Bestattung:Jedes Jahr Hunderte Beisetzungen ohne Angehörige im Land

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Eine Trauerschleife liegt auf einer Grabanlage für anonyme Bestattungen auf dem Alten Friedhof in Potsdam. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Menschen, die am Ende ihres Lebens allein sind, bleiben es oft auch bei ihrer Beerdigung. Jedes Jahr finden in Brandenburg Hunderte sogenannte ordnungsbehördliche Beisetzungen von Verstorbenen ohne Angehörige statt.

Von Christian Bark, dpa

Potsdam (dpa/bb) - Wenn Menschen ohne bestattungspflichtige Angehörige versterben, finden sie meistens durch eine sogenannte ordnungsbehördliche Bestattung ihre letzte Ruhe. Hier kommt zunächst einmal die Kommune für die Kosten auf, wie Fabian Lenzen, Sprecher der Bestatterinnung Berlin-Brandenburg, erklärt. „Die Bestattungen fallen dann meistens sehr schlicht aus“, sagt er.

Die Landeshauptstadt Potsdam gibt jedes Jahr für ordnungsbehördliche Bestattungen, welche nicht durch Versicherungen, Erben oder aus dem Nachlass erstattet werden können, mehrere Tausend Euro aus. Zuletzt waren es 2022 gut 30.400 Euro, im Jahr davor rund 25.000 Euro, wie Stadtsprecher Markus Klier mitteilt. Wie viele solcher Bestattungen es jedes Jahr gibt, werde nicht erfasst.

Alle zwei Monate Trauerfeier für einsam Verstorbene in Potsdam

Die Stadt beauftragt die Bestatter dann, den Verstorbenen vom Sterbeort abzuholen, wie der Potsdamer Stadtsprecher sagt. Die Bestatter überführen ihn in das Krematorium Potsdam. Kraft einer Vollmacht beauftragt der Bestatter die Einäscherung und beim Standesamt Potsdam die Sterbeurkunde.

Alle zwei Monate gibt es laut Markus Klier eine Feierstunde in der Trauerhalle des Neuen Friedhofes. Dort werden alle dazu angemeldeten Verstorbenen bei Orgelmusik in einer Trauerrede namentlich genannt. „Im Anschluss daran werden die Urnen auf der anonymen Grabanlage des Alten Friedhofes beigesetzt“, erklärt der Stadtsprecher.

Auch nach der Beisetzung Suche nach Bestattungspflichtigen

In Cottbus gibt es jährlich gut 130 solcher ordnungsbehördlichen Bestattungen. Die Kosten variieren laut Stadtsprecher Jan Gloßmann jedes Jahr. Mit der Beisetzung hört die Recherche nach Bestattungspflichtigen aber nicht auf. Verfügen ermittelte Angehörige allerdings selbst nicht mehr über genügend Mittel, können sie beim zuständigen Sozialamt des Sterbeorts einen Antrag auf Bestattungskostenübernahme stellen.

„Kommen Angehörige der Bestattungspflicht nicht nach, erwartet sie in der Regel ein Ordnungsgeld“, sagt Fabian Lenzen. Das könne zumindest in Berlin schnell mal 10.000 Euro betragen. Eine kostengünstige Bestattung liege bei etwa 1000 bis 2000 Euro. Oft schreiben Kommunen die Dienstleistung auch aus.

So etwa die Stadt Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). Dort hat es im vergangenen Jahr vier ordnungsbehördliche Bestattungen gegeben, in neun Fällen hatte die Kommune aber noch Angehörige ausfindig machen können, wie Stadtsprecher Jean Dibbert berichtet. Bis zu 2500 Euro zahle die Stadt für eine solche Bestattung.

Manchmal kommen Nachbarn, Freunde oder Pfleger ans Grab

An den Ausschreibungen beteiligt sich auch regelmäßig Bestatter Tilo Brüsehafer von „Müritz Bestattungen“ aus Wredenhagen (Mecklenburgische Seenplatte). In den Kreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin hat er jedes Jahr gut 150 Beisetzungen. Davon sind im Schnitt fünf ordnungsbehördliche. „Oft finden die Beisetzungen ohne Zeremonie statt“, berichtet Tilo Brüsehafer. Es gebe keine Schmuckurne und keine Trauerrede, die verhüllte Aschekapsel werde dann in aller Stille in die Gruft gelassen.

In anderen Fällen versammeln sich Nachbarn, Freunde oder das Pfleger um die Grabstelle, wie Fabian Lenzen ergänzt. „Das Pflegepersonal oder Nachbarn sammeln nicht selten Geld für etwas Bluemnschmuck oder eine Trauerzeremonie“, sagt auch Tilo Brüsehafer. Ist der Verstorbene Kirchenmitglied gewesen, hat er laut Fabian Lenzen Anspruch auf einen Geistlichen bei der Beisetzung. Dann kämen auch häufig andere Kirchgemeindemitglieder, um den Verstorbenen bei seinem letzten Gang zu begleiten.

© dpa-infocom, dpa:231031-99-766131/2

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