USA:Nach Brückeneinsturz in Baltimore: Biden verspricht schnelle Hilfe

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US-Präsident Biden während der Pressekonferenz zum Brückeneinsturz in Baltimore, US-Bundesstaat Maryland. (Foto: Craig Hudson/Reuters)

Die Suche nach den sechs Vermissten läuft auf Hochtouren. Der US-Präsident kündigt finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau an. Der Schiffsverkehr muss bis auf Weiteres gestoppt werden - Lieferkettenprobleme drohen.

Nach dem Brückeneinsturz in Baltimore hat US-Präsident Joe Biden weitreichende finanzielle Unterstützung angekündigt. "Ich beabsichtige, dass die Regierung die gesamten Kosten für den Wiederaufbau dieser Brücke übernimmt", sagte der Demokrat bei einer Pressekonferenz in Washington. "Und ich erwarte, dass der Kongress meine Bemühungen unterstützt." Er habe Marylands Gouverneur Wes Moore versprochen, jegliche Maßnahmen zu ergreifen, um die Brücke wieder zu errichten und den Hafen von Baltimore, der gleich hinter der Francis Scott Key Bridge liegt, "so schnell wie menschlich möglich" wieder zu öffnen. Zuvor hatte die zuständige Hafenbehörde den Schiffsverkehr dort bis auf Weiteres ausgesetzt.

Ein großes Containerschiff hatte in der Nacht zum Dienstag die vierspurige Brücke gerammt und sie weitgehend zum Einsturz gebracht. Videos zeigen, wie das Schiff gegen einen der Pfeiler fährt und die Brücke teilweise kollabiert. Mehrere Menschen und Fahrzeuge stürzten nach Angaben der Feuerwehr ins Wasser. Ein Tauch-Team sei vor Ort. Derzeit würden noch sechs Menschen im Wasser vermisst, teilte der Verkehrsminister des Bundesstaats, Paul Wiedefeld, mit. Bisher wurden zwei Menschen gerettet. Man gehe davon aus, dass es sich bei den Opfern um Bauarbeiter handele.

Wie Biden erklärte, handelt es sich bei dem Hafen von Baltimore um eine der wichtigsten maritimen Anlaufstellen der USA - insbesondere für den Import und Export von Autos und Kleinlastern. Demnach werden rund 850 000 Fahrzeuge pro Jahr über den Hafen verschifft. Rund 15 000 Arbeitsplätze hängen davon ab. Zudem ist die Francis Scott Key Bridge eine wichtige Verkehrsader an der Ostküste der USA. Demnach überquerten die Brücke vor dem Unfall rund 30 000 Fahrzeuge pro Tag.

Wirtschaftliche Folgen: Lieferkettenprobleme möglich

Nach Angaben von US-Verkehrsminister Pete Buttigieg hat der Unfall auch wirtschaftliche Folgen. Man stelle sich wegen der Bedeutung des dahinter liegenden Hafens schon jetzt auf Lieferkettenprobleme ein, "von denen wir wissen, dass sie kommen werden", sagte Buttigieg bei einer Pressekonferenz am Dienstag vor Ort. Diese beträfen dann nicht nur die Region um Baltimore, "sondern die gesamte US-Wirtschaft". Der Hauptteil des Hafens liegt nach Angaben Buttigiegs hinter der eingestürzten Brücke.

Das Foto zeigt einen Teil der Francis Scott Key Bridge, die nach dem Zusammenstoß mit einem Schiff am frühen Dienstagmorgen teilweise eingestürzt ist. (Foto: Julia Nikhinson/Reuters)

Warum das Schiff gegen einen der Brückenpfeiler fuhr, ist noch unklar. Gouverneur Moore bestätigte aber, dass es nach Angaben der Besatzung ein Problem mit dem Strom an Bord gab. Der Livestream einer Kamera im Hafen zeigt, wie kurz vor der Kollision nahezu alle Lichter auf dem Schiff ausgehen. Gegen 1.30 Uhr seien erste Notrufe eingegangen, berichteten die New York Times und der Sender CBS News unter Berufung auf die Küstenwache und die Feuerwehr.

Hinweise auf einen Anschlag gibt es keine. "Die vorläufige Untersuchung deutet auf einen Unfall hin. Wir haben keine belastbaren Beweise für einen Terroranschlag gefunden", sagte Gouverneur Moore bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag mitteleuropäischer Zeit. Ein Vertreter der Bundespolizei FBI äußerte sich ähnlich. Es gebe keine konkreten oder glaubwürdigen Informationen, die darauf hindeuteten, dass der Vorfall mit Terrorismus in Verbindung stehe, sagte Ermittler William DelBagno.

Die Besatzung des Containerschiffes setzte nach Moores Angaben kurz vor dem Zusammenstoß ein Notsignal ab. Somit wären Beamte in der Lage gewesen, den Verkehr zu stoppen, damit nicht noch mehr Autos auf die Brücke gelangten.

(Foto: N/A)

Baltimores Bürgermeister Brandon Scott war ebenfalls vor Ort und sprach von einer "unvorstellbaren Tragödie". Gouverneur Moore rief den Notstand aus. Man arbeite teamübergreifend zusammen, um nun schnell auch von der US-Regierung Hilfe anfordern zu können, hieß es in einer Stellungnahme auf der Plattform X.

Die Autobahnbrücke der Interstate I-695 überquert den Patapsco River und führt über den Hafen der Metropole im Nordosten der USA. Sie ist nach Angaben der Verkehrsbehörde Maryland mehr als 2,5 Kilometer lang, mehr als 50 Meter hoch und hat vier Fahrspuren.

Die Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Katastrophe - die Brücke ist in weiten Teilen zusammengebrochen. (Foto: Abc Affiliate Wjla/via Reuters)

Das Containerschiff mit dem Namen Dali gehört der Reederei Synery Marine Group und fährt unter der Flagge Singapurs. Man habe es auf Zeit gechartert, teilte die dänische Reederei Maersk mit, die weltweit zweitgrößte Containerreederei. Das etwa 290 Meter lange Schiff soll erst eine halbe Stunde vor dem Zusammenstoß losgefahren sein und sich auf dem Weg nach Sri Lanka befunden haben.

Die Besatzung des Schiffes befindet sich offenbar weiterhin an Bord. Der Eigentümer hatte zuvor bekannt gegeben, dass auf dem Schiff kein Besatzungsmitglied vermisst werde und bislang auch keine Verletzten gemeldet wurden.

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