Zweieinhalb Jahre ist es her, man hatte zwei Gläser Wein getrunken, da gab Thomas Fischer einen Gedanken preis: Manchmal denke er ans Aufhören. Das kam unerwartet, Fischer hatte im Bundesgerichtshof gerade sein erstes Jahr als Vorsitzender des zweiten Strafsenats hinter sich - ein Amt, um das er sich mit der BGH-Spitze einen beispiellosen Kampf geliefert hatte. Mehr als zwei Jahre und diverse Prozesse waren nötig, bis er Mitte 2013 ernannt wurde. Und dann schon wieder aufhören?
Nun hat Fischer tatsächlich seine vorzeitige Pensionierung beantragt. Zum 30. April will er ausscheiden, einen Tag nach seinem 64. Geburtstag. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass er als Zeit-online-Kolumnist gleichsam eine neue Berufung gefunden hat. Mit seiner speziellen Fischer-Mischung aus frei assoziierten Gedanken und didaktischen Ausführungen zum Rechtsstaat als solchem hat er eine neue Form erfunden. Mag sein, dass ihm das inzwischen näherliegt als die zähe Urteilsarbeit.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er sich aufgerieben hat, nicht nur als notorischer Vielarbeiter. Man muss kein Mitleid haben mit dem Mann, der gern im Angriffsmodus agiert. Aber die Widerstände, die ihm entgegengestellt wurden, nagten an der Substanz; wenn er geht, dann verlässt er letztlich feindliches Terrain. Er wolle den Tag des Abschieds lieber selbst bestimmen, anstatt seinen Neidern und Gegnern die Freude zu machen, die Tage seines letzten Dienstjahrs herunterzuzählen, teilte er an diesem Freitag mit. "17 Jahre BGH und einige Jahre Mobbing sind genug."