Artistik:Nachwuchs für die Manege gesucht

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Akrobatik als Teamarbeit: Bei den Menschenpyramiden müssen die jungen Artisten zusammenhalten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim Workshop-Projekt "Zirkuswelt" können sich Kinder in Wolfratshausen in allen Bereichen der Akrobatik austoben. Dabei lernen sie auch viel über Zusammenhalt.

Von Nina Pia Becker, Wolfratshausen

Die Zirkuswelt in der Turnhalle der Isar-Loisach-Realschule in Wolfratshausen beginnt wie immer mit dem Aufwärmen. In einer Ecke übt ein Junge Diabolo, gegenüber machen circa zehn Kinder unter Anleitung der Zwillinge Maria und Anja Lysytska Dehnübungen. Dann zeigen sie, was sie können: Sie strecken sich, stemmen sich gegenseitig auf die Schultern und Oberschenkel, halten sich gut fest und formieren sich so zu verschiedenen kunstvollen Menschenpyramiden. Cheftrainer und Zirkusartist Solomon Solgit, der ihnen hin und wieder kurze Anweisungen gegeben hat, schaut zufrieden zu. Die Pyramiden helfen den Teilnehmern nicht nur, ihre akrobatischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern hätten auch einen pädagogischen Mehrwert, erklärt er: "Die Kinder müssen sich selbst organisieren und lernen, wie wichtig jeder Einzelne von ihnen ist." Denn eine Pyramide funktioniert nur, wenn alle zusammenhelfen.

Wie jeden Mittwochnachmittag können sich interessierte Kinder in der "Zirkuswelt Wolfratshausen" akrobatisch austoben und eigene kreative Ideen umsetzen. Das Projekt besteht seit rund zwei Jahren. Es ist aus einer Kooperation zwischen dem Kinder- und Jugendförderverein (KJFV) und dem TSV Wolfratshausen entstanden. Angeleitet werden die jungen Artisten von Solgit, der durch seine Zirkuskarriere beste Voraussetzungen und viel Erfahrung mitbringt. Die anderen Trainer sind Simon Friedt und Frank Webinger aus der mobilen Jugendarbeit vom KJFV. Die Kinder haben nicht nur Spaß an Bewegung, sondern lernen auch, zusammenzuhalten und geduldig zu sein. Anfangs bekommen sie noch Anweisungen und Hilfestellungen, bis sie schließlich versuchen, die Pyramide auch ohne Trainer zu bauen.

Ein Dreiergespann auf dem Einrad: Solomon Solgit gibt Hilfestellung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In der Halle trainiert etwa ein Dutzend junger Artisten. Der Kurs könnte aber mehr vertragen, lässt Solgit anklingen. Um teilnehmen zu können, müssen sich die Kinder zwar vorher anmelden, aber es ist ein offener Workshop."Wer kommt, der kommt", sagt Webinger. Circa 100 Kinder haben den Kursus bislang schon besucht. Die Zirkuswelt hatte auch schon drei Auftritte, unter anderem beim Flussfestival in Wolfratshausen auf der Seebühne. Etwa 500 Zuschauerinnen und Zuschauer seien gekommen, schätzt Webinger. Und auch beim Abschlussturnen des TSV im Dezember konnten die Kinder zeigen, was sie gelernt haben. Die aktuelle Teilnehmergruppe ist noch relativ jung, viele der Kinder sind acht oder neun Jahre alt. Außerdem machen im Moment vor allem Mädchen mit, weshalb Solgit auf noch mehr männliche Teilnehmer hofft.

Solgit und Maria Lysytska helfen beim Handstand. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Neben den drei Trainern helfen seit etwa drei Wochen auch die Zwillinge Maria und Anja Lysytska aus der Ukraine mit. Solgit freut sich darüber, wie sehr die beiden Mädchen die Kinder motivieren, besonders bei der Akrobatik. So habe er mehr Zeit für die Jungs, die ihre Energie herauslassen wollen.

Am Ende kommen die Kinder selbst auf kreative Ideen: Sie schlagen Räder mit bunten Tüchern an den Füßen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"Ich genieße den Erfolg von den Kindern", sagt Solomon Solgit. Wenn man etwas oft übe und anschließend nach vielen Versuchen schaffe, dann mache das etwas mit einem, es verändere die Teilnehmer. In der Zirkuswelt könne man der Kreativität freien Lauf lassen. Das sei auch das Ziel des Workshops, erklärt Solgit: dass sich die Kinder in ihrer Freizeit mit kreativen Projekten beschäftigen. In der Turnhalle muss sie niemand darum bitten. Nach den Pyramiden probieren sie aus, wozu sie gerade Lust haben. Einige üben eine kleine Choreografie ein, andere fahren Einrad oder binden sich bunte Tücher an die Füße und schlagen Räder.

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