Aufarbeitung des Hochhausbrandes:Mindestens 600 englische Hochhäuser durch entflammbares Material gefährdet

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Premierministerin Theresa May steht seit dem verheerenden Brand stark unter Druck. Jetzt hat sie im Parlament von den Ergebnissen der ersten Untersuchungen berichtet.

Die britischen Behörden gehen davon aus, dass etwa 600 Hochhäuser allein in England eine ähnliche Fassadenverkleidung wie der ausgebrannte Grenfell Tower haben. Das sagte die britische Premierministerin Theresa May in einer Parlamentsrede.

Sie berichtete dort, was die ersten Untersuchungen der Katastrophe ergeben haben. Bei dem verheerenden Hochhausbrand waren vergangene Woche im Londoner Stadtteil North Kensington mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Die lokalen Behörden und auch May selbst waren danach wegen ihres Krisenmanagements massiv unter Druck geraten. May hat inzwischen Fehler eingestanden und ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass die Hilfe für die Betroffenen in den ersten Stunden nach dem Unglück zu spät anlief. Nicolas Holgate, der Chef der für den Grenfell Tower zuständigen Bezirksverwaltung in Kensington und Chelsea, ist inzwischen zurückgetreten.

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Bereits kurz nach dem Brand war die Sängerin zum Grenfell Tower gekommen. Einem Bericht zufolge sollen Regierungsstellen über den unzureichenden Feuerschutz in Hochhäusern informiert gewesen sein.

Experten sind sich sicher, dass der Brand sich nur deshalb so schnell ausbreiten konnte, weil in der Fassadenverkleidung ein brennbarer Dämmstoff verbaut wurde. Bewohner hatten schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass es in dem Gebäude Mängel beim Brandschutz gebe. Ihren Beschwerde wurde allerdings nicht nachgegangen.

May hatte bereits vor Tagen angekündigt, dass sämtliche Haushäuser im Land auf Sicherheitsmängel untersucht würden. Eigentümer müssten Proben der verwendeten Dämm- und Isoliermaterialien einschicken. Derzeit würden täglich Hunderte Proben ausgewertet. Bei drei Hochhäusern in Großbritannien sei bereits eine Fassadenverkleidung aus genau demselben Material wie der Grenfell Tower nachgewiesen worden.

"Alle relevanten Behörden wurden informiert und sie werden alles unternehmen, um sicherzustellen, dass die Gebäude sicher sind", sagte die Regierungschefin. Notfalls müssten die Betroffenen vorübergehend in anderen Wohnungen untergebracht werden.

Unklar ist, ob die verwendeten Dämmmaterialien entgegen der geltenden Vorschriften verbaut wurden. Schatzkanzler Philip Hammond hatte das in einem Statement am Wochenende nahegelegt. May sagte dazu nur, diese Frage werde untersucht. Klar ist, dass ein alternatives Dämmmaterial, das nicht entzündlich gewesen wäre, im Falle des Grenfell Towers lediglich einige Tausend Euro mehr gekostet hätte.

© SZ.de/AP/AFP/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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