Buch über chilenische Bergleute:Kumpel dachten an Kannibalismus

Topf und Säge lagen bereit: Ein US-Journalist hat die Erlebnisse der verschütteten chilenischen Bergleute festgehalten. Sein Buch ist ein Dokument des Grauens.

Vier Monate ist es her, dass 33 chilenische Bergleute nach 69 Tagen Gefangenschaft in 700 Metern Tiefe gerettet werden konnten. Das Erlebte werden die Kumpel vermutlich nie vergessen. In einem nun veröffentlichen Buch ist das Grauen unter Tage dokumentiert: Verschüttete berichten darin, sie hätten Suizidgedanken gehabt. Auch Kannibalismus schlossen die Männer in ihrer Verzweiflung nicht aus.

Das Buch 33 Men des amerikanischen Journalisten Jonathan Franklin schildert die Erlebnisse der 33 chilenischen Kumpel, die mehr als zwei Monate in 700 Metern Tiefe eingeschlossen waren. (Foto: dpa)

Als es den Helfern an der Mine San José am 17. Tag der Gefangenschaft endlich gelang, Kontakt zu den Kumpeln aufzunehmen, hätten die ausgehungerten Männer nach eigenem Bekunden bereits einen Topf und eine Säge bereitgelegt gehabt, schreibt der US-Journalist Jonathan Franklin in seinem Buch 33 Men. Zuvor hatten sich die Bergleute von winzigen Tunfischrationen ernähren müssen.

Mario Sepulveda hatte zuvor dem Fernsehsender CBS berichtet: "Ich musste darüber nachdenken, welcher Kumpel als erster zusammenbrechen würde, und dann habe ich darüber nachgedacht, wie ich ihn essen würde. Es war mir nicht peinlich, es hat mir keine Angst gemacht."

Ein anderer Bergmann, Victor Zamora, sprach über die Suizidgedanken, die er und seine Leidensgenossen hatten. Er habe erwogen, einen Motor anzuwerfen, um sich und die anderen mit den Gasen zu ersticken, sagte Zamora. Als Suizid habe er das aber nicht verstanden: "Es bedeutete, nicht weiter zu leiden. Wir würden so oder so sterben."

Nach Angaben von Buchautor Franklin litten fast alle der 33 Bergleute nach ihrer Rettung aus der Tiefe unter post-traumatischen Belastungsstörungen.

Die Kumpel waren Mitte Oktober in einer spektakulären Aktion aus der Mine San José in der chilenischen Atacama-Wüste gerettet worden.

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