Es klingt wie aus einer schlechten Parodie, doch die Realität des Gerichtsprozesses um Silvio Berlusconis "Rubygate" übertrifft jegliche Fiktion: Mit "schwarzen Tuniken, weißen Schleiern und Kreuzen" sollen zwei als Nonnen verkleidete Frauen für den früheren italienischen Regierungschef gestrippt haben. Eine von ihnen: Berluconis ehemalige Zahnpflegerin Nicole Minetti. Sie sitzt heute für Berlusconis Partei im lombardischen Regionalparlament.
Ein Model sagte vor Gericht in Mailand aus, Berlusconi habe ihr beim ersten Mal, als sie auf eine Party in seine Villa kam, 2000 Euro in Bar gegeben und gesagt, sie solle "nicht beleidigt" sein. Just an diesem Abend hätten Minetti und die andere Frau im Nonnen-Outfit für den Cavaliere getanzt und sich bis auf die Unterwäsche ihrer Kleidung entledigt.
Minetti und andere Frauen seien die Nacht in der Villa geblieben, nachdem ihnen offenbar Geld für Sex angeboten worden sei. Sie habe gehört, dass zwei der Frauen das Angebot auch angenommen hätten, sagte die Zeugin weiter.
In dem Prozess wird Berlusconi Sex mit minderjährigen Prostituierten vorgeworfen. Der 75-Jährige bestreitet die Vorwürfe, beziehungsweise: lässt sie bestreiten. Er selbst war bei der Verhandlung nicht anwesend. In der Vergangenheit hatte Berlusconi berufliche Verpflichtungen als Grund für sein Nicht-Erscheinen genannt. Doch seit November ist er nicht mehr Regierungschef in Italien - und müsste eigentlich die Zeit finden, an dem Prozess teilzunehmen.
Das Gerichtsverfahren rund um den sogenannten "Rubygate"-Skandal läuft seit einem Jahr. Im Zentrum steht der Vorwurf, Berlusconi habe mit dem damals noch minderjährigen Partygirl "Ruby" gegen Bezahlung Sex gehabt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war die Marokkanerin, die mit bürgerlichem Namen Karima El Mahroug heißt, eine von vielen damals minderjährigen Besucherinnen bei Berlusconi.
Die Zeugin, die Minetti belastete, fordert in einem separaten Prozess eine Entschädigung von Minetti. Dieser wird vorgeworfen, gemeinsam mit anderen Prostituierte für Berlusconi vermittelt zu haben.