Scharia-Gesetze:Brunei will Todesstrafe gegen Homosexuelle doch nicht vollstrecken

  • Der Sultan von Brunei will darauf verzichten, Homosexuelle zu steinigen.
  • In einer Rede am Sonntag sprach er von "Missverständnissen" in Bezug auf das De-Facto-Moratorium für die Vollstreckung von Todesurteilen.
  • Offenbar reagiert er damit auf den internationalen Protest, den die Ankündigung einer Gesetzesverschärfung Ende März ausgelöst hat.

Sultan Hassanal Bolkiah, das Staatsoberhaupt von Brunei, will nun doch auf die Vollstreckung der Todesstrafe gegen Homosexuelle verzichten. Dies kündigte Bolkiah am Sonntag in einer Rede zum Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan an. Das bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten geltende De-Facto-Moratorium, keine Todesurteile umzusetzen, gelte auch für Urteile gegen Homosexuelle.

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In dem Land sind die Strafen verschärft worden - gegen heftigen internationalen Widerstand. Nun verteidigt sich das Sultanat in einem Brief an das Europäische Parlament.

Seit Anfang April drohte Homosexuellen in Brunei die Todesstrafe durch Steinigung. Grundlage für die harten Strafmaßnahmen war die Scharia, die die religiösen und rechtlichen Normen im Islam regelt. Auf die Ankündigung der Verschärfungen diverser Körperstrafen im März folgten harsche internationale Proteste. Hollywood-Star George Clooney ("Argo") etwa rief dazu auf, Hotels zu boykottieren, die der Familie des Sultans gehören. Nach der Rede Bolkiahs, schrieb Clooney von einem "großen Schritt vorwärts", jedoch würden er und seine Familie ihren Protest fortsetzen, solange Brunei seine "drakonischen" Gesetze nicht gänzlich abschaffe.

Hassanal Bolkiah gilt als einer der reichsten Monarchen der Welt. Der von ihm regierte Kleinstaat auf der südostasiatischen Insel Borneo verfügt über große Erdölvorkommen.

In dem Sultanat sind zwei Drittel der mehr als 420 000 Einwohner muslimischen Glaubens. Viele Menschen leben trotz des Ressourcen-Reichtums des Landes in relativer Armut. Seit einiger Zeit sind konservative islamische Kräfte auf dem Vormarsch. Der autoritär regierende Sultan hatte - offenbar aus Machtkalkül - 2014 damit begonnen, die Scharia einzuführen. Schwule und Lesben werden in der ehemaligen britischen Kolonie seit langem unterdrückt.

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