Würmtal:Alle für einen

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Geld, Unterschriften und Trost: Viele Menschen erklären sich mit Rudolf Heidrich solidarisch, der für seinen mobilen Hühnerstall zahlen soll

Von Carolin Fries, Würmtal

Eigentlich ist Wolfgang Drexler ein ganz friedlicher Mensch, doch dann sagt er wütend: "Da geht mir das Messer in der Hosentasche auf." Der Gautinger kann es einfach nicht glauben, dass Landwirt Rudolf Heidrich aus Frohnloh für seinen mobilen Hühnerstall eine Gebühr von 3400 Euro bezahlen soll. Da ist er nicht der Einzige. Neben Wut und Unverständnis hat der Fall des Landwirts, der auf dem Papier einen Stall, tatsächlich aber die Idee einer artgerechten Hühnerhaltung verteidigen wollte, eine Welle der Solidarität losgetreten. Viele Menschen wollen Heidrich helfen, bieten ihm Geld an oder wollen Unterschriften sammeln.

Wolfram von Blumenthal zum Beispiel. Der 43-Jährige lebt seit 2011 mit seiner Frau in Krailling, im Radio hat er von dem mobilen Hühnerstall gehört und der "Strafgebühr", wie er sagt. Er findet es gut, dass Heidrich geklagt hat - und hätte gehofft, dass die Richter ein Einsehen haben und es bei einem geringen Bußgeld belassen. Der Baumpfleger spricht von "Willkür" - und hat sich vorgenommen, Heidrich zu unterstützen.

Zwanzig Euro werde er ihm vorbeibringen, kündigt er in einem Leserbrief an die SZ an, und fordert die Kunden des Heidrichhofs auf, "zusammenzulegen, bis die Geldstrafe erreicht ist". Sein Schreiben endet mit der kämpferischen Zeile "Einer für alle - alle für einen !!!"

Horst Steinert geht es mit Humor und feiner Ironie an. Der 82-Jährige schlägt bepflanzte Balkonkästen entlang des Stalls vor - oder Tarnnetze der Bundeswehr. "Dann wäre die Baumaßnahme eingegrünt", so der Kraillinger, der jede Woche in Frohnloh einkauft. Oder noch besser: Heidrich solle auf dem Gelände eine Golf-Range errichten und anstatt Eiern Golfbälle verkaufen. "Viele freilaufende Senioren im Würmtal würden es ihm danken", schreibt der Kraillinger der SZ. Er muss selbst lachen, wird aber schnell wieder ernst. "Es ist schlimm, was hier über die Bühne geht. Aber man kann nichts machen." Heidrich freut sich über die Unterstützung - doch Geld will der 64-Jährige nicht annehmen. Und er wird auch keine Unterschriftenlisten auslegen, "für was?" Freilich, er könnte sich durch sämtliche Instanzen klagen, doch sein Ziel habe er erreicht: "Ich wollte zeigen, mit welchem Blödsinn sich unsereins beschäftigen muss", sagt er. Ein Hühnerstall in Hofnähe würde nicht genehmigt, weil der Geruch Nachbarn belästigen könnte, ein Stall auf dem Acker passe nicht ins Landschaftsbild. "Aber alle wollen Eier von glücklichen Hühnern essen. Ja, wo sollen's denn hin?" Er hatte mit allen Nachbarn gesprochen, alle waren einverstanden. Überhaupt: Noch nie hätte sich jemand über den Stall beklagt. Er kapiert es die Entscheidung des Gerichts daher immer noch nicht, und tröstet sich nun, damit nicht alleine zu sein. Sobald der Bescheid da ist, werde er die 3400 Euro zahlen.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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