Fake-Blitzer:"Die Polizei war begeistert"

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Für den Bau ihres Blitzanlagen-Imitats verwendeten die Oberöfflinger unter anderem Grobspanplatten und zwei alte CDs. (Foto: Oliver Dietze/dpa)

Anwohner haben falsche Radarfallen gebastelt und an eine Straße in Oberöfflingen in der Eifel gestellt. Mittlerweile stoppen sie damit so erfolgreich Raser, dass Nachbargemeinden nachziehen wollen.

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Weil ihm zu viel durch den Ort gerast wurde, hat Christoph Thul, 32, zusammen mit Heizungsbauer Jan Hoffmann, 32, zwei falsche Blitzgeräte an die Straße von Oberöfflingen (Eifel, 290 Einwohner) gestellt.

SZ: Herr Thul, was ist das Problem in Oberöfflingen?

Christoph Thul: Wir haben bei uns so eine typische Durchgangsstraße. Leider hat der Verkehr in den vergangenen Jahren stark zugenommen und die Leute halten sich viel zu selten an die Geschwindigkeitsbegrenzung.

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Aber für Kontrollen ist doch die Polizei zuständig.

Offenbar reicht das nicht. Als mein Kumpel Jan Hoffmann und ich noch Kinder waren, da wurden wir von unseren Eltern zum Spielen einfach rausgeschickt. Da waren ja höchstens ein paar Traktoren unterwegs. Doch heute haben die Leute richtig Angst um ihre Kinder. Also hatten wir die Idee, uns Fake-Blitzer zu bauen.

Nach welchem Vorbild?

Die sehen so aus wie der Blitzer, der auf der A1 kurz vor der Abfahrt Wittlich stand. Der war ein großes Thema in Oberöfflingen. Für die Nacht zum ersten Mai haben wir den Blitzer dann gleich zweimal nachgebaut und am Dorfein- und Dorfausgang auf private Grundstücke gestellt. Die Besitzer wussten am Anfang gar nichts davon. Mittlerweile sind sie von dem Effekt aber sehr angetan.

Jan Hoffmann und Christoph Thul (rechts) stehen an ihrer Blitzer-Attrappe. (Foto: Oliver Dietze/dpa)

In England soll es eine Frau geben, die mit dem Föhn am Gartenzaun auf Autos zielt und so tut, als sei das eine Radarpistole.

Auch nicht schlecht! Wissen Sie: Ich bin selber das jüngste von acht Kindern. Sie glauben gar nicht, wie viele Neffen und Nichten mittlerweile bei meinen Eltern im Garten spielen. Da ist es mir schon wichtig, dass die Leute langsam fahren.

Und wenn jetzt jeder seinen Blitzer baut?

Warum nicht? Die Polizei war so begeistert von unserer Aktion, dass sie sogar Fotos davon ins Netz gestellt hat.

Die Polizei?

Solange solche Nachbauten auf Privatgrundstücken stehen, keine Technik drin ist und sie weder blinken noch blitzen noch blenden, sind sie erlaubt.

Sind Sie schon mal geblitzt worden?

Klar. Hat aber nur zehn Euro gekostet.

Also, das ist doch auch gefährlich, wenn der Vordermann wegen so eines Dings plötzlich abbremst und man ihm auffährt.

Immer auf den Mindestabstand achten!

Jaja. Jedenfalls sind unsere Fake-Blitzer so erfolgreich, dass mittlerweile schon Vertreter von Nachbargemeinden nachgefragt haben, ob sie sich die mal ausleihen können. Aber in Serie gehen wir damit nicht.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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