Anordnung vom Vatikan:Tebartz-van Elst muss pausieren

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Bischof Tebartz-van Elst auf einem Archivbild (Foto: Boris Roessler/dpa)

Seit Monaten steht Franz-Peter Tebartz-van Elst in der Kritik: Nun muss sich der umstrittene Limburger Bischof zumindest vorläufig von seinem Amt zurückziehen. Für die Zeit seiner Abwesenheit soll der designierte Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch die Diözese leiten.

Der Vatikan will den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Amt belassen. Diese Entscheidung hat der Vatikan am Mittwoch bekannt gegeben. Tebartz-van Elst soll sich in Absprache mit dem Vatikan für unbestimmte Zeit von den Amtsgeschäften in Limburg zurückziehen. In der Zwischenzeit soll der designierte Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch die Diözese leiten.

Über den vorübergehenden Rückzug des Bischofs hatten am Mittwoch zunächst die Bild-Zeitung und die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Aus dem Vatikan hieß es der Bild-Zeitung zufolge, die Entscheidung solle als Signal verstanden werden, dass Rom trotz allem hinter dem Bischof stehe und dass medialer Druck oder öffentliche Beliebtheit keine Kriterien seien, nach denen geweihte Würdenträger zu beurteilen oder gar zu entlassen seien.

Tebartz-van Elst steht seit Wochen wegen seiner Amtsführung und der mindestens 31 Millionen Euro teuren Bischofsresidenz auf dem Limburger Domberg in der Kritik. Außerdem droht ihm neben einem Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien weiterer Ärger mit der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft derzeit, ob sie nach Untreue-Anzeigen gegen den Oberhirten ein Ermittlungsverfahren einleiten wird.

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Derzeit nimmt eine von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission die Kosten der Limburger Residenz unter die Lupe. Schon seit langem brodelt es im Bistum Limburg. Bereits im März 2012 warf ein Kreis von Priestern Tebartz-van Elst einen autoritären Führungsstil vor.

Im Sommer dieses Jahres reichte es dann auch der Basis: Mehr als 4000 Menschen unterzeichneten einen offenen Brief gegen die Amtsführung des Bischofs. Nicht immer wird die Kritik sachlich geäußert: Wie die Zeitschrift Bunte am Mittwoch unter Berufung auf den Schwager des Bischofs berichtet, ist die Familie mit täglichen Morddrohungen konfrontiert. Im Bistum Limburg, das sich auf Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz erstreckt, leben etwa 650.000 Katholiken.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/pauk/jst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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