Berlusconi nimmt am "Rubygate"-Prozess teil:Wilde Sex-Partys? - "Elegante Abendessen"

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Er spricht von einem unnützen Prozess, wittert eine "Diffamierungsaktion der Medien": Silvio Berlusconi ist erstmals persönlich beim sogenannten "Ruby-Prozess" in Erscheinung getreten. Mit der Rolle des stillen Beobachters wollte sich Italiens Ex-Premier jedoch nicht zufrieden geben.

Spaßiger, nicht sexueller Natur sollen die Feste in der Casa Berlusconi gewesen sein: Bei seinem überraschenden ersten Auftritt im "Rubygate"-Prozess hat Silvio Berlusconi den Vorwurf zurückgewiesen, in seiner Villa Arcore hätten ausschweifende Sex-Partys stattgefunden. Und der frühere Premierminister nutzte die öffentliche Bühne im Justizpalast in Mailand, um harsche Kritik an Justiz und Medien zu üben.

Sieht sich von Justiz und Medien zu Unrecht verfolgt: Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi. (Foto: dpa)

"Ich bin hierher gekommen, um mir diese Szenerie anzusehen, diese riesige Diffamierungsaktion der Medien gegen mich", wetterte der 75-Jährige in einer Verhandlungspause. Es sei ein Skandal, dass öffentliche Gelder für diesen unnützen Prozess ausgegeben würden.

Berlusconi ist wegen Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauchs angeklagt. Im Zentrum des Verfahrens steht der Vorwurf, er sei mit der damals noch minderjährigen Marokkanerin Karima el-Marough gegen Bezahlung intim geworden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war das unter ihrem Künstlernamen "Ruby Rubacuori" bekannte Partygirl eine von vielen damals minderjährigen Besucherinnen im Haus des Politikers.

Scherzhafte Verkleidungs-Wettbewerbe

Der Ex-Premier war in dem bereits seit einem Jahr andauernden Prozess nie selbst vor Gericht erschienen, seine Abwesenheit hatte er stets mit beruflichen Terminen entschuldigt. An diesem Freitag standen nun erneut Zeugenvernehmungen auf der Agenda. Wohl aber weniger aus Interesse daran, als vielmehr um seinen Unmut über das laufende Verfahren zum Ausdruck zu bringen, machte Berlusconi erstmals seine persönliche Aufwartung.

In seiner Villa hätten "elegante Abendessen" stattgefunden, versuchte Berlusconi den Vorwurf von sexuellen Gelagen zu entkräften. Danach sei man in das untere Geschoss gegangen, in die frühere Disco seiner Kinder. Die Staatsanwaltschaft habe Dutzenden junger Frauen das Leben ruiniert, "nur weil sie das Unrecht begingen, meine Essenseinladung anzunehmen". Aussagen über zwei Frauen, die als Nonnen verkleidet für Berlusconi einen Striptease hingelegt haben sollen, begegnete der Milliardär und Medienzar so: "Wir machten scherzhafte Wettbewerbe", alles in einer Atmosphäre "der Fröhlichkeit, der Heiterkeit und der Sympathie".

Bei den Zeugenvernehmungen ging es um mutmaßlichen Amtsmissbrauch. Berlusconi hatte als Ministerpräsident bei der Polizei interveniert, um die in Gewahrsam genommene "Ruby" freizubekommen. Sie sei die Nichte des damaligen ägyptischen Staatschefs Hosni Mubarak, soll der damalige Premier den Beamten gesagt und vor diplomatischen Verwicklungen gewarnt haben.

Ein Beamter, der mit Berlusconi telefoniert hatte, gab an, er sei im Laufe des fraglichen Abends zu der Überzeugung gelangt, dass die junge Frau nicht Mubaraks Nichte sei. "Es blieb aber ein Restzweifel", sagte der Zeuge. Ein anderer Polizist bestätigte, dass die Marokkanerin ausgesagt habe, sich bisweilen als Nichte Mubaraks auszugeben - es aber nicht sei.

Berlusconi und "Ruby" haben eine sexuelle Beziehung miteinander bestritten.

© Süddeutsche.de/dpa/holz/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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