Zwei Frauen im Porträt:Weil Hilfe Nähe braucht

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Stephanie zu Ortenburg und Elisabeth Vogel haben die Kreisleitung bei den Maltesern in schwierigen Zeiten übernommen. Ihr Credo von menschlichem Kontakt wollen sie aber auch durch die aktuelle Coronawelle weitertragen.

Von Veronika Ellecosta, Wolfratshausen

Zwei Frauen stellen seit Oktober die Doppelspitze bei den Malteser Diensten im Landkreis: In der Funktion der Kreisbeauftragten ist Stephanie Gräfin zu Ortenburg Ansprechpartnerin für Belange des Ehrenamts, Elisabeth Vogel hat im September die Kreisgeschäftsführung von ihrer Vorgängerin Anke Ringel übernommen und kümmert sich fortan hauptberuflich um Organisation und Öffentlichkeitsarbeit bei den hiesigen Maltesern.

Vogel und zu Ortenburg sind mit dem Arbeiten für Ehrenamt und Wohltätigkeit bestens vertraut: Die Ickingerin Stephanie zu Ortenburg ist mit der Uniform der Malteser aufgewachsen und engagierte sich schon als Jugendliche. Wiederholt arbeitete sie mit Kindern mit Behinderungen, begleitete Ferienlager im Libanon und in Rumänen und organisierte diverse Veranstaltungen. Dass sie sich mit den Maltesern verbunden fühlt, entspreche ihrem christlich geprägten Weltbild, sagt sie. "Der Dienst am Nächsten wird hier aus Überzeugung gelebt." Ihre neue Kollegin Elisabeth Vogel ist vor vier Jahren in den Landkreis gezogen - der Berge wegen, wie sie sagt. Sie liebt das Bergsteigen und Skifahren und arbeitete schon immer hauptberuflich in gemeinnützigen Organisationen, sowie ehrenamtlich mit Geflüchteten und benachteiligte Frauen. "Als Kind wollte ich entweder Albert Schweitzer, Mutter Teresa oder Heidi werden", sagt sie und lacht. Weil alle drei bereits vergeben waren, mache sie jetzt bei den Maltesern eben eine Kombination daraus.

Die beiden Frauen haben das Ruder in unsteten Zeiten übernommen. Seit ihrem Auftakt sind viele Kontakte coronabedingt wieder reduziert worden, die Hygienevorkehrungen in der Dienststelle sind rigide und der Ausblick auf die sommerlichen Schulungen und Ausbildungskurse für Ehrenamtliche bleibt ungewiss.

Besonders die Möglichkeiten für Ehrenamtliche, ältere Alleinlebende und Menschen in Altersheimen persönlich zu treffen und zu begleiten, waren am Anfang der Pandemie sehr begrenzt. Eine tragische Entwicklung, sagt Vogel, weil doch besonders in Zeiten der Isolation jene in die Einsamkeit abzurutschen drohten, die bereits alleine seien. So musste anstelle der Besuche viel telefoniert werden, erzählt zu Ortenburg. Sie habe aber einen großen Willen bei den Helfenden beobachtet, Begegnungen zu ermöglichen: "Es gab viele kreativen Ideen, um Nähe herzustellen, man hat sich auch draußen zum Spazierengehen getroffen", sagt sie. Mittlerweile sind die Besuchsdienste unter strengen Hygienemaßnahmen wieder möglich - und werden von den Betroffenen auch dankend angenommen.

Stolz sind die Malteser auf das neue Café Malta, das pünktlich vor der vierten Welle im Oktober in der Dienstelle am Untermarkt in Wolfratshausen eröffnet werden konnte. Ausgebildete Begleiter betreuen dort einmal wöchentlich an Demenz Erkrankte mit Spielen, moderater Förderung und Bewegungstraining und entlasten gleichzeitig Angehörige. Das Demenzcafé findet regelmäßig am Dienstag statt, coronabedingt gibt es nun strenge Test- und Hygienevorkehrungen. Natürlich sei es nicht so ausgelastet wie unter normalen Bedingungen, erzählt Vogel, und auch der körperliche Kontakt sei reduziert. Aber das Angebot stehe und stoße auf positive Resonanz - das sei ein guter Anfang.

Auch bei anderen Diensten sind die Malteser in Wolfratshausen trotz Pandemie gut aufgestellt. Bei den Kulturdolmetschern etwa, meist jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die ihren Landsleuten beim Ankommen helfen und ihnen die hiesige Kultur näherbringen. Die Treffen zwischen Hilfesuchenden und Helfern finden meist anlassbezogen statt - etwa, wenn Menschen nach einer Ausbildung suchen oder ihre Kinder einschulen, und kann deshalb gut an die geltenden Hygienebestimmungen angepasst werden.

Corona habe den Blick aufs Ehrenamt verändert, darin sind sich Elisabeth Vogel und Stephanie zu Ortenburg einig: Vielen Menschen sei bewusst geworden, welche Dinge wichtig sind, dass Helfen eine Rolle spielt. "Wir spüren gerade alle ein bisschen, was Einsamkeit heißt", sagt Stephanie zu Ortenburg. "Das Verständnis für diese Menschen ist gerade groß."

Diese neue Empathie kann die Arbeit der Malteser beflügeln. Denn auch wenn mit der Pandemie digitale Angebote ausgebaut und verbessert wurden, bleibt menschlicher Kontakt unersetzbar und das oberste Ziel der beiden Frauen für ihre Amtszeit. Sie planen deshalb, mehr Kinder und Jugendliche anzusprechen und mehr Helfer und Hilfsbedürftige zu erreichen. Auch deshalb sind sie immer auf der Suche nach neuen Freiwilligen, die sich engagieren wollen. Das zahle sich aus, sagt Vogel. "Ehrenamt hat einen Lohn: Wirksamkeit in der Welt zu haben."

© SZ vom 25.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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