Reden wir über:Das Geheimnis eines guten Chors

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Rückkehr als Rentner: Yoshihisa Kinoshita. (Foto: Gregor Miklik/oh)

Yoshihisa Kinoshita gibt am Sonntag in Waldram ein Revival-Konzert mit den "Voices in Tune".

Interview von Sophia Coper, Wolfratshausen

Nachdem der langjährige Leiter des Wolfratshauser Kinderchors, Yoshihisa Kinoshita, vergangenes Jahr in Rente gegangen ist, steht er diesen Sonntag wieder mit dem einstigen Jugendensemble Voices in Tune auf der Bühne.

SZ: Herr Kinoshita, haben Sie sich im Datum geirrt? Offiziell auferstanden wird doch erst zwei Wochen später.

Yoshihisa Kinoshita: (lacht) Da haben Sie Recht, aber unser Konzert hat mit dem Osterfest nichts zu tun. Wir treten bloß nach sehr langer Zeit erstmalig wieder gemeinsam auf.

Wie kam es zu der Entscheidung, die "Voices in Tune" erneut auf der Bühne zu versammeln?

Aus dem Wolfratshauser Kinderchor, den ich 1989 übernommen habe, ist um die Jahrtausendwende ein Jugendchor entstanden — die Voices in Tune. Zu den Feierlichkeiten meines Renteneintritts gab es letztes Jahr ein Wochenende mit mehreren Konzerten, und die Anfangsformation dieses Chors ist dabei gewesen. Mittlerweile sind das keine Jugendlichen mehr, sondern gestandene Erwachsene zwischen Mitte 30 und 40.

Obwohl so viel Zeit vergangen ist, haben wir unsere besondere Basis von damals sofort gespürt. Wir haben gemerkt, wie schön wir immer noch zusammen musizieren können. So ist der Wunsch entstanden, ein Revival-Konzert mit dem ursprünglichen Ensemble zu veranstalten.

Was kann das Publikum am 17. März erwarten?

Wir treffen uns von Freitagnachmittag bis Sonntag und können in der Zeit natürlich kein neues Programm erarbeiten. Während der Proben wird sich zeigen, was möglich ist und wie viel wir schaffen. Es ist ein Experiment. Ich habe ähnliche Projekte schon mit fremden Chören gemacht, aber in diesem Fall ist es für mich etwas Besonderes, da es der erste Jugendchor ist, der aus dem Kinderchor erwachsen ist.

Was macht das Geheimnis eines guten Chors aus?

Meiner persönlichen Meinung nach muss die Basis eine gute Gemeinschaft sein, deren Mitglieder sich gegenseitig respektieren und im Kern wahrnehmen. Ich bin der Überzeugung, dass Menschen in erster Linie so akzeptiert werden wollen, wie sie sind. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Es herrschen so viele gesellschaftliche Erwartungen, die wir an uns selbst und an andere stellen.

Ich habe es daher stets als meine Aufgabe erachtet, das Wesen der Kinder zu achten und zu schützen. Das ist eine Idealvorstellung, aber für mich ein wichtiger Anspruch. Wenn ein Ensemble nur zusammenkommt, um keine Fehler zu machen und Applaus zu bekommen und diese vertrauensvolle Ebene fehlt, dann ist es für mich kein guter Chor. Ich würde sogar behaupten, dass der Klang anders ist, wenn die Menschlichkeit da ist - oder fehlt.

Wird es weitere Aufführungen geben?

Ich schließe es nicht aus, aber genau weiß das keiner. Da kommen wir wieder auf Erwartungen zu sprechen. Alle im Ensemble sind älter geworden, haben Familien gegründet und Erfahrungen gesammelt. Man kann nicht davon ausgehen, dass es sich genauso anfühlt wie vor 20 Jahren. Ich bin gespannt darauf, wie wir miteinander sein werden. Aber ich bin mir sicher, dass es schön sein wird.

Das Revival-Konzert beginnt am Sonntag, 17. März, um 19 Uhr in der Kirche Sankt Josef der Arbeiter in Waldram. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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