Nach Rückkehr von der ISS:Astronaut Gerst muss "Liegestütze unter dem Weihnachtsbaum" machen

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  • Astronaut Alexander Gerst ist nun der Deutsche mit der längsten Weltraumpraxis: 166 Tage verbrachte er 2014 im All und 197 weitere Tage in diesem Jahr.
  • Seit dieser Woche ist er zurück auf der Erde - jetzt hat Gerst in Köln zum ersten Mal seit seiner Rückkehr eine Pressekonferenz gegeben.

Nach seiner Rückkehr von der Internationalen Raumstation ISS freut sich der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst auf Weihnachten mit der Familie. Er werde nun zwei Tage zu Hause verbringen und "auch mit meiner Familie Weihnachten feiern", sagte Gerst nach seinem zweiten Raumflug bei seiner ersten Pressekonferenz in Köln. "Ich freue mich wirklich sehr, dass ich die Zeit mit meiner Familie habe".

Wegen seines Langzeitaufenthalts auf der ISS habe er keine Weihnachtsgeschenke besorgen können, "aber mir ist versichert worden, darauf kommt es dieses Jahr auch nicht an", sagte der 42-Jährige. Sein Fitnessprogramm nach mehr als sechs Monaten in der Schwerelosigkeit müsse er auch an den Feiertagen fortsetzen. Daher stünden "Liegestütze unter dem Weihnachtsbaum" auf seinem Programm.

Der kleine Joshua ist ein großer Gerst-Fan. Den Vierjährigen trieb eine Frage um: Ob "Astro-Alex" nach seiner Rückkehr schon Brokkoli gegessen habe? (Foto: Getty Images)

Ein vierjähriger Junge namens Joshua hatte in Köln eine dringende Frage an Gerst: "Hast du schon Brokkoli gegessen, seit du auf der Erde bist?" Der antwortet: "Nein, ich habe viel Salat gegessen, auf Brokkoli hatte ich noch keine Hunger." Es habe sogar Brokkoli auf der ISS gegeben. "Das war eines meiner Lieblingsessen auf der Raumstation. Ist witzig, dass man Brokkoli plötzich mag, wenn man im Weltraum ist, vorher war das nicht so mein Lieblingsgericht."

Auf die Frage nach möglichen Plänen für einen dritten Raumflug sagte Gerst, ein weiterer Einsatz als ESA-Astronaut sei "natürlich nicht meine Entscheidung". Er gehöre aber weiter zum europäischen Astronautencorps, "das heißt, ich stehe für Flüge zur Verfügung". Nun seien aber "erstmal wieder andere dran", fügte Gerst hinzu.

Nach 197 Tagen im All war Gerst am Donnerstag in einer Sojus-Kapsel in der kasachischen Steppe gelandet. Schon bei seiner Ankunft zeigte sich der deutsche Raumfahrer nach mehr als sechs Monaten in der Schwerelosigkeit in gutem Gesundheitszustand: So konnte er die Treppe des Flugzeugs, mit dem er am Donnerstagabend nach Köln zurückkehrte, ohne Hilfe hinabsteigen. Er habe bei seinem Sportprogramm im Orbit Muskelmasse aufbauen können, sagte Gerst.

Astronaut Alexander Gerst überreicht einem Mädchen ein Stofftier. Er sprach im Europäischen Astronautenzentrum über das Ende seiner jüngsten Weltraummission. (Foto: dpa)

Hinzu komme, "dass mein Körper sich anscheinend sehr schnell an neue Umgebungen anpassen kann". Allerdings sei ihm das Sportprogramm in der Schwerelosigkeit leichter gefallen als nun auf der Erde. Zur Zeit sei er "in der Muskelkaterphase". Gerst gewöhnt sich derzeit im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) der Europäischen Weltraumagentur ESA in Köln und im benachbarten raumfahrtmedizinischen Forschungszentrum Envihab des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wieder an die Erdschwerkraft. Mit Ausnahme der Weihnachtstage soll ein Ärzte- und Wissenschaftlerteam den Rückkehrer aus dem All noch bis in den Januar hinein betreuen.

Während seines zweiten Langzeitaufenthaltes auf der ISS hatte der deutsche Astronaut an insgesamt etwa 200 Experimenten gearbeitet. Zum Forschungsprogramm von Gersts Mission "Horizons" zählten 65 ESA-Experimente, von denen wiederum 41 aus Deutschland stammten. Gerst hatte bereits 2014 im Zuge seiner damaligen Mission "Blue Dot" einen Langzeitaufenthalt auf der Raumstation absolviert. Insgesamt hat der als "Astro-Alex" populär gewordene Deutsche nun insgesamt 363 Tage an Bord der Raumstation verbracht. Bei seinem zweiten Raumflug Anfang Oktober übernahm er als erster Deutscher und zweiter Europäer das Kommando der ISS.

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