Ölpest im Golf von Mexiko:Ein kleiner Hoffnungsschimmer

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Mit einer über dem Leck platzierte Absaugglocke schafft BP es offenbar endlich, einen Teil des Öls aufzufangen - trotzdem strömen weiterhin Tausende Liter in den Golf von Mexiko. BP-Chef Haywards lehnt indes trotz massiver Kritik einen Rücktritt weiterhin ab.

Ist das die lang erwartete und oft versprochene Wende im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko? British Petroleum (BP) macht bei den Bemühungen, die Folgen der Katastrophe zu begrenzen, nach eigener Darstellung Fortschritte: Nach der Installation einer Absaugglocke hofft der britische Energiekonzern, schon bald einen Großteil des austretenden Öls einzufangen.

Die Absaugglocke, mit der BP das austretende Öl an der Stelle der früheren Ölplattform "Deepwater Horizon" einfangen will. (Foto: ap)

Der am Freitag über dem Leck platzierte Trichter befördere inzwischen täglich etwa 10.000 Barrel Öl (rund 1,2 Millionen Liter) an die Meeresoberfläche, sagte Vorstandschef Tony Hayward dem britischen Sender BBC.

Auf die Frage, welchem Anteil an der Gesamtmenge des ausströmenden Öls dies entspreche, sagte der Manager: "Momentan ist dies schwer zu sagen, aber wir gehen davon aus, dass es mehr als die Hälfte ist, wahrscheinlich die große Mehrheit des Öls."

"Wir werden jegliche Umweltschäden beseitigen"

Bis zum kommenden Wochenende will BP demnach ein weiteres Absaugsystem errichten und die Menge so weiter erhöhen. Wissenschaftler der US-Regierung schätzen, dass pro Tag zwischen 12.000 und 19.000 Barrel ausströmen. Die Küstenwache geht von einem Fassungsvermögen der Glocke von etwa 15.000 Barrel aus.

Der Druck auf den Multi hatte nach einer Serie von Rückschlägen zugenommen. US-Bevölkerung und -Politik forderten den Konzern auf, das Bohrloch endlich zu stopfen und die volle finanzielle Verantwortung für die Katastrophe zu übernehmen.

Hayward sagte in der BBC, das Unternehmen verfüge über ausreichend Geld. Damit wies er daraufhin, dass der Konzern die Krise überstehen werde - trotz Milliardenkosten, Vertrauensverlust und Einbruch des Börsenwerts.

"Wir werden das Leck abdichten, wir werden das Öl wegräumen, wir werden jegliche Umweltschäden beseitigen und wir werden die Golfküste wieder in den Zustand versetzen, in dem sie vor diesem Ereignis war", versprach Hayward.

BP-Chef lehnt Rücktritt ab

Fragen nach einer Dividendenzahlung wich er aus. Der Manager erntete kürzlich scharfe Kritik von US-Präsident Barack Obama, als er trotz der Milliardenkosten den Aktionären eine Ausschüttung ankündigte.

Das Unternehmen will nach Haywards Angaben nun Ende Juli über die nächste Dividende entscheiden. An Haywards Person hat sich mit fortlaufender Dauer des erfolglosen Krisenmanagements der Zorn der US-Bürger und -Politik festgemacht.

Einen Rücktritt lehnt der Manager aber ab. "Es ist mir nicht in den Sinn gekommen. Ein solcher Gedanke ist natürlich anderen Leuten durch den Kopf gegangen, aber nicht mir", sagte Hayward der britischen Zeitung Sunday Telegraph. Er verstehe aber die weit verbreitete Enttäuschung darüber, dass das Öl-Leck am Meeresgrund auch mehr als sechs Wochen nach der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" noch immer nicht geschlossen werden konnte. Er selbst sei darüber "wütend und enttäuscht".

Nach den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama näherte sich der Ölteppich derweil den weißen Sandstränden Floridas. Die Zahl der verendeten und ölverseuchten Tiere steigt täglich. Rund ein Drittel der US-Gewässer im Golf sind für die Fischerei gesperrt. Dies entspricht einer Fläche von 202.582 Quadratkilometern. Das ist mehr als die Hälfte der deutschen Staatsfläche.

© sueddeutsche.de/Reuters/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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