Zugverkehr im Landkreis:Stadtbahn soll Penzberg und Tölz verbinden

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Der Weilheimer Landrat schlägt Ost-West-Trasse vor und stößt damit im Landkreis auf Zustimmung.

Wolfgang Schäl

Wenn Landräte am Rande von Feierlichkeiten miteinander reden, bietet sich mitunter die Gelegenheit, mal über den Tag hinaus zu denken. Eben dies haben Friedrich Zeller (SPD), der Chef der Weilheimer Kreisbehörde, und sein Tölzer Amtskollege Josef Niedermaier (FW) beim Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen der Fuchstalbahn getan, einer Gütertransport-Strecke zwischen Landsberg und Schongau, auf der nur gelegentlich Personen transportiert werden - jedes zweite Wochenende, nostalgisch, mit der Dampflok. Es ist eine touristische Attraktion, die aber offenbar anregend wirkt. Denn Zeller und Niedermaier haben gemeinsam eine Vision entwickelt: eine Ost-West-Bahnverbindung zwischen Penzberg und Bad Tölz.

Es sei ein Gedankenspiel, das man in seiner Kreisbehörde aber schon auf seine grundsätzliche Machbarkeit abgeklopft habe, sagt Zeller. Und dabei habe sich herausgestellt, dass ein solches Vorhaben, etwa aus naturschutzrechtlicher Sicht durchaus realisierbar wäre. Penzberg und Bad Tölz seien prosperierende Städte, argumentiert Zeller, und da würde sich dies doch angesichts der unbefriedigenden Busverbindungen eine Stadtbahn anbieten. Nach Zellers Vorstellung könnte die Strecke auf ihren knapp 20 Kilometern mit Triebwagen, ähnlich den S-Bahngarnituren oder den Waggons der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), befahren werden.

Natürlich stelle sich dabei "die Frage, wer's zahlen soll". Denn was den Betrieb betrifft, müsste das Vorhaben überhaupt erst bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bestellt werden, und was den Streckenbau angeht, wäre wiederum der Freistaat, genauer gesagt: das Wirtschafts- und Verkehrsministerium zuständig. "Es wäre eine Denksportaufgabe, die in der Ministerialbürokratie ausgebrütet werden müsste", findet Zeller.

"Wir haben spintisiert, aber schon mit ernstem Hintergrund", so sieht Niedermaier das Gespräch. Die Idee als solche sei sogar schon ein dreiviertel Jahr alt, man habe bei einer Sitzung des Planungsverbandes in Murnau erstmals darüber gesprochen. Niedermaier findet es "gut, dass Herr Zeller damit jetzt an die Öffentlichkeit gegangen ist". Und er selbst werde dies ebenfalls bei jeder Gelegenheit tun. Denn Abwarten allein bringe nichts.

Der Penzberger Bürgermeister Hans Mummert (SPD) hält die Idee der beiden Landräte schon unter dem Aspekt für bemerkenswert, dass die B 472 ja stark überlastet sei. Mummert wäre sogar bereit, eine Ost-West-Trasse auch in Richtung Miesbach anzudenken. Denn auch hier seien die Verbindungen dürftig. Zwischen Bad Tölz und Penzberg verkehren die Busse der Linie 9591 im Eineinhalb- bis Zweistundentakt und sind nur in der Mittagszeit verdichtet.

"Man muss über sowas jetzt nachdenken", findet Mummert, denn in 20 Jahren seien die notwendigen Flächen womöglich zugebaut. "Eine faszinierende Idee", lautet so das Urteil des Tölzer Bürgermeisters Josef Janker - mit der Einschränkung: "Sofern man sie mit Zahlen unterfüttern kann." Aus seiner Sicht wäre es das Nächstliegende, zunächst einmal die Zahl der Pkw-Bewegungen auf der B 472 zu ermitteln und als zweiten Schritt eine Fahrplananalyse zu machen.

Nach Abklärung dieser Parameter könnte man nach Jankers Dafürhalten einer neuen Ost-West-Bahnstrecke nähertreten, zumal viele Tölzer bei Roche in Penzberg arbeiten. Dies wäre auch unter dem Aspekt Energiewende wünschenswert, findet Janker übereinstimmend mit Zeller, denn ohne die auf ihre Auto angewiesenen Pendler zu verteufeln, sei es prinzipiell sinnvoll, den Individualverkehr zu reduzieren.

Erst eine Vision ist der Gedankenaustausch der Landräte auch im Wirtschaftsministerium. "Die Idee ist bei uns noch nicht angekommen", heißt es dort, Unterlagen existierten nicht. Ein erster Schritt wäre - wie schon bei der S-7-Verlängerung - eine Kosten-Nutzen-Analyse.

© SZ vom 19.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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