlife Photography Awards 2022 geschafft. Darunter ist auch ein Bild des Fotografen Martin Grace. Der Brite wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach für seine Natur- und Tierfotos ausgezeichnet. Das nominierte Foto ist ganz schön kopflos, es zeigt zwei Pinguine - oder besser gesagt: eineinhalb. Im Gespräch erzählt der Brite von einer abenteuerlichen Reise in die Antarktis und gibt Tipps für das perfekte Tierfoto.

SZ: Herr Grace, hat der Pinguin seinen Kopf verloren?

Martin Grace: Nein. Der Pinguin versteckt ihn bloß hinter seinem Rücken. Er hat den Kopf gedreht, um sich mit seinem Schnabel dort zu kratzen. Man muss wissen, dass Pinguine sehr bewegliche Hälse haben.

Wie kam das Bild zustande?

Das war auf den Falkland-Inseln, dort gibt es eine große Kolonie von Königspinguinen. Ich habe die zwei länger beobachtet und viele Fotos gemacht. Im Nachhinein habe ich mich sehr gefreut, dass ich genau in diesem Moment den Auslöser gedrückt habe.

Sie sind also nicht nur Fotograf, sondern auch Pinguin-Experte.

Nein, nicht ganz. Aber ich weiß mittlerweile viel über Pinguine, weil ich im Laufe der Jahre schon oft welche fotografiert habe.

Wie kam es dazu, dass Sie als Tierfotograf arbeiten?

Meine Frau interessiert sich für Tiere und Natur, ich für Fotografie, und wir haben einfach unsere Interessen zusammengeworfen - so bin ich zum Tierfotografen geworden.

Martin Grace wohnt nahe Kendal im Nordwesten Englands. Früher arbeitete er als Tierarzt, heute legt er seinen Fokus auf die Fotografie. (Foto: privat)

Ob Nashörner in der Wüste oder Robben in der Antarktis: Sie machen Bilder von Tieren auf der ganzen Welt.

In der Antarktis bin ich am liebsten. Einmal habe ich eine Reise zum Weddellmeer geplant. Dort wollte ich Kaiserpinguine fotografieren. Doch das Wetter war zu schlecht, das Meer sehr rau. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass ich noch Fotos machen könnte. Dann hätte ich die weite Reise in die Antarktis umsonst angetreten. Am nächsten Morgen war der Himmel plötzlich strahlend blau und ich konnte meine Fotos doch noch machen. Und danach war das Wetter wieder furchtbar.

Also ist am Ende alles gut gegangen.

Ja, aber Misserfolge muss man als Fotograf aushalten können. Ich kann nicht planen, dass die Tiere, die ich vor die Linse bekommen möchte, tatsächlich auftauchen und alle Gegebenheiten passen. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und eine Kamera dabei haben. Gute Bilder zu schießen ist oft reine Glückssache.

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Das lustige Pinguinbild ist also ein Zufallstreffer?

Absichtlich lustige Tierfotos zu machen ist so gut wie unmöglich. Meistens beobachtet man Tiere und macht dabei viele Fotos. Ab und an passiert mal etwas Lustiges. Aber oft merkt man das erst, wenn man sich die Fotos später noch mal anschaut.

Haben Sie denn trotzdem ein paar Tipps für Hobbyfotografen?

Fotografieren ist Übungssache. Es geht um die richtigen Lichtverhältnisse. Und um Geduld. Ich selbst wohne seit 16 Jahren im gleichen Haus im Lake District. Seitdem fotografiere ich die Vögel im Garten. Und trotzdem entdecke ich immer wieder etwas Neues. Grundsätzlich gilt: Je mehr Fotos man macht, desto besser wird man.

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