Nach der Amoktat mit acht Toten bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg gibt es jetzt Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen einen Mitarbeiter der Hamburger Waffenbehörde. Der Mann soll Informationen über den psychischen Zustand des späteren Todesschützen innerhalb seiner Behörde nicht weitergeleitet haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Auch gegen drei Mitglieder eines Prüfungsausschusses des Schießclubs des Täters werde ermittelt.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass am Donnerstag zudem diverse Wohnungen durchsucht wurden. Unter anderem haben demnach die Beamten die Wohnungen der vier Beschuldigten, den Arbeitsplatz des Mitarbeiters bei der Hamburger Waffenbehörde sowie Räume des Sportschützenvereins Hanseatic Gun Club durchsucht.
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Sein Sohn höre Stimmen und habe Selbstmordgedanken, soll der Mann angegeben haben, so ein jüngster Bericht der Polizei. Wesensveränderungen seien seit Jahren auffällig gewesen. Hilfe kam jedoch keine.
Der Mitarbeiter der Waffenbehörde soll Informationen zum Täter, Philipp F., die er vom Hanseatic Gun Club erhalten hatte, weder dokumentiert noch ordnungsgemäß innerhalb seiner Behörde weitergeleitet haben. Schon vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass der Mitarbeiter außerdem das Buch, dass der spätere Täter anonym im Internet veröffentlicht hatte, bereits vor der Amoktat gefunden hatte, nachdem ein anonymes Schreiben bei der Behörde eingegangen, das vor Philip F. warnte. Bestellt und gelesen hatte der Mitarbeiter das Buch des späteren Täters aber nicht. Die Staatsanwaltschaft spricht daher von Anhaltspunkten für den Verdacht der fahrlässigen Tötung in sechs Fällen sowie der fahrlässigen Körperverletzung im Amt in 14 Fällen.
Anfang März hatte Philipp F. in Hamburg nach einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas mit einer halbautomatischen Pistole sieben Menschen - darunter ein ungeborenes Mädchen - und sich selbst getötet. F. soll ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas gewesen sein.
Seitdem beschäftigt die Ermittler die Frage, ob die Tat hätte verhindert werden können. Der Täter, Philipp F., hatte einen Waffenschein und besaß legal eine Waffe. Trotz des veröffentlichten Buches und Hinweisen auf psychische Auffälligkeiten waren die Waffenbehörde und die Polizei nicht eingeschritten.
Auch der Vater des Täters hatte Polizei und Behörden zu spätes Handeln vorgeworfen. Bereits 2021 habe er den Sozialpsychiatrischen Dienst in Hamburg angerufen und gesagt, dass sein Sohn Stimmen höre und sich umbringen wolle. Maßnahmen seien daraufhin nicht ergriffen worden.