Chile:Zahl der Toten bei Waldbränden steigt auf mehr als 100

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Präsident Gabriel Boric spricht von der "schlimmsten Tragödie" in seinem Land seit den Erdbeben 2010. Für diesen Montag kündigt er eine zweitägige Staatstrauer an.

Bei heftigen Waldbränden in Chile ist die Zahl der Toten auf mindestens 112 gestiegen. Hunderte Menschen werden nach Angaben der Behörden noch immer vermisst. Das schürt Befürchtungen, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen wird, da immer mehr Leichen an den Hängen und in den von den Waldbränden verwüsteten Häusern gefunden werden. Am Samstag lag die Zahl der Todesopfer noch bei 51.

"Das ist die schlimmste Tragödie, die unser Land seit dem Erdbeben von 2010 erlebt", sagte Präsident Gabriel Boric bei einem Besuch im Katastrophengebiet in der Region Valparaíso an der Pazifikküste. Damals waren mehr als 520 Menschen ums Leben gekommen.

Die Forstbehörde registrierte am Sonntag im ganzen Land 188 Brände auf einer Fläche von insgesamt fast 29 000 Hektar. Die Region westlich der Hauptstadt Santiago ist am schwersten von den Bränden betroffen. Nahe Valparaíso und Viña del Mar habe sich ein Brand auf einer Fläche von etwa 11 000 Hektar ausgeweitet, hieß es. In den bei Touristen beliebten Küstenstädten westlich der Hauptstadt leben mehr als eine Million Menschen. Drohnenaufnahmen, die Reuters im Gebiet von Viña del Mar machte, zeigen ganze Stadtteile, die verwüstet sind, Häuser, deren Wellblechdächer zusammengebrochen sind und versengte Autos auf den Straßen. "Der Wind war schrecklich, die Hitze brennend. Es gab keine Atempause", sagt Pedro Quezada, ein Bauunternehmer in der Region Valparaiso, der inmitten der verkohlten Trümmer seines zerstörten Hauses steht.

Die chilenischen Behörden haben für die am stärksten betroffenen Gebiete eine abendliche Ausgangssperre verhängt und das Militär zur Unterstützung der Feuerwehrleute eingesetzt, um die Ausbreitung der Brände einzudämmen. Präsident Boric kündigte eine zweitägige Staatstrauer von Montag an.

Im Sommer auf der Südhalbkugel kommt es in Chile immer wieder zu schweren Waldbränden. Im vergangenen Jahr brannten im Zentrum und im Süden Chiles mehr als 425 000 Hektar Land ab - das entspricht in etwa der achtfachen Fläche des Bodensees. Mindestens 26 Menschen kamen ums Leben.

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