Erschossener schwarzer Jogger:Verdächtigter Ex-Polizist absolvierte wichtige Trainings nicht

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Demonstranten fordern Gerechtigkeit im Fall Ahmaud Arbery. (Foto: John Bazemore/AP)

Im Fall Ahmaud Arbery sind die Personalakten eines Verdächtigen aufgetaucht. Demnach durfte er bei der Polizei zuletzt keine Verhaftungen mehr durchführen und musste seine Waffe abgeben.

Von Juri Auel

Im Fall des erschossenen, schwarzen Joggers in Georgia gibt es neue Erkenntnisse über den älteren der beiden Verdächtigen. Wie ein lokaler Fernsehsender und der britische Guardian unter Berufung auf Personalakten des früheren Polizisten berichten, soll der Mann es über mehrere Jahre hinweg versäumt haben an grundlegenden Trainingseinheiten für Polizisten teilzunehmen. Er habe dadurch zweimal seine Erlaubnis Verhaftungen durchzuführen verloren und seine Waffe abgeben müssen, heißt es in den Berichten.

Der 25-jährige Ahmaud Arbery war in der Stadt Brunswick beim Joggen erschossen worden. Der 64 Jahre alte Gregory McMichael und sein 34-jähriger Sohn Travis, beide weiß, gelten als dringend tatverdächtig, doch die Ermittlungen kamen zunächst nur schleppend voran. Die Männer waren erst festgenommen worden, nachdem ein verstörendes Handyvideo über die Tat Mitte Februar aufgetaucht war. Die Verdächtigen hatten ausgesagt, Arbery habe einem mutmaßlichen Einbrecher ähnlich gesehen, der auf dem Video einer Überwachungskamera zu sehen war. Inzwischen untersucht das US-Justizministerium ein mögliches Fehlverhalten der involvierten Staatsanwaltschaften.

Georgia
:US-Justizministerium soll im Fall Ahmaud Arbery ermitteln

Der 25-jährige schwarze Jogger war von zwei Weißen erschossen worden. Jetzt fordert der Generalstaatsanwalt des Staates Konsequenzen aus der schleppenden Aufklärung.

Den Personalakten des verdächtigen Vaters lag offenbar auch ein persönlicher Brief des mittlerweile pensionierten Polizisten bei, in dem er Depressionen nach zwei Herzattacken, einer Krebserkrankung und finanziellen Problemen aufgrund der hohen Krankenhausrechnungen als Grund angab, die wichtigen Trainings verpasst zu haben. Er sei unfähig gewesen, sich auf wichtige Aufgaben zu konzentrieren, heißt es in dem Schreiben.

20 Stunden im Jahr müssen Polizisten in Georgia an solchen Trainings teilnehmen, damit sie voll eingesetzt werden können. Einige Kurse, die McMichael nicht besuchte, drehten sich angeblich um den richtigen Gebrauch von Schusswaffen und Deeskalation. Zum Thema "Islamischen Terrorismus verstehen lernen" habe er dagegen vier Kurse abgeschlossen. Insgesamt soll er acht Jahre lang ohne wichtige Befugnisse in seinem Job gearbeitet haben.

Chefin setzte sich für Polizisten ein

Die Enthüllungen über die Vergangenheit des Polizisten bringen auch die ehemalige Chefin der Staatsanwaltschaft in Bedrängnis, für die der Mann früher arbeitete. Sie soll sich trotz der Versäumnisse persönlich bei der Aufsichtsstelle für die Wiedererteilung der Befugnisse an McMichael eingesetzt haben. Mit Erfolg.

Wenige Monate vor seiner Pensionierung im Jahr 2019 habe McMichael jedoch erneut die Lizenz verloren und bis zum Dienstende weder Waffe noch Marke tragen dürfen. Inzwischen ist die Chefin, die wegen Befangenheit eine Mitarbeit an der Aufklärung des Mordfalls ablehnt, ins Visier der Ermittler geraten.

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