Würdigung eines traditionsreichen Handwerks:In Thalkirchen fest verankert

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Lokalpolitiker bewilligen 3000 Euro Zuschuss, um ein Buch über die Flößer und ihre Bräuche zu unterstützen

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Helga Lauterbach, Vorstandsmitglied im Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen und Autorin, arbeitet gemeinsam mit dem Regensburger Verlag Schnell & Steiner an einer Neuauflage ihres Buches über Flößer und deren Bräuche. "Da sind viele neue Ergebnisse meiner Recherchen eingeflossen", berichtet Lauterbach. Auf 61 Kapitel soll es das Kompendium über das traditionsreiche Flößerhandwerk bringen, die Auflage wird mit 1000 Exemplaren veranschlagt. Der Titel des Werks steht noch nicht endgültig fest.

Weil der Verlag, der vor allem für Kunstführer bekannt geworden ist, eine Druckkostenbeteiligung verlangt, hat sich Helga Lauterbach mit der Bitte um einen Zuschuss an den Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln gewandt. 4360 Euro sollte der BA nach ihren Vorstellungen betragen, das Stadtteilgremium hat jetzt nach längerer Diskussion 3000 Euro bewilligt. Das ist immerhin doppelt so viel wie zuvor noch vom BA-Unterausschuss Budget vorgeschlagen.

"Wir sehen uns in der Pflicht", erklärte der Unterausschuss-Vorsitzende Peter Sopp (Grüne), immerhin liege die Flößer-Hochburg Thalkirchen im eigenen Stadtbezirk. Inga Meincke (Grüne) machte sich ihrerseits für "das Kulturgut Buch" stark, dem ohne finanzielle Förderung das Scheitern drohe. Am ausdauerndsten warb Gabriele Weishäupl (FDP) dafür, sich "dem Thema mit Großzügigkeit zu nähern". Denn es existiere eine "lange Verbindung zwischen München und der Flößerei"; das alte Handwerk sei seit Jahrhunderten vor allem in Thalkirchen verankert. Nicht ohne Grund finde der nächste Deutsche Flößertag mit 150 Teilnehmern im Oktober 2022 in München statt. Helga Lauterbach kann mit weiteren Finanzspritzen rechnen, auch ein Geldinstitut sowie eine Brauerei wollen sich engagieren.

Lauterbach und der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen machen derzeit auch anderweitig von sich reden: Sie haben maßgeblich zur Sonderausstellung "Flößerei früher und heute" beigetragen, die bis Samstag, 16. Oktober, im Holztechnischen Museum Rosenheim zu sehen ist. In dieser Wanderschau werden die Geschichte und die Bedeutung der Flößerei auf Isar und Loisach sowie die harte Arbeit der Flößer und Floßbauer dokumentiert. Leihgaben aus dem Inn-Museum ergänzen die Exponate aus Thalkirchen.

Im Jahr 2014 wurde die Flößerei als eine "heute noch in Deutschland praktizierte kulturelle Ausdrucksform" in das bundesweite Verzeichnis "Immaterielles Kulturerbe" aufgenommen. Die amtierenden Floßmeister Michael Angermeier, Franz Seitner und Josef Seitner hatten 2019 gemeinsam mit dem Flößer-Kulturverein den Antrag auf Eintragung der Passagierfloßfahrten ins Bayerische Kulturerbe-Landesverzeichnis gestellt.

Für Besucher der Ausstellung "Flößerei früher und heute" im Holztechnischen Museum gibt es ermäßigte Sondertickets, wenn sie auch das Inn-Museum in ihre Exkursion mit einbeziehen. Für Kinder bietet das Holztechnische Museum am Mittwoch, 8. September, die Möglichkeit, von 10 bis 12 Uhr unter Anleitung selbst ein kleines Floß zu bauen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, was eine Voranmeldung (Telefon 08031-16900) erforderlich macht. Das Holztechnische Museum ist jeweils Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, samstags sowie jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr geöffnet, das Inn-Museum sonntags von 11 bis 16 Uhr.

© SZ vom 31.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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