Wolfratshausen:Umfahrungsvorschlag stößt auf taube Ohren

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Die Unternehmervereinigung wendet sich mit einer eigenen Trassenvariante an die Städte Wolfratshausen und Geretsried. Die Reaktionen fallen kühl bis unverbindlich aus.

Matthias Köpf

Die Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW) dringt weiter auf eine Umgehungsstraße für Wolfratshausen, sieht sich darin aber von der Stadtspitze ausgebremst. So hat der UWW-Vorsitzende Christian von Stülpnagel am 16. Mai einen Brief mit einem Trassenvorschlag ins Rathaus geschickt - und von der Stadt nach eigenen Angaben seither nichts Sachdienliches mehr dazu gehört. Im Rathaus war der Vorschlag eher verstimmt aufgenommen worden, weil die UWW ihn mit einiger Kritik und dem Appell zur Zusammenarbeit mit Geretsried verbunden hatte.

Wo die Kreisstraße von Gelting auf die B 11 trifft, könnte nach der Vorstellung der Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen eine neue Umfahrung geradeaus bis zur Isarau weiterführen, um dort nach Norden zu schwenken. So soll sie auch den Unternehmen in Gelting und Geretsried dienen. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Stadtrat habe den Vorschlag vom Mai wohl Ende Juli in seiner nicht öffentlichen Sitzung zum Verkehrskonzept angesprochen, sagt von Stülpnagel, der sich davon indes nicht allzu viel erhofft. Seit Jahrzehnten werde über eine Umgehung geredet, da werde der Stadtrat kaum "in zweieinhalb Stunde das goldene Ei legen". Dass die UWW mit ihrem Vorschlag selbst dieses goldene Ei gelegt habe, nimmt von Stülpnagel aber auch nicht in Anspruch. So sei es vor allem darum gegangen, die Debatte wieder in Gang zu bringen.

Den Trassenvorschlag bezeichnet von Stülpnagel als "Ost-West-Entlastung" für Wolfratshausen. Die Umfahrung würde demnach an der Straßenmeisterei von der Äußeren Sauerlacher Straße abzweigen und zwischen der Isarau und den Siedlungen Farchet und Waldram nach Süden führen, um zwischen Waldram und dem unteren Gut Buchberg westwärts abzuknicken und auf Höhe der Kreisstraße nach Gelting auf die B 11 zu treffen. Farchet und Waldram könnten eine gemeinsame oder je eine eigene Ausfahrt auf die Umgehung erhalten. Die Anbindung an die Autobahn ließe sich laut von Stülpnagel womöglich entlang der künftigen S 7-Trasse über das Geltinger Feld abkürzen.

Der südliche Abschnitt der Umgehung läge in jeden Fall auf Geretsrieder Gebiet, was beide Städte zur Zusammenarbeit zwänge. Schließlich käme die Straße auch beiden Städten zugute, sagt von Stülpnagel. Denn neben dem Durchgangsverkehr von der Garmischer zur Salzburger Autobahn und den Wolfratshausern selbst diene die Umfahrung vor allem den Betrieben im Geretsrieder Norden und im Geltinger Gewerbegebiet, die so besser Richtung Osten an die A 8 angebunden wären. Das Interesse der UWW liege im wirtschaftlichen Ausbau des Mittelzentrums "Wir bitten beide Städte, hier gemeinsam zügig voran zu gehen", schließt von Stülpnagel seinen Brief an die beiden Bürgermeister.

Die Reaktion aus Geretsried ist freundlich und unverbindlich. Eine Umfahrung für Wolfratshausen werde seit langem diskutiert, "und wir sind bereit, dabei zu helfen, wo wir können", sagt Zweiter Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU). Die Initiative müsse aber von Wolfratshausen ausgehen. Im dortigen Rathaus ist in Abwesenheit von Bürgermeister Helmut Forster (BVW) weder von seinem Stellvertreter Peter Plößl (CSU) noch vom Bauamt mehr zu erfahren, als dass das Thema jüngst besprochen worden sei. Auf das Angebot der UWW, die fachliche Bewertung ihres Vorschlags mit 5000 Euro zu unterstützen, gab es laut von Stülpnagel keine Reaktion.

Winfried Zick vom Staatlichen Bauamt in Weilheim bezeichnet de n Vorschlag derzeit als bloßen Strich auf dem Stadtplan. Jenseits aller politischen und finanziellen Einwände gäbe er ihm aber zumindest in technischer Hinsicht Chancen. So liege die Trasse großteils außerhalb des Naturschutzgebietes entlang der Isar und schneide dieses ansonsten nur leicht an, sagt Zick und weist auf den nötigen Lärmschutz für Farchet und Waldram hin. Zugleich wissen sowohl Zick als auch von Stülpnagel, dass diese Trasse gegen großen Widerstand der Anwohner und vieler Naturschützer durchgesetzt werden müsste. Zudem wollen laut Zick weder der Bund noch der Freistaat die Straße auf eigene Rechnung bauen. "Wir haben das in keinem Ausbauplan."

© SZ vom 04.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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