Prozess in Osnabrück:Rentner muss wegen Mordes an einem Jugendlichen 13 Jahre in Haft

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Der 82 Jahre alte Giuseppe del B. muss nun für 13 Jahre in Haft. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Der 82 Jahre alte Angeklagte hatte im Februar mehrmals auf den Nachbarsjungen geschossen. Der Tat war ein Streit wegen Lärmbelästigung vorausgegangen. Doch den Lärm hatte nur der Rentner gehört - ihm wurde eine Schizophrenie attestiert.

Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf einen 16-Jährigen im niedersächsischen Bramsche ist vor dem Landgericht Osnabrück das Urteil gesprochen worden: Der 82 Jahre alte Giuseppe del B. muss wegen Mordes 13 Jahre ins Gefängnis. Zugleich ordnete das Gericht am Montag die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Italiener aus Heimtücke gemordet habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte musste sich vor Gericht verantworten, weil er am 28. Februar mit einer Sportwaffe mehrfach auf seinen 16-jährigen Nachbarn Sinan F. geschossen hatte, der mit seiner Mutter im selben Haus lebte. Der Schüler starb einen Tag später. Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus, da waren sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung einig, sei notwendig, weil wegen des gesundheitlichen Zustandes des 82-Jährigen weitere Taten zu erwarten seien und er deshalb für die Allgemeinheit gefährlich sei. Bei dem Beschuldigten sei eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden, sagte der Vorsitzende Richter.

Sinan F. und seine Mutter lebten in der Wohnung über Giuseppe del B. , der Tat war ein langjähriger Streit um angebliche Lärmbelästigung vorausgegangen. Es war allerdings Lärm, den außer dem Angeklagten niemand hörte. Er bildete ihn sich aufgrund seiner psychotischen Erkrankung ein. Zwar sei die Steuerungsfähigkeit des Angeklagten erheblich gemindert gewesen, so der Vorsitzende Richter. Dennoch sei er in der Lage gewesen zu erkennen, dass er nicht auf Menschen schießen dürfe.

Giuseppe del B. hatte vor Gericht ein Geständnis abgelegt, er habe die Tat jedoch nicht geplant. Als Motiv gab er an, sich von dem Jugendlichen bedroht gefühlt zu haben. Tatsächlich habe der 16-Jährige an dem Morgen "einfach schnell in die Schule" fahren wollen, sagte der Vorsitzende Richter.

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