Zeugen gesucht:Erdrückende Beweislast

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Im Mordfall Dirk P. belastet die Tatwaffe den verdächtigen Hausmeister. Mit einer Pistole aus dessen Garage wurden 13 Schüsse auf den Manager abgegeben.

Susi Wimmer

Die Beweislast ist offenbar schwerwiegend. So schwerwiegend, dass die Polizei mit Foto und Namen des Mannes an die Öffentlichkeit geht, den sie für den Haupttäter, vielleicht sogar für den einzigen Täter hält: Der in Laim wohnende Hausmeister Rainer Hoffmann soll aus Habgier bei einem Autokauf am 14. Januar den 36-jährigen Manager Dirk P. mit 13 Schüssen aus einer Kleinkaliberwaffe getötet haben. In der Garage des 40-Jährigen stellte die Polizei eine Sportpistole sicher, die von Experten des Landeskriminalamtes zweifelsfrei als Tatwaffe identifiziert wurde.

Wer hat den dringend tatverdächtigen Hausmeister Rainer Hoffmann in der Zeit von 14. bis 16. Januar gesehen und kann Angaben zu seinem Tagesablauf machen? (Foto: Foto: oh)

Rainer Hoffmann schweigt. Er gibt sich nach außen hin "ruhig und gefasst", sagt Markus Kraus von der Mordkommission. In seiner ersten Vernehmung habe Hoffmann jeglichen Bezug zu dem Mord an dem Manager aus Bogenhausen abgestritten, dann sei er auf Anraten seines Rechtsanwaltes dazu übergegangen. überhaupt nichts mehr zu sagen. Trotzdem glaubt die Kripo, mit Rainer Hoffmann "den Richtigen zu haben". Am Anfang der Ermittlungen habe es noch "Umstände" gegeben, die auf einen Mittäter hätten schließen lassen, drückt sich Kraus vorsichtig aus.

Mittlerweile aber "läuft alles auf Hoffmann zu", auf Hoffmann als alleine planenden und handelnden Täter, der bereits vor dem Autokauf die Absicht hatte, sein Opfer zu töten. So jedenfalls formuliert es die Staatsanwaltschaft. Wenn Rainer Hoffmann den Mord an dem 36-jährigen Familienvater tatsächlich im Vorfeld ausgearbeitet hatte, dann war der Plan alles andere als durchdacht: Dirk P. hatte seinen Audi A8 auf einer Internetseite für 54000 Euro zum Verkauf angeboten und dazu seine Handynummer angegeben. Hoffmann nahm via Handy Kontakt zu Dirk P. auf und verabredete sich mit ihm zu einer Probefahrt.

Als der 36-Jährige an jenem 14. Januar spurlos verschwand, war es für die Polizei ein Leichtes, die Handydaten des Managers auszuwerten und seine letzten Telefonate zu rekonstruieren. Die Spur muss sofort zu Rainer Hoffmann geführt haben. Der mutmaßliche Täter allerdings muss sich in absoluter Sicherheit gewähnt haben: Er parkte den gestohlenen Audi A8, noch mit Originalkennzeichen versehen, direkt vor seiner Haustüre in einem Wohngebiet in Laim. Hier lebte Hoffmann seit der Trennung von seiner Ehefrau.

Und in direkter Nähe zu dem geklauten Fahrzeug stand der Lieferwagen des Hausmeisters, in dem die Leiche des Münchners lag. Die Tatwaffe, eine Sportpistole Ruger, Kaliber 22, mit Schalldämpfer, legte er zu den anderen drei Kleinkaliberwaffen in seine Garage hinter dem Wohnhaus. Die Waffen führte Hoffmann ohne die erforderliche Erlaubnis, sagt Markus Kraus. Die Ballistiker des Bayerischen Landeskriminalamtes haben die Waffen untersucht und festgestellt, dass aus der Sportpistole die tödlichen Schüsse stammen. Der Täter hatte sein Opfer mit insgesamt 13 Schüssen niedergestreckt.

Der mutmaßliche Täter parkte das gestohlene Auto direkt vor seiner Haustüre in einem Wohngebiet in Laim. (Foto: Foto: Robert Haas)

Ein Magazin der Pistole umfasst zehn Schüsse, das heißt, der Täter muss nachgeladen haben, um noch weitere drei Schüsse auf den 36-Jährigen abzufeuern. Ob die Garage, in der die Polizei die Waffen fand, auch der Tatort ist, müssen erst weitere kriminaltechnische Untersuchungen zeigen. Da alle 13 Projektile der Kleinkaliberpistole im Körper des Managers steckenblieben, konnte die Spurensicherung keine Einschlaglöcher in der Umgebung ausfindig machen. Und noch ein Ermittlungsergebnis belastet Rainer Hoffmann schwer: Befragungen im Umfeld des Hausmeisters führten zu einer Person, die der Polizei erzählt hat, dass Hoffmann bereits vor "zwei oder drei Jahren" den Plan geäußert habe, ein Auto zu stehlen und den Besitzer notfalls zu erschießen.

"Vielleicht gibt es noch einen Mittäter, wir können es nicht völlig ausschließen", meint der Chef der Mordkommission. Der 54-jährige Gastwirt aus Spanien, den die Polizei am 16. Januar zusammen mit Rainer Hoffmann am Hauptbahnhof festgenommen hatte, scheint lediglich als Käufer des gestohlenen Audis in Frage zu kommen. Zum Zeitpunkt der Festnahme hatte Hoffmann Fahrzeugbrief und Schlüssel bei sich. Auch der 46-jährige Weilheimer, der im Zusammenhang mit dem Mordfall vernommen wurde, schied offenbar als Tatverdächtiger aus.

Jetzt fokussiert sich ein Teil der Ermittlungen auf drei Tage im Leben des Rainer Hoffmann: Gibt es Zeugen, die Hoffmann zusammen mit Dirk P. am Donnerstag, 14. Januar, gegen 9.30 Uhr an der Prinzregentenstraße gesehen haben? Auf Höhe der Hausnummer 91 soll der Audi A8 geparkt haben, hier müssen die beiden Männer zu einer Probefahrt in das Auto gestiegen sein. Ebenso interessiert die Polizei, was Rainer Hoffmann im Laufe des 14. Januar sowie am 15. und 16. Januar bis zu seiner Festnahme um die Mittageszeit gemacht hat. Hinweise können unter der Nummer 2910-0 abgegeben werden.

© SZ vom 04.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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