Bildung in Benediktbeuern:Wildbienen, Wetten und Live-Krimi

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Das Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern stellt sein neues Bildungsprogramm unter den Schwerpunkt Artenvielfalt. Das Angebot umfasst etwa 80 Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene.

Von Klaus Schieder

Das Thema liegt geradezu in der Luft. Mit dem Insektensterben und dem alarmierenden Verlust der Artenvielfalt beschäftigt sich das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) in seinem neuen Bildungsprogramm 2019/2020. Dabei ist es allerdings nicht so, dass man in Benediktbeuern auf den Zug aufgesprungen wäre, den die ÖDP mit ihrem erfolgreichen Volksbegehren in Fahrt gebracht hat. Schon im Sommer vorigen Jahres kamen die Bildungsreferenten überein, den Schwerpunkt diesmal auf "Vielfalt hat Vorfahrt" zu setzen. "Das geschah aus dem Grund, dass biologische Vielfalt existenziell für das menschliche Leben ist, sei es zum Essen, zum Erholen oder zum Wohnen", erklärte Martin Malkmus, Referent für berufliche Weiterbildung, bei der Vorstellung des neuen Programms.

Die Angebote des ZUK sind begehrt, bei Familien, bei Kindern, bei Schulen, bei Touristen. Martin Bösl, Referent für Erwachsenenbildung und Öffentlichkeitsarbeit, verdeutlichte dieses Interesse an den Zahlen aus dem Jahr 2017: Etwa 17 300 Kinder und Jugendliche nahmen vor zwei Jahren an dem Bildungsangebot teil, hinzu kommen circa 8000 Erwachsene; das Kulturprogramm nutzten überdies etwa 1140 Besucher. Die neue Broschüre umfasst etwa 80 offene Veranstaltungen, die zum Teil mehrmals angeboten werden. Es gibt vier Themenfelder: Natur und Kultur leben und fördern, nachhaltiger Lebensstil, Kultur und Begegnungen sowie praktizierte Schöpfungsverantwortung.

Natur und Kultur

"Die biologische Vielfalt nimmt immer stärker ab", sagte Malkmus. Dieser Schwund gilt für diverse Artengruppen, vor allem aber für Insekten. Sie hätten eine Schlüsselfunktion auch für andere Arten wie Vögel, Fledermäuse oder Fische, betonte der Bildungsreferent. 75 Prozent der Biomasse an Fluginsekten seien verloren gegangen, ebenso zwölf Millionen Vogelbrutpaare - zwischen beiden Zahlen sieht er einen Zusammenhang. Eine Fortbildung mit dem Titel "Wir tun was für Wildbienen!" findet am Mittwoch, 27. März, im ZUK statt. Gedacht ist dieser ganztägige Workshop vor allem für Gartenbesitzer und Multiplikatoren wie beispielsweise Lehrkräfte. Um naturnahe Gärten als Quelle der Vielfalt dreht sich auch eine Fachtagung am Dienstag und Mittwoch, 14. und 15. Mai.

In der Jugendbildung gibt es eine neue Veranstaltung zum Thema "Quo vadis, Biene, Schmetterling und Heuschreck", die für Grundschüler konzipiert ist. Die Kinder könnten drei, vier Stunden lang spielerisch lernen, entdecken und forschen, erklärte Doris Linke, Referentin für Umweltjugendbildung. Dabei sollen sie erfahren, was sie selbst für die Artenvielfalt tun können - "und nicht nur, was die Landwirtschaft tun kann". Auf dieser Diversität liegt der Fokus auch bei der Ferienfreizeit vom 5. bis 9. August. Dabei seien die jungen Teilnehmer jeden Tag von 8.30 bis 15.30 Uhr zusammen, frühstückten und kochten gemeinsam, berichtete Andrew Blackwell, Referent für Umweltjugendbildung. Auch die gängigen Angebote des ZUK wie die Fledermaus-Exkursionen, der Natursommer im Loisachtal, die Tümpel-Safari oder der Sensenkur mit Otto Gion sind heuer ganz auf das Schwerpunktthema ausgerichtet.

Nachhaltiger Lebensstil

Um Wetten geht es in dem neuen Seminar "Enkeltauglich leben". Das ist eine Art Spieleabend, bei dem die Teilnehmer zum Exempel darauf wetten, dass sie sechs Wochen lang aufs Auto verzichten, im Altenheim ehrenamtlich mithelfen oder ihren Garten insektenfreundlich umgestalten. Dafür gibt es dann Punkte, ebenso wie für originelle Ideen. "Das ist etwas spannendes Neues", sagte Malkmus. Beginn ist am 19. März, die weiteren Termine sind am 6. Juni, 18. Juli, 12. September und 10. Oktober. Für Grundschulen bietet das ZUK eine Energiewerkstatt an, für weiterführende Schulen eine Klimawerkstatt.

An einem Live-Krimi können Fünft- bis Achtklässler auf dem Gelände des Benediktbeurer Klosters teilnehmen. "Sie müssen einen Fall aufklären", sagte Referent Blackwell. Zugleich lernten sie aber etwas über die Herstellung von Smartphones und Handys oder die Probleme von Kleinbauern. Ein Klima-Camp gibt es vom 22. bis 25. Juli in der Jugendbildungsstätte Königsdorf, woran sich neben dem Gastgeber auch das ZUK und das Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck beteiligen. "Der Schwerpunkt ist, dass die Schüler den Zusammenhang zwischen ihrem Lebensstil, dem Klimawandel und dem Klimaschutz kennen lernen", erzählte Blackwell. Dabei sollen sie auch erfahren, wie sie die Energiewende mitgestalten können.

Kultur und Begegnungen

Das BeneCulture-Festival steigt heuer am Samstag, 8. Juni, im Kloster. Kinder und Erwachsene sollen dabei viel Musik, aber auch kulturelle wie biologische Vielfalt erleben. Die Stände sind von 13 bis 21 Uhr aufgebaut. An einem davon bieten Asylsuchende einige kulinarische Spezialitäten aus ihren Heimatländern an. Das ist auch so beim "Restaurant international", das im vergangenen Jahr mehr als 100 Gäste ins ZUK lockte. Flüchtlinge kochen dabei typische Gerichte aus ihren Ländern für Einheimische. Das Restaurant ist für Herbst geplant, ein genauer Termin steht noch nicht fest.

Schöpfungsverantwortung

Für Martin Bösl bedeutet der Begriff Schöpfungsverantwortung, die Vielfalt des Lebens kennen zu lernen, wertzuschätzen, zu fördern und gemeinsam nach zukunftsfähigem Leben zu suchen". Eine Grundlage sei dabei die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. Das neue Bildungsprogramm bietet unter anderem das Seminar "Bodenlos? - Unser Umgang mit einer Lebensgrundlage. Ökologische und soziale Aspekte - bei uns und weltweit" vom 29. bis zum 31. März. Außerdem gibt es ein Erzählcafé mit Pater Karl Geißinger am 12. April. Das Thema: "Engagiert für die Vielfalt des Lebens. Was meiner Motivation langen Atem gibt."

70 Prozent der Veranstaltungen, die unter dem Motto "Vielfalt hat Vorfahrt" stehen, werden vom bayerischen Umweltministerium finanziell gefördert. Das sei wichtig, denn manche Angebote erforderten "einen hohen Personalaufwand", betonte Referentin Doris Linke.

Nähere Informationen und Anmeldungen im Internet unter www.zuk-bb.de

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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