SZ-Kolumne "Bester Dinge":Gewehr im Geweih

(Foto: Patrick Pleul)

Wie ein Hirsch im Böhmerwald auf einen Jäger traf und nicht etwa das Weite suchte - sondern ihn entwaffnete.

Von Oliver Klasen

Die Lage für den Hirsch schien aussichtslos zu sein. Aufgescheucht von einem Hund, sah er sich gleich einer ganzen Gruppe von Jägern gegenüber. Die hatten es eigentlich nur auf Kleinwild abgesehen, aber das konnte der Hirsch ja nicht wissen. Er wähnte sich in höchster Gefahr.

Horní Planá, so heißt der Ort im tschechischen Böhmerwald, der in der Nähe der Stelle liegt, wo Hirsch und Jäger aufeinandertrafen. Der deutsche Name des Ortes: Oberplan - und einen Oberplan, anders kann man es kaum nennen, hatte dann auch der Hirsch.

Das Tier lief direkt auf einen der Männer zu, streifte ihn an der Schulter, zerriss ihm den Ärmel und nahm mit seinem Geweih das Gewehr auf, das der Jäger wohl nur locker umgehängt hatte. Die Waffe - ein .22-Hornet-Repetiergewehr übrigens - war zu diesem Zeitpunkt nicht geladen, aber auch das konnte der Hirsch ja nicht wissen.

Weil die Jäger den Verlust der Waffe vorschriftsmäßig meldeten und etwaige Finder aufgerufen sind, das Gewehr abzugeben, ist der Vorfall im Bericht des Polizeipräsidiums České Budějovice erwähnt, jener Stadt, aus der das berühmte Bier kommt. Was klingt wie ein Schwank vom Jäger-Stammtisch, ist tatsächlich passiert. Am vergangenen Freitag. Und es gibt Zeugen. Sie haben in einem Kilometer Entfernung ein großes Tier gesichtet, in dessen Geweih ein Gewehr hing. Ein Hirsch, der einen Jäger entwaffnet - das kommt wohl selbst in der Nähe böhmischer Dörfer nur einmal vor.

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